HANNOVER (dpa-AFX) - Der Versicherungskonzern Talanx will seine Aktionäre nach dem Hurrikan-Jahr 2017 mit einer erhöhten Dividende bei der Stange halten. Zwar brach der Überschuss angesichts der immensen Katastrophenschäden um rund ein Viertel auf 672 Millionen Euro ein, wie der MDax-Konzern mit Marken wie HDI und Neue Leben am Montag in Hannover mitteilte. Dennoch sollen die Aktionäre je Anteilsschein eine Ausschüttung von 1,40 Euro erhalten. Das sind 5 Cent mehr als ein Jahr zuvor und mehr als im Schnitt von Analysten erwartet.

Nach dem Handelsstart gewann die Talanx-Aktie am Morgen 2,33 Prozent an Wert. Hauptnutznießer der erhöhten Dividende ist der Haftpflichtverband der Deutschen Industrie (HDI), ein Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit, dem rund 79 Prozent der Talanx-Aktien gehören.

Einen Gewinn von rund 670 Millionen hatte die Konzernführung bereits Anfang Februar in Aussicht gestellt. Für 2018 peilt Vorstandschef Herbert Haas weiterhin einen Überschuss von 850 Millionen Euro an. Analysten gehen schon von knapp 890 Millionen aus. Die Dividende will der Vorstand auch dann mindestens stabil halten. Haas gibt den Chefposten im Mai nach fast zwölf Jahren an seinen Vorstandskollegen Torsten Leue ab, der bisher das internationale Privat- und Firmenkundengeschäft leitet. Haas soll an die Spitze des Aufsichtsrats wechseln.

2017 hatten vor allem Schäden durch die Wirbelstürme "Harvey", "Irma" und "Maria" in den USA und der Karibik die weltweite Versicherungsbranche hart getroffen. Insgesamt summierten sich die Schäden laut Haas auf 134 Milliarden US-Dollar (109 Mrd Euro) - so viel wie noch nie in der Geschichte der Branche. Bei Talanx musste vor allem die Rückversicherungstochter Hannover Rück für die Begleichung der Schäden tief in die Tasche greifen. Talanx gehört gut die Hälfte des weltweit drittgrößten Rückversicherers.

Konzernweit summierten sich die Großschäden 2017 bei Talanx und Hannover Rück auf rund 1,6 Milliarden Euro. Mit 492 Millionen Euro musste Talanx auch in der Erstversicherung fast doppelt so viel für Großschäden bezahlen wie ein Jahr zuvor.

Im Gesamtkonzern stiegen die Prämieneinnahmen 2017 zwar um sechs Prozent auf 33,1 Milliarden Euro. Im Schaden- und Unfallgeschäft reichten sie dennoch nicht aus, um die Aufwendungen für Schäden, Verwaltung und Vertrieb zu decken. Die kombinierte Schaden-Kosten-Quote stieg von 95,7 auf 100,4 Prozent und überschritt damit die kritische 100-Prozent-Marke. Dies lag vor allem an der von Großschäden gebeutelten Industrieversicherung und dem Privat- und Firmenkundengeschäft in Deutschland, das mitten in der Sanierung und Umbau steckt.

Die Hannover Rück hatte ihre Großschäden mit der Auflösung alter Schadenrückstellungen abgefedert. Zudem verkaufte sie sämtliche Aktien aus ihren Kapitalanlagen mit dickem Gewinn, was auch das Kapitalanlageergebnis des Talanx-Konzerns 2017 kräftig nach oben trieb.

Haas sprach angesichts der Umstände von einem "zufriedenstellenden Konzernergebnis". Fortschritte sieht er im Privatkundengeschäft im In- und Ausland. Das Ziel, bis 2018 mehr als die Hälfte der Prämien in der Erstversicherung im Ausland zu erzielen, habe Talanx mit 52 Prozent bereits 2017 erreicht.

Im laufenden Jahr will Haas die Bruttoprämien auf Basis konstanter Wechselkurse um mehr als 2 Prozent nach oben treiben. Die Kapitalanlagerendite soll mindestens 3,0 Prozent erreichen, nachdem sie 2017 durch den Sondergewinn aus dem Aktienverkauf bei der Hannover Rück auf 4,0 Prozent gestiegen war. Den Versicherern machen seit Jahren die anhaltenden Niedrigzinsen zu schaffen. Wie andere Unternehmen hat sich Talanx deshalb aus dem Neugeschäft mit klassischen Lebens- und Rentenversicherungen mit Garantiezins zurückgezogen./stw/men/jha/

Unternehmen im Artikel: Hannover Rückversicherung, Talanx AG