FRANKFURT (awp international) - Der Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport baut nach der jüngsten Passagierflaute in der Heimat verstärkt auf Billigflieger und seine neuen Airports im Ausland. Dank des Antritts von Ryanair und anderen Billigheimern soll die Zahl der Fluggäste an Deutschlands grösstem Flughafen 2017 wieder merklich steigen, wie Fraport-Chef Stefan Schulte bei der Bilanzvorlage am Freitag in Frankfurt ankündigte. Vor allem aber soll die Übernahme von 14 griechischen Flughäfen den operativen Gewinn befeuern. Schon 2018 kommen zwei Airports in Brasilien hinzu. Dann managt Fraport 26 Flughäfen in aller Welt.

Die Fraport-Aktie legte nach anfänglichen Verlusten kräftig zu und war am frühen Nachmittag mit einem Plus von 3,61 Prozent Spitzenreiter im MDax.

LOCKMITTEL FÜR BILLIGFLIEGER

In Frankfurt setzt Schulte 2017 auf ein wachsendes Angebot von Billigfliegern und klassischen Fluggesellschaften. Nachdem die Zahl der Passagiere im Vorjahr um 0,4 Prozent auf knapp 61 Millionen gesunken war, hat sich der Vorstand für das laufende Jahr eine Steigerung von 2 bis 4 Prozent zum Ziel gesetzt. Dazu sollen neben den neu antretenden Billigfliegern Ryanair, Wizz Air und Sundair auch klassische Linienfluggesellschaften beitragen, wie Schulte klarstellte. Schon deutlich vor Fertigstellung des dritten Terminals 2023 soll die Zahl von 68 Millionen Fluggästen erreicht sein.

2016 hatten sich nach den Terroranschlägen in Europa viele Menschen aus fernen Ländern gegen eine Reise auf den alten Kontinent entschieden. Auch den Einbruch des Türkei-Tourismus bekam der Fraport-Konzern zu spüren - nicht nur in Frankfurt, sondern vor allem am Flughafen in Antalya an der türkischen Riviera.

GEBÜHRENSTREIT MIT LUFTHANSA

Die irische Ryanair, die vergangenes Jahr 117 Millionen Passagiere beförderte und damit mehr als der gesamte Lufthansa-Konzern, will ihr Flugangebot nach dem Start Ende März zur Wintersaison deutlich ausbauen. Fraport könne auf den wachsenden Markt der Billigflieger nicht verzichten, sagte Schulte. Seit neuestem ködert Fraport die Gesellschaften mit Gebührenanreizen für neue Strecken. Etablierte Airlines wettern gegen das neue Gebührensystem. "Wir wollen auf gleichen Strecken gleiche Konditionen", stellte Lufthansa-Chef Carsten Spohr am Donnerstag klar.

Schulte sprach von "konstruktiven Gesprächen" mit der Lufthansa, die Termine reichten bis in den April. Ob Fraport die Gebühren-Nachlässe für neue Strecken im kommenden Jahr neu auflegt, ist dem Manager zufolge noch nicht entschieden. Die Lufthansa möchte 2018 ihre Billigtochter Eurowings nach Frankfurt bringen. Genaue Pläne gibt es aber noch nicht.

REKORD DANK SONDERGEWINNEN

Im vergangenen Jahr erzielte Fraport trotz Problemen in der Heimat und der Türkei einen Rekordgewinn. Unter dem Strich stand ein Überschuss von 375 Millionen Euro und damit 36 Prozent mehr als im Vorjahr. Der operative Gewinn (Ebitda) legte um 24 Prozent auf 1,05 Milliarden Euro zu. Das lag vor allem an der Entschädigung für das Terminal in der philippinischen Hauptstadt Manila, bei dem Fraport vor Jahren enteignet worden war. Zudem trieb der Teilverkauf der Beteiligung am Flughafen St. Petersburg das Ergebnis nach oben.

Der Umsatz ging zwar um ein halbes Prozent auf 2,6 Milliarden Euro zurück - auch weil Fraport die Mehrheit an seinem Frachtabfertiger FCS abgegeben hatte. Die Aktionäre können sich aber auf eine Dividende von 1,50 Euro freuen, 15 Cent mehr als im Vorjahr.

DIE MILLIARDE IM BLICK

Für das laufende Jahr erwartet Schulte nun einen operativen Gewinn zwischen 980 Millionen und 1,02 Milliarden Euro. Das sind mindestens 127 Millionen mehr als 2016, wenn man die Sondergewinne sowie Belastungen durch ein Altersteilzeit-Programm herausrechnet. Der Umsatz soll nun kräftig auf bis zu 2,9 Milliarden Euro wachsen.

Für diesen Sprung baut der Vorstand vor allem auf die Fraport-Flughäfen im Ausland. So rechnet Schulte bis Ostern mit der ersehnten Übernahme von 14 Regionalflughäfen in Griechenland, die 100 Millionen Euro zum Ebitda beitragen sollen. Insgesamt ist Fraport weltweit an zehn Flughäfen aktiv, darunter der Flughafen X'ian in China und der Flughafen Ljubljana in Slowenien. Am Südamerika-Drehkreuz Lima in Peru will das Unternehmen 1,5 Milliarden Euro in eine neue Start- und Landebahn und ein neues Terminal stecken. Erst am Donnerstag erhielt der Konzern den Zuschlag zum Betrieb zweier Flughäfen in Brasilien./stw/stb/she