c88f8fdd-85f6-4685-ab43-980f26694b8d.pdf IKB-Kapitalmarkt-News - Brexit belastet mittelfristig Geschäftsklima und Konjunkturausblick in Deutschland 24. Juni 2016

Dr. Klaus Bauknecht klausdieter.bauknecht@ikb.de

Die britische Entscheidung für einen Austritt aus der EU überschattet die heutige Veröffentlichung des ifo Geschäftsklimas für Juni 2016. So hat sich die Stimmung der deutschen Unternehmen im Vorfeld des britischen Referendums erneut deutlich verbessert. Das ifo Geschäftsklima ist von 107,8 Punkten im Mai auf 108,7 Punkte im Juni angestiegen. Damit ist der Index besser ausgefallen, als von der Konsensmeinung erwartet. Die Unternehmer waren etwas zufriedener mit ihrer aktuellen Geschäftslage und die Geschäftsaussichten wurden deutlich positiver beurteilt. In den kommenden Monaten ist mit einem deutlichen Rückgang des ifo-Index zu rechnen, da sich Unsicherheit breit macht und vor allem die Investitionsbereitschaft belastet dürfte. Hinzu kommen die absehbare Eintrübung der britischen Konjunktur sowie entsprechende Auswirkungen auf die Wirtschaft der EU, die den deutschen Export dämpfen sollten. Ausfuhren und die Nachfrage nach Investitionsgütern werden somit vor allem im dritten Quartal 2016 aber möglicherweise auch in den folgenden Quartalen voraussichtlich rückläufig sein. Dank des positiven Konsumumfelds ist jedoch von keinem erheblichen Einbruch der deutschen Wirtschaft auszugehen.

Abb. 1: Warenstruktur deutscher Ausfuhren nach Großbritannien 2015, in % des Gesamtvolumens

4,4%

3,8%

Maschinenbau ,Elektrotechnik u. Fahrzeuge

5,8%

Chemische Erzeugnisse

8,8%

Bearbeitete Waren

10,7%

50,0%

Verschiedene Fertigwaren

Mineral. Brennstoffe, Schmiermittel

15,0%

Lebende Tiere und Nahrungsmittel

Andere Waren

Quelle: Statisitisches Bundesamt

Großbritannien ist nach den USA und Frankreich der drittgrößte Handelspartner Deutschland, sodass eine absehbare konjunkturelle Eintrübung die Exportnachfrage durchaus belasten wird, vor allem wenn andere bedeutende Exportmärkte wie die USA ebenfalls einen schwächeren Konjunkturverlauf zeigen. Doch wie bereits in der Ukraine-Krise zu beobachten war: der Vertrauensverlust wirkt stärker auf die deutsche Wirtschaft, was die Nachfrage nach Investitionsgütern belastet und damit vor allem Ausrüstungsinvestitionen unter Druck setzt. Auch die Kreditnachfrage dürfte in einem solchen Umfeld eher verhalten bleiben.

IKB-Studien haben gezeigt, dass die Implikationen eines Einbruchs der britischen Wirtschaft als Folge eines chaotischen und dissonanten Austritts der Briten aus der EU nicht zu unterschätzen sind, vor allem wenn dieser weitreichende Folgen für die EU mit sich bringt. Dabei geht es vor allem um die weitere Entwicklung der EU bzw. um ihre Zukunft (siehe IKB-Kapitalmarkt- News 24.06.2016). In solch einem Umfeld würde auch die deutsche Konjunktur zunehmend belastet werden. Allerdings bleibt diese Entwicklung eher ein Worst-Case-Szenario, da weder die EU noch Großbritannien ein Interesse daran haben sollten, dogmatisch vorzugehen. Vielmehr geht es darum, größtmögliche konjunkturelle Stabilität zu gewährleisten. Jedoch ist die Gefahr, die sich aus den aktuellen Entwicklungen für die EU ergibt, nicht zu unterschätzen, vor allem gerade dann, wenn die britische Wirtschaft entgegen den Erwartungen keine wirtschaftliche Eintrübung in den kommen Monaten erfahren sollte. Anders ausgedrückt: Die EU braucht eine Rezession in Großbritannien, um ihre Verhandlungsposition nicht nur gegenüber dem Inselstaat zu stärken, sondern auch, um andere EU-Mitglieder von einer Nachahmung abzuschrecken und um eine schnelle Einigung sicherzustellen.

in %

6,0

4,0

2,0

0,0

-2,0

-4,0

-6,0

-8,0

Abb. 2: Reales BIP-Wachstum; in % zum Vorjahr

2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015

Euro-Zone Deutschland Großbritannien

Quelle: E.I.U.

Fazit
  • Auch wenn die finale Ausgestaltung des Brexit noch offen ist, ist dennoch davon auszugehen, dass die verhandeln- den Parteien versuchen werden einen Weg zu finden, der die Handelsströme am wenigsten belastet. Dennoch bleibt eine gewisse Unsicherheit über die Auswirkungen des Brexit auf die EU. Vieles spricht für ein abnehmendes Unter- nehmervertrauen und damit eine sinkende Nachfrage nach deutschen Investitionsgütern bzw. einen erneuten Rück- gang bei den deutschen Ausrüstungsinvestitionen.

  • Das heute veröffentlichte ifo Geschäftsklima, das sich im Juni erfreulich entwickelt hat, wird sicher in den nächsten Monaten deutlich nachgeben. Da die Wirtschaft aktuell durch den privaten Konsum gestützt wird, sollten kurzfristige Konsequenzen für die deutsche Konjunktur allerdings nicht überbewertet werden. Die IKB hat dennoch ihre Wachs- tumsprognosen für Deutschland nach unten revidiert und erwartet nun ein kalenderbereinigtes BIP-Wachstum von 1,5

% (vorher 1,7 %) in diesem Jahr und 1,3 % (vorher 1,8 %) im Jahr 2017. Das Prognoserisiko bleibt angesichts der Unsicherheiten weiterhin abwärts gerichtet.

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24. Juni 2016

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Vorstand: Claus Momburg, Dr. Jörg Oliveri del Castillo-Schulz, Dirk Volz

IKB Deutsche Industriebank AG veröffentlichte diesen Inhalt am 24 June 2016 und ist allein verantwortlich für die darin enthaltenen Informationen.
Unverändert und nicht überarbeitet weiter verbreitet am 24 June 2016 13:53:09 UTC.

Originaldokumenthttps://www.ikb.de/GetDocument?newsGuid=4da0561d-c2c5-404f-b01d-0393133c253f&filename=160624_IKB-Kapitalmarkt-News_ifo+Geschäftsklima.pdf

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