So wie die Branchenriesen Chevron, Shell oder Total dampfen auch die Österreicher ihre Investitionen ein und treten auf die Kostenbremse. Insgesamt sollen - auch durch weitere Maßnahmen - vier Milliarden Euro gespart werden. "Dieses Maßnahmenpaket stellt die Handlungsfähigkeit des OMV-Konzerns in dieser wirtschaftlich herausfordernden Situation sicher", sagte Konzernchef Rainer Seele am Donnerstag. Neben der Coronakrise machen den Ölkonzernen auch die niedrigen Öl- und Gaspreise zu schaffen.

Österreichs größter Industriekonzern kürzt nun seine Investitionen im laufenden Jahr um eine halbe Milliarde Euro auf unter zwei Milliarden Euro. Zudem werden Projekte mit einem Volumen von 1,5 Milliarden Euro in das nächste Jahr verschoben. Die Kosten sollen um rund 200 Millionen Euro gesenkt werden. An der Wiener Börse verloren die OMV-Papiere im Topsegment ATX 3,7 Prozent auf 24,7 Euro. Im Vergleich zum Vorjahr haben die Aktien beinahe die Hälfte ihres Werts verloren.

Mehr Luft verschaffte sich OMV auch bei der Finanzierung ihres jüngsten über vier Milliarden Euro schweren Zukaufs. Mit dem Staatsfonds Mubadala aus Abu Dhabi wurde vereinbart, dass der Kaufpreis für ein weiteres Aktienpaket am Chemiekonzern Borealis in zwei Tranchen gezahlt werde. Beim Abschluss der Transaktion fließen vorerst 2,34 Milliarden Dollar. Weitere 2,34 Milliarden Dollar können bis spätestens Jahresende 2021 mit einer marktüblichen Verzinsung gezahlt werden. Die staatliche Investmentgesellschaft ist neben der österreichischen Staatsholding Öbag der zweitgrößte Aktionär bei der OMV.

Durch den Zukauf, der zu den größten eines österreichischen Unternehmens überhaupt zählt, stärkt die OMV zwar ihre Position im Bereich Petrochemie. Durch den Kauf steigt aber auch der Verschuldungsgrad über den Zielwert von rund 30 Prozent. Geld in die Kasse spülen will das Unternehmen nun auch durch den Verkauf von Geschäftsteilen, etwa des Gasnetzbetreibers Gas Connect oder des Tankstellennetzes in Deutschland. Etwa zwei Milliarden Euro sollen durch Verkäufe insgesamt erlöst werden.

Um die Finanzkraft des Unternehmens nicht weiter zu strapazieren, wurden zudem einige milliardenschwere Projekte zeitlich verschoben. Dazu zählt etwa der geplante Einstieg beim russischen Gasfeld Achimov in Westsibirien. Darüber hinaus wurde die Investitionsentscheidung für das Gasfeld Neptun im Schwarzen Meer auf Eis gelegt.