WASHINGTON (awp international) - Von den führenden Notenbankern der USA hat nun auch die Nummer drei eine vorsichtige Zinspolitik signalisiert. Es sei sogar eine Anpassung in der Rückführung der nach wie vor aufgeblähten Notenbankbilanz möglich, sagte der Chef der New Yorker Notenbank, John Williams, am Freitag in New Jersey. Nach dem Chef der US-Notenbank Fed, Jerome Powell, und dessen Stellvertreter, Richard Clarida, gilt der Fed-Chef von New York als drittwichtigster amerikanischer Notenbanker.

Der konjunkturelle Rückenwind habe etwas an Kraft verloren, der Leitzins nähere sich Normalniveau und die Inflation sei verhalten, sagte Williams. "Der Ansatz, den wir brauchen, umfasst Vorsicht, Geduld und gutes Urteilsvermögen." Das Motto "Datenabhängigkeit" sei "relevanter als je zuvor", unterstrich er die Bedeutung von Konjunkturdaten für die Geldpolitik. Allerdings werden zurzeit wegen des teilweisen Verwaltungsstillstands in den USA deutlich weniger Konjunkturdaten veröffentlicht als üblich.

Die Fed könne auch ihre Bilanzpolitik überprüfen, falls dies notwendig werden sollte, ergänzte Williams. Damit spielt der Notenbanker auf die schon länger laufende Reduzierung der aufgeblähten Fed-Bilanz an - ein Erbe der Finanz- und Wirtschaftskrise. Dieser Abbau wirkt für sich genommen wie eine Straffung der Geldpolitik, in der Tendenz also wie Zinsanhebungen.

Williams betonte, dass die Geldpolitik der Fed nicht vorgezeichnet sei. Wenn das Wachstum nachhaltig bleibe, könnten höhere Leitzinsen "zu einem gewissen Zeitpunkt" erforderlich werden. "Wenn sich jedoch die Bedingungen als weniger robust herausstellen, werde ich meine Ansicht entsprechend anpassen." Das spricht für eine vorsichtige und abwartende Vorgehensweise der Fed./bgf/jkr/fba