LONDON (awp international) - Der britische Konsumgüterkonzern Reckitt Benckiser ist im vergangenen Jahr nur dank seiner jüngsten Übernahme und positiver Wechselkurse kräftig gewachsen. Auf vergleichbarer Basis stagnierten die Geschäfte hingegen erstmals in der Geschichte des Unternehmens. 2018 will Reckitt Benckiser wieder wachsen - gab jedoch eine konservative Prognose aus. Investoren zeigten sich enttäuscht. Die Aktie fiel am Montag nach Veröffentlichung der Zahlen zeitweilig auf ein Zweijahres-Tief.

Einen stagnierenden Umsatz hatte es bislang in der Firmengeschichte von Reckitt noch nicht gegeben. Investoren seien nun besorgt, ob die versprochene Trendwende wirklich auf den Weg gebracht sei, hiess es am Markt.

Für das laufende Jahr peilt Reckitt Benckiser einen Umsatz auf vergleichbarer Basis von zwei bis drei Prozent an. Anleger hatten sich mehr erhofft. Morgan Stanley nannte den Ausblick "konservativ". Goldman Sachs sieht vor allem Risiken mit Blick auf die Profitabilität im laufenden Jahr. Die Aktie fiel am Mittag um 6,43 Prozent auf 6146 Pence und weitete damit ihre Vormittagsverluste aus.

Der Konzern befindet sich im Umbau. Die Schaffung von zwei Sparten - Gesundheit und Hygiene - würden für ein langfristiges Wachstum sorgen, sagte Unternehmenschef Rakesh Kapoor. Zudem liege die Integration von Mead Johnson im Zeitplan. Die Briten hatten den US-Babynahrungshersteller im Juni für 16,6 Milliarden Dollar gekauft. Die Synergieziele wurden von 250 Millionen auf 300 Millionen Dollar erhöht, wie das Unternehmen weiter mitteilte. Nach der Übernahme verkaufte Reckitt Benckiser seine Lebensmittelabteilung an den US-Gewürzhersteller McCormick & Co für 4,2 Milliarden Dollar.

Im vergangenen Jahr kletterte der Umsatz nur dank der Übernahmen um gut ein Fünftel auf 11,5 Milliarden Britische Pfund (knapp 13 Milliarden Euro), wie das Unternehmen in London weiter mitteilte. Bereinigt um Zu- und Verkäufe sowie Wechselkurseffekte verharrten sie auf dem Niveau des Vorjahres. Reckitt Benckiser machten unter anderem Cyberangriffe zu schaffen. Zudem floppte die Einführung neuer Produkte der Fusspflegemarke Scholl. Das Unternehmen, zu dem ausserdem noch Marken wie Dettol oder Durex gehören, hatte bereits bei Vorlage der Zahlen zum dritten Quartal im Oktober seine Umsatzerwartung dementsprechend gesenkt. Im vierten Quartal kehrte Reckitt Benckiser mit einem leichten Plus von 2 Prozent auf vergleichbarer Basis auf den Wachstumspfad zurück.

Der um Sondereffekte bereinigte operative Gewinn verbesserte sich 2017 vor allem dank des Zukaufs um 18 Prozent auf 3,1 Milliarden Pfund. Unter dem Strich fiel ein Gewinn von knapp 6,2 Milliarden Pfund an. Hier profitierte das Unternehmen von Milliardenerlösen durch den Verkauf der Lebensmittelsparte./nas/mne/fba