Der neue Besitzer Shanghai Yiqian Trading will den Airport mit 320 Mitarbeitern im strukturschwachen Hunsrück zum Drehkreuz für Passagiere aus China und für Luftfracht ausbauen. "Im Cargogeschäft erwarten wir mit dem Transport von Lebensmitteln nach Asien gute Geschäfte", sagte Yu Tao Chou, Manager des neuen Besitzers, am Montag in Hahn. Die chinesische Mittelschicht habe großen Appetit auf westliche Waren wie etwa Fleisch, doch könnten die Anbieter vor Ort mit der steigenden Nachfrage nicht mithalten. Gestärkt werden soll auch das stark schrumpfende Passagiergeschäft. Insbesondere Pauschalreisende aus Asien sollen nach Hahn gelockt werden. Wann der rund 120 Kilometer von Frankfurt entfernte Airport mit der Strategie schwarze Zahlen schreiben wird, wollte er nicht verraten.

Shanghai Yiqian Trading zählt in China nach eigenen Angaben zu den führenden Bauunternehmen. Für Freude sorgt der Investor in Rheinland-Pfalz: Das Bundesland kann vorläufig einen Schlussstrich unter das Subventionsprojekt ziehen. Für den Airport-Anteil von 82,5 Prozent erhält die Regierung in Mainz einen niedrigen zweistelligen Millionen-Euro-Betrag. Ganz aus dem Schneider ist das Land aber noch nicht, da bis Mitte des nächsten Jahrzehnts Hilfen von insgesamt 70 Millionen Euro gezahlt werden.

Hahn ist einer der ehemaligen US-Militärflughäfen in Deutschland, die kein tragfähiges Geschäftsmodell gefunden haben. Rheinland-Pfalz musste wiederholt Geld nachschießen. Zweiter Anteilseigener ist mit 17,5 Prozent Hessen. Das Aktienpaket solle bald gekauft werden, sagte Chou.

ANGST VOR NEUEM CHINA-FLOP

Eines des größten Probleme von Hahn ist, dass Hauptnutzer Ryanair seit Jahren sein Angebot dort schrumpft und seine Flugzeuge lieber an großen Flughäfen wie Köln einsetzt. Voriges Jahre zählte Hahn nur noch 2,7 Millionen Passagiere nach knapp vier Millionen vor zehn Jahren. Im zweiten Geschäftsfeld Luftfracht hat sich Hahn einen festen Platz in der Branche erarbeitet und rangiert in Deutschland an fünfter Stelle. Allerdings kämpfen Cargo-Airlines derzeit weltweit wegen Überkapazitäten mit fallenden Preisen.

Zudem ist unter hiesigen Airports nach einigen prominenten Fehlschlägen mit chinesischen Geldgebern die Vorsicht groß. 2014 etwa hatte ein Investor aus dem Reich der Mitte den insolventen Flughafen Lübeck gekauft und wollte dort den Medizintourismus ausbauen. Die Pläne floppten, ein Jahr später war der Airport erneut Pleite. In den Schlagzeilen war auch die Übernahme des Flughafens Parchim in Mecklenburg-Vorpommern 2007 durch einen ansonsten unbekannten chinesischen Geschäftsmann. Der angekündigte Ausbau des alten Militärflughafens in ein Fracht- und Passagierdrehkreuz geht bis heute nur sehr langsam voran. Um nichts dem Zufall zu überlassen, haben die Käufer und Verkäufer für den Hahn-Deal extra die Wirtschaftsprüfer von KPMG zu Rate gezogen. Die Geschäftspläne des neuen Besitzers seien von den eigenen Fachleuten, Rheinland-Pfalz und der Europäischen Kommission geprüft worden, sagte KPMG-Anwalt Carsten Jennert. "Damit wollen wir sicherstellen, dass wir Szenarien wie in Lübeck oder Parchim vermieden können."