(Neu: Bücher voll.)

HAMBURG (dpa-AFX) - Der Hamburger Windkraftanlagenhersteller Senvion nimmt einen neuen Anlauf an die Börse. Nicht einmal eine Woche nach dem Abbruch des ersten Versuchs legte das Unternehmen am Montag einen neuen Plan vor, der allerdings nun deutlich kleiner ausfällt. Im besten Fall soll der Börsengang nun noch knapp 318 Millionen Euro einbringen, das ist nicht einmal die Hälfte des ursprünglich angestrebten Volumens. Senvion gab an, die Privatplatzierung aufgrund "zahlreicher Investorenanfragen" wieder aufzunehmen.

Jetzt soll ganz schnell gehen. Schon an diesem Mittwoch sollen die Aktien erstmals an der Frankfurter Wertpapierbörse gehandelt werden. Nach Angaben der Bank of America, die den Börsengang maßgeblich managt, waren die die Bücher schon am Montagvormittag voll. Auch für die Mehrzuteilungsoption gab es genügend Nachfrage. Damit werden nun rund 18,7 Millionen Aktien im Rahmen der Privatplatzierung veräußert. Ursprünglich wollte Senvion fast 30 Millionen Stück auf den Markt werfen. Auch die Preisspanne hat das Unternehmen deutlich gesenkt. Die Papiere sollen nun zu 15,50 bis 17 Euro nach zuvor 20 bis 23,50 Euro verkauft werden.

Bei dem ehemals als Repower bekannten Hamburger Unternehmen haben die Finanzinvestoren Centerbridge und Arpwood das Sagen. Wenn alle zum Verkauf stehenden Aktien einen Abnehmer finden, würde der Streubesitz bei knapp 29 Prozent liegen.

Angesichts der Turbulenzen an den Kapitalmärkten in den ersten Monaten dieses Jahres ist das Umfeld für Börsengänge schwierig. Zuletzt hatte sich der Dax aber wieder gefangen. Trotzdem sagte Senvion den ursprünglich für vergangenen Freitag geplanten Börsengang ab.

Kurz zuvor waren Ermittlungen gegen Vorstandschef Jürgen Geissinger bekannt geworden. Dies hatte laut Unternehmen aber nichts mit der Absage zu tun. Bei den Ermittlungen geht es um Geissingers Zeit als Chef des Autozulieferers Schaeffler und betrifft auch andere damalige Schaeffler-Mitarbeiter. Die Staatsanwaltschaft Würzburg untersucht unter anderem die Aufarbeitung von zurückliegenden Korruptionsfällen. Geissinger gibt an, die entsprechenden Vorfälle lückenlos aufgearbeitet zu haben. Ihm selbst wird nach eigener Angabe nicht vorgeworfen, persönlich bestochen zu haben.

Senvion war unter dem Namen Repower bereits bis 2011 an der Börse. Der indische Suzlon-Konzern hatte Repower 2007 nach einem aufsehenerregenden Übernahmekampf gegen die französische Areva-Gruppe für 1,3 Milliarden Euro übernommen und später die verbliebenen Aktionäre herausgekauft.

Wegen finanzieller Schwierigkeiten verkauften die Inder Anfang 2015 den Windkraftbauer für rund eine Milliarde Euro an Centerbridge und Arpwood. Senvion machte nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr einen Umsatz von gut 2,1 Milliarden Euro. Vor Zinsen und Steuern (Ebit) sowie um Sonderposten bereinigt erzielte der Konzern demnach einen Gewinn von 154 Millionen Euro./enl/men/stb