NEW YORK (Dow Jones)--Die Wall Street hat am Mittwoch eine erstaunliche Widerstandsfähigkeit demonstriert. Gleichwohl verhinderte ein als unerwartet falkenhaft interpretiertes Sitzungsprotokoll der US-Notenbank höhere Gewinne an den US-Börsen. Der Dow-Jones-Index stieg um 0,4 Prozent auf 33.270 Punkte, S&P-500 und Nasdaq-Composite gewannen 0,8 bzw. 0,7 Prozent. An der Nyse standen 2.451 (Dienstag 1.857) Kursgewinnern 685 (1.291) -verlierer gegenüber. Unverändert schlossen 72 (61) Titel.

Anleger hofften auf eine etwas weniger forsche Zinserhöhungspolitik der US-Notenbank, wurden aber mit dem Sitzungsprotokoll auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Dennoch hielt sich die Hoffnung in abgespeckter Form bis zum Handelsschluss. Denn die Stimmung in der US-Industrie hatte sich im Dezember den vierten Monat in Folge eingetrübt, der ISM-Index sank einen Tick stärker als veranschlagt auf das tiefste Niveau seit Mai 2020. Der Subindex der Preise gab indes deutlicher nach. Die gesunkenen offenen Stellen im November passten da nur bedingt ins Bild, denn letztlich untermauerten sie den engen Arbeitsmarkt.

Händler verwiesen aber auch auf Entspannungssignale der Inflation in Europa. Begünstigt wurde die Hoffnung auf weiter nachlassenden Inflationsdruck durch erneut drastisch gesunkene Öl- und Gaspreise. US-Notenbank-Mitglied Neel Kashkari sah zudem verstärkte Anzeichen für das Überwinden der Inflationsspitze.

Doch mit dem Fed-Protokoll wurden diese Annahmen auf eine harte Bewährungsprobe gestellt. Denn die US-Notenbanker waren sich bei ihrem Treffen im Dezember einig, dass eine Zinssenkung 2023 voraussichtlich unangebracht sein wird. Die Fed-Gouverneure verlangten nach deutlich mehr Beweisen für einen nachhaltigen Rückgang der Inflation. Eine langsamere Anhebung der Zinssätze dürfe nicht als Zeichen für eine nachlassende Entschlossenheit der Fed interpretiert werden, die Inflation auf 2 Prozent zu senken.

"Es scheint, dass die Fed-Vertreter weiterhin eine restriktive Haltung einnehmen und besonders besorgt über die angespannte Lage auf dem Arbeitsmarkt sind", sagte CEO Nigel Green des Vermögensverwalters deVere. Auch am Zinsterminmarkt sei das Protokoll falkenhafter als jenes im November interpretiert worden, ergänzte Ryan Sweet von Oxford Economics.


   Anleihen weiter hoch 

Am US-Rentenmarkt wurden erneut Rezessionssorgen gespielt, wodurch wie schon am Vortag die Renditen deutlich sanken und den Aktienmarkt somit stützten. Mit dem Fed-Protokoll reduzierten die Renditen ihre Abschläge leicht.

Auch die Ölpreise standen erneut im Bann der Rezessionsängste und gaben abermals signifikant auf ein Vierwochentief nach. Hier wurde vor allem auf die Covid-Welle in China verwiesen, die die Nachfrage dämpfen könnte. Analysten beobachteten zudem, dass die Prognosen über eine höhere Ölnachfrage zur Stromerzeugung an der US-Ostküste in diesem Winter nicht ganz so eingetreten sind.

Der Dollar-Index gab nach seinem Höhenflug des Vortages nun 0,3 Prozent nach - belastet vom zweitägigen Rutsch der US-Marktzinsen. Der Euro holte einen Großteil seines deutlichen Vortagesverlusts wieder auf. Laut den ING-Analysten ist es unwahrscheinlich, dass der Euro seine jüngste Talfahrt fortsetzt, weil der Gaspreis nachgebe und die Zinsdifferenzen zwischen den USA und der Eurozone geringer würden. Dollarschwäche und erneut gesunkene Marktzinsen befeuerten indes den Goldpreis.


   GE fest 

General Electric (GE) fielen wegen der Ausgliederung einer Sparte nur optisch um 17,4 Prozent. Bereinigt um die Abspaltung wurden die Titel klar fester gehandelt. Die Aktionäre erhielten am Dienstag für je drei GE-Aktien eine Aktie der ausgegliederten Gesundheits- und Medizintechniksparte GE Healthcare Technologies. GE will mindestens 80,1 Prozent der GE-Healthcare-Aktien an die GE-Aktionäre abgeben und den Rest behalten.

Microsoft verloren 4,4 Prozent, nachdem die UBS die Aktien abgestuft hatte. Die Analysten befürchten, dass die Wachstumsmaschine des Technologieriesen, Azure, zu schwächeln beginne. Die Aktien des SAP-Wettbewerbers Salesforce präsentierten sich mit einem Aufschlag von 3,6 Prozent. Im Handel verwies man auf Pläne des Unternehmens, im Rahmen eines Restrukturierungsplans 10 Prozent der Belegschaft zu entlassen und eine Reduzierung der Bürofläche auf bestimmten Märkten zu vollziehen.

Das Papier des Technologiekonzerns Meta Platforms (+2,1%) zeigte sich von einer Strafzahlung über 390 Millionen Euro in Irland unbeeindruckt. Die Facebook-Muttergesellschaft plant, gegen das Urteil und die Geldbußen Berufung einzulegen.

NGL Energy rückten um 21,9 Prozent vor. Der Dienstleister für Energie- und Versorgungsunternehmen hat den Ausblick für das Fiskaljahr 2023 angehoben. Progress Software reagierten mit einem Plus von 0,9 Prozent auf die Mitteilung, für 355 Millionen Dollar Marklogic zu übernehmen. Vom Zukauf des Datenmanagers erwartet sich Progress jährlich 100 Millionen mehr Umsatz.


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INDEX                 zuletzt        +/- %       absolut      +/- % YTD 
DJIA                33.269,77        +0,4%        133,40          +0,4% 
S&P-500              3.852,95        +0,8%         28,81          +0,4% 
Nasdaq-Comp.        10.458,76        +0,7%         71,78          -0,1% 
Nasdaq-100          10.914,80        +0,5%         52,16          -0,2% 
 
US-Anleihen 
Laufzeit              Rendite     Bp zu VT    Rendite VT      +/-Bp YTD 
2 Jahre                  4,34         -2,9          4,37           -7,9 
5 Jahre                  3,85         -5,9          3,90          -15,5 
7 Jahre                  3,77         -6,8          3,84          -19,6 
10 Jahre                 3,68         -6,1          3,74          -19,7 
30 Jahre                 3,80         -4,5          3,84          -17,3 
 
DEVISEN               zuletzt        +/- %  Mi, 8:55 Uhr  Di, 17:29 Uhr  % YTD 
EUR/USD                1,0604        +0,5%        1,0599         1,0549  -0,9% 
EUR/JPY                140,69        +1,8%        137,98         137,99  +0,2% 
EUR/CHF                0,9862        -0,1%        0,9841         1,0667  -0,4% 
EUR/GBP                0,8795        -0,2%        0,8808         0,8805  -0,6% 
USD/JPY                132,67        +1,3%        130,17         130,84  +1,2% 
GBP/USD                1,2058        +0,7%        1,2034         1,1981  -0,3% 
USD/CNH (Offshore)     6,9017        -0,3%        6,8937         6,9229  -0,4% 
Bitcoin 
BTC/USD             16.797,67        +0,8%     16.862,73      16.624,60  +1,2% 
 
ROHÖL                 zuletzt  VT-Settlem.         +/- %        +/- USD  % YTD 
WTI/Nymex               73,18        76,93         -4,9%          -3,75  -8,8% 
Brent/ICE               77,96        82,10         -5,0%          -4,14  -9,3% 
GAS                            VT-Settlem.                      +/- EUR 
Dutch TTF               64,00        72,31        -11,5%          -8,31  -2,7% 
 
METALLE               zuletzt       Vortag         +/- %        +/- USD  % YTD 
Gold (Spot)          1.855,90     1.840,55         +0,8%         +15,35  +1,8% 
Silber (Spot)           23,80        24,08         -1,2%          -0,28  -0,7% 
Platin (Spot)        1.082,28     1.085,50         -0,3%          -3,23  +1,3% 
Kupfer-Future            3,74         3,77         -0,7%          -0,03  -1,9% 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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January 04, 2023 16:12 ET (21:12 GMT)