Nachhaltigkeitserklärung für den enercity-Konzern

2023

Inhaltsverzeichnis

Über diesen Bericht

3

Nachhaltigkeit im Kern der Strategie

3

Wesentlichkeitsanalyse

6

1.

Umwelt

8

1.1. Nachhaltige Städte und Gemeinden

8

1.1.1

Wärmewende und Kohleausstieg

8

1.1.2.

Elektromobilität

10

1.1.3.

Stromnetzausbau

11

1.1.4.

Breitbandausbau

11

1.1.5.

Neue Unternehmenszentrale:

11

Zweitgrößtes Passivhaus Deutschlands

1.2.

Maßnahmen zum Klimaschutz

13

1.2.1.

Ausbau Stromerzeugung aus erneuerbaren

13

Energieträgern

1.2.2.

Umweltschutz

16

1.3. Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen

17

1.3.1.

Trinkwasserschutz

17

2.

Soziales

18

2.1.

Geschlechtergleichheit

18

2.2. Bezahlbare und saubere Energie

19

2.2.1.

Bezahlbarkeit

19

2.2.2.

Versorgungssicherheit

20

2.2.3.

Unsere Dienstleistungen für die Energiewende

22

2.2.4.

Kund:innenzufriedenheit

23

2.3. Menschenwürdige Arbeit & Wirtschaftswachstum

24

2.3.1.

Mitarbeitende

24

2.3.2.

Regionale Wertschöpfung

28

3.

Governance

29

3.1. Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen

29

3.1.1.

Management und Aufsichtsrat

29

3.1.2.

Beirat

30

3.1.3.

Compliance

30

3.1.4.

Lieferkette und Menschenrechte

31

3.1.5.

Datenschutz und Informationssicherheit

32

3.2.

Partnerschaft zur Erreichung der Ziele

33

Inhaltsverzeichnis

2

Nachhaltigkeitserklärung 2023, enercity-Konzern

Nachhaltigkeits- erklärung für den enercity-Konzern 2023

Über diesen Bericht

Als kommunales Unternehmen übernimmt enercity seit jeher gesellschaftliche Verantwortung. Der enercity-Konzern strebt danach, sich nicht nur wirt- schaftlich, sondern auch in den Bereichen Umwelt- schutz, Soziales und verantwortungsvolle Unterneh- mensführung (Environmental, Social, Governance; kurz: ESG) kontinuierlich zu verbessern und sich an sei- nenFortschrittenindiesenBereichenmessenzulassen.

enercity unterliegt derzeit keinen gesetzlichen Be- richtspflichten im Bereich der nichtfinanziellen Be- richterstattung. Dennoch veröffentlichen wir im nunmehr vierten Jahr in Folge eine Nachhaltigkeits- erklärung auf freiwilliger Basis.

Diese Nachhaltigkeitserklärung orientiert sich an dem Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK) als an- erkanntes Berichtsrahmenwerk. Ferner findet das CSR-Richtlinie-Umsetzungsgesetz (§ 289c-e HGB und 315c HGB) auf freiwilliger Basis Berücksichtigung, das Anforderungen an eine Berichterstattung über Um- welt-, Sozial- und Arbeitnehmer:innenbelange, zur Achtung der Menschenrechte sowie zur Bekämpfung von Korruption und Bestechung definiert. Darüber hinaus bereitet sich enercity bereits vor auf die künf- tigen Berichtspflichten gemäß der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD). Die vorliegende Nachhaltigkeitserklärung antizipiert erste Berichts- elemente, die sich ab dem Geschäftsjahr 2025 für enercity verpflichtend aus den European Sustainability Reporting Standards (ESRS) ergeben.

Berichtsgrenzen

Alle Informationen und Daten beziehen sich auf das Geschäftsjahr 2023, soweit nicht anders ausgewie- sen. Der enercity-Konzern umfasst die enercity AG als Muttergesellschaft sowie ihre Tochterunternehmen.

Die ESRS sehen nicht vor, dass ein Unternehmen über in den Standards adressierte ESG-Aspekte be- richtet, wenn es die betreffenden Aspekte als nicht wesentlich bewertet hat. Die Nachhaltigkeitserklä- rung analysiert die wesentlichen Auswirkungen des Unternehmens auf Mensch und Umwelt. Sie stellt die wesentlichen Nachhaltigkeitsaspekte in Bezug auf die Entwicklung, die Leistung und die Positionierung des Unternehmens dar.

Nachhaltigkeit im Kern der Strategie

Eine lebenswerte Zukunft für die nachfolgenden Generationen zu sichern - das ist die größte gesell- schaftliche Aufgabe unserer Zeit. Als Energiedienst- leistungsunternehmen übernimmt enercity dabei Verantwortung: Gemeinsam mit unseren Kund:innen und Partner:innen aus Wirtschaft, Politik und Gesell- schaft gestalten wir die Energiewelt von morgen. Als Energiedienstleister mit kommunalen Wurzeln fühlen wir uns den Menschen in Hannover und der Region eng verbunden. Darüber hinaus beliefern wir Men- schen und Unternehmen in ganz Deutschland mit Energie und sind in mehr als 300 Kommunen aktiv, insbesondere bei Nahwärmenetzen.

Unser wirtschaftlicher Erfolg schafft Mehrwerte, von denen alle Menschen profitieren, die in Hannover, der Region und Deutschland leben und arbeiten. Über unsere Infrastruktur beliefern wir rund eine Million Menschen mit Wasser, Wärme und Strom. Wir bieten energienahe Services rund um Elektromobili- tät, dezentrale Energieerzeugung, Energieeffizienz, Telekommunikation und smarte Infrastruktur. Von der Windkraftanlage bis zum E-Auto - wir denken Energie als Ganzes und setzen alles daran, die Le- bensqualität unserer Kund:innen durch unser Tun zu verbessern.

Über diesen Bericht

3

Nachhaltigkeitserklärung 2023, enercity-Konzern

Nachhaltigkeit ist ein Kernaspekt unserer Unterneh- mensphilosophie und einer unserer zentralen Unter- nehmenswerte:

Wir setzen unsere gesellschaftliche Verantwortung und nachhaltiges Handeln als selbstverständlich voraus - für eine lebenswerte Zukunft nachfolgender Generationen.

enercity hat sich mit ihrer auf Nachhaltigkeit aus- gerichteten Unternehmensstrategie ambitionierte Ziele gesetzt. Im Kern dieser Strategie steht das Ziel, dass der gesamte Konzern bis 2040 klimaneutral ist. Wir sind entschlossen, den Kohleausstieg bis 2027 konsequent umzusetzen. Das Unternehmen baut die Kapazitäten für erneuerbare Energien in den Berei- chen Wind- und Solarenergie sowie Wärmeversor- gung massiv aus. Dies unterstreicht die Innovations- kraft und das Engagement des Unternehmens für eine nachhaltige Energiezukunft.

Ein weiterer Pfeiler der Strategie ist die Kund:in- nenorientierung. enercity möchte die Anzahl ihrer Kund:innen bis 2030 verdoppeln und sich als füh- rende Anbieterin von nachhaltigen Energielösungen etablieren. Dieser Ansatz erfordert eine starke Aus- richtung auf die Bedürfnisse der Kund:innen. Dabei ist es unser Ziel, die Kund:innen aktiv auf ihrem Weg zur Klimaneutralität zu begleiten und zu unterstüt- zen. Das Entwickeln und das Bereitstellen ganzheit- licher Energielösungen, die den Kund:innen nachhal- tige Alternativen bieten, stehen dabei im Fokus.

Die operative Umsetzung dieser Ziele erfordert ne- ben der Beschleunigung des Ausbaus erneuerbarer Energien auch eine Erweiterung und einen Umbau der Netzinfrastruktur. Diese Schritte sind entschei- dend, um die Integration erneuerbarer Energien zu gewährleisten und eine hohe Versorgungssicherheit zu garantieren. Die Bereitstellung von 7,6 Mrd. EUR für Investitionen in klimaneutrale Energieprodukti- on, Dienstleistungen und Netzinfrastruktur bis 2030 verdeutlicht die Entschlossenheit von enercity, ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.

Um diese Strategie erfolgreich umzusetzen, legt enercity großen Wert auf Innovation und technolo- gischen Fortschritt. Die Förderung von digitalen Lö- sungen und neuen Technologien ist essenziell, um die Effizienz des Unternehmens zu steigern und seine Dekarbonisierung voranzutreiben. enercity strebt zu-

dem eine Vorreiterrolle bei der nachhaltigen Transformation des Energiebereichs an. Als Top-Akteur auf dem deutschen Markt für Onshore-Windkraftan- lagen setzt enercity Benchmarks in der kommunalen Wärmeplanung - und ist bereits hervorragend plat- ziert bei der Energieerzeugungs- und Wärmewende.

Ein weiteres Element unseres Nachhaltigkeitsver- ständnisses ist die kontinuierliche Weiterbildung und Entwicklung der Mitarbeiter:innen. Gezielte Schu- lungsprogramme sollen das Bewusstsein und die Kompetenzen im Bereich Nachhaltigkeit stärken, um so die Belegschaft zu motivieren und sie als Bot- schafter für den Wandel zu gewinnen.

Um die Fortschritte und Erfolge dieser ganzheitlichen Nachhaltigkeitsstrategie transparent und messbar zu machen, setzt enercity auf systematisches Monitoring und Reporting. Die Einführung von messbaren Key Performance Indicators (KPIs) und die regelmä- ßige Veröffentlichung von Fortschrittsberichten, die ab dem Geschäftsjahr 2025 erstmals den CSRD- be- ziehungsweise ESRS-Anforderungen entsprechen, gewährleisten Transparenz. Sie ermöglichen es, das Erreichen der Nachhaltigkeitsziele kontinuierlich zu überwachen und zu kommunizieren.

Die Nachhaltigkeitsstrategie von enercity steht somit für ein klares Bekenntnis zu Klimaneutralität, Kund:in- nenorientierung und nachhaltigem Wachstum. Durch die konsequente Verfolgung dieser Strategie positioniert sich enercity als ein zukunftsorientiertes und verantwortungsvolles Unternehmen. enercity ist bereit, eine führende Rolle in der nachhaltigen Transformation der Energiebranche zu übernehmen.

Unsere Stakeholder sind Kommunen, zivilgesell- schaftliche Organisationen, politische Entschei- dungsträger:innen, Medien, Lieferanten und Dienst- leister sowie natürlich unsere Kund:innen und Mitarbeitenden des Unternehmens. Der kontinuier- liche Dialog mit ihnen bildet ein Kernstück unserer Unternehmensführung und -strategie. Die Perspek- tiven und Erwartungen dieser Anspruchsgruppen sind entscheidend für die Ausrichtung und Entschei- dungsfindung in unserem Unternehmen. Wir legen großen Wert auf einen offenen, ehrlichen Austausch mit allen relevanten Interessengruppen, basierend auf transparenten und nachvollziehbaren Informa- tionen. Dieser Dialog ermöglicht es uns, gemeinsam mit unseren Stakeholdern effiziente, zuverlässige

Nachhaltigkeit im Kern der Strategie

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Nachhaltigkeitserklärung 2023, enercity-Konzern

und nachhaltige Lösungen in den Bereichen Dienst- leistung und Infrastruktur zu entwickeln. Für kons- truktive Kritik sind wir immer offen - weil wir über- zeugt davon sind, dass ein respektvoller und offener Austausch das gegenseitige Verständnis sowie das gesellschaftliche Vertrauen und die Akzeptanz unse- rer Unternehmensaktivitäten stärkt. Durch diesen intensiven Austausch können wir wichtige Trends, Chancen und Risiken frühzeitig erkennen, was direkt zu unserem wirtschaftlichen Erfolg beitragen kann. Im Zuge unserer Bestrebungen, den Dialog weiter zu vertiefen, richten wir ein besonderes Augenmerk auf die Förderung der Wärmewende sowie auf die The- men Klimaschutz und Nachhaltigkeit.

In Einklang mit den Anforderungen aus den ESRS streben wir an, unseren Stakeholderdialog noch in- klusiver zu gestalten und systematisch Feedbackme- chanismen zu etablieren. Dazu gehört das verstärkte Einbinden des gesamten Stakeholderkreises. Unser Ziel ist es, eine transparente und nachvollziehbare Berichterstattung zu gewährleisten, die über die reine Compliance hinausgeht und einen echten Mehr- wert für alle Beteiligten bietet. Indem wir diese Grup- pen und deren Interessen aktiv und adäquat in den Prozess der Unternehmensführung und -entwicklung einbeziehen, fördern wir eine nachhaltige Entwick- lung, die den sozialen, ökologischen und ökonomi- schen Herausforderungen unserer Zeit gerecht wird.

Nachhaltigkeit im Kern der Strategie

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Nachhaltigkeitserklärung 2023, enercity-Konzern

Wesentlichkeitsanalyse

Im Rahmen der kontinuierlichen Weiterentwicklung ihres Nachhaltigkeitsansatzes hat enercity - zuletzt im Jahr 2022 - eine auf dem DNK basierende We- sentlichkeitsanalyse durchgeführt. Diese Analyse berücksichtigt die zentralen Aspekte aus den Dimen- sionen Umwelt, Soziales und Governance, die für das Unternehmen und dessen Stakeholder hinsichtlich einer erfolgreichen und zukunftsfähigen Geschäfts- tätigkeit sowie hinsichtlich der gesellschaftlichen Auswirkungen von Bedeutung sind. Die Grundlage hierfür bildete ein Abgleich der Anforderungen mit unserer Konzernstrategie, ergänzt durch die Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Na- tionen.

Die Identifizierung und die Priorisierung wesentlicher Themenbereiche basieren auf einer exemplarisch durchgeführten Analyse eines Arbeitskreises von mehreren deutschlandweit agierender Stadtwerken. enercity hat die Prozesse zur Identifizierung und Pri- orisierung in den vergangenen Jahren kontinuierlich ausgebaut, um diese enger mit der konzerneigenen Strategieentwicklung zu verknüpfen und aktuelle Entwicklungen in die Bestimmung künftiger Schwer- punktthemen einfließen zu lassen.

Die Wesentlichkeitsanalyse (auch: Materialitätsana- lyse) ist ein strategisches Analysewerkzeug, mit dem sich die Nachhaltigkeitsthemen ermitteln lassen, die für eine Organisation und ihre Anspruchsgrup- pen (Stakeholder) bedeutend sind. Sie umfasst die externe Umfeldanalyse, die interne Organisations- analyse und die Analyse der Stakeholder-Erwartun- gen. Die Analyse stellt die Themen gegenüber, die jeweils für die Organisation und für die Stakeholder relevant sind. So lassen sich Handlungsfelder für die strategische Planung ableiten. Hierbei legt enercity besonderen Wert auf Beiträge zur strategischen Aus- richtung als innovativer und nachhaltiger Energie- dienstleister. enercity berücksichtigt dabei sowohl die ökonomischen und ökologischen als auch die ge- sellschaftlichen Auswirkungen ihrer Geschäftstätig- keit, die die Einschätzungen ihrer Stakeholder maß- geblich prägen.

Die Ergebnisse der Analyse haben zur Aufteilung der wesentlichen Themen in die Kapitel Umwelt, Sozia- les und Governance geführt. Alle Geschäftsbereiche und Gesellschaften des enercity-Konzerns verfolgen diese Themen kontinuierlich, um einen Beitrag zu den SDGs zu leisten und einen Mehrwert für die Stakeholder zu schaffen. Die SDGs bieten einen globa- len Handlungsrahmen für nachhaltige Entwicklung. Mit 17 Zielen und 169 Unterzielen stellen sie die wirt- schaftlichen, ökologischen und sozialen Herausfor- derungen in den Mittelpunkt, zu deren Bewältigung alle Sektoren der Gesellschaft, einschließlich Unter- nehmen wie enercity, beitragen sollen.

Nachhaltigkeit im Kern der Strategie • Wesentlichkeitsanalyse

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Nachhaltigkeitserklärung 2023, enercity-Konzern

enercity fokussiert sich auf die folgenden SDGs:

Umwelt Soziales Governance

SDG 11

SDG 5

SDG 16

Nachhaltige Städte und Gemein-

Geschlechtergerechtigkeit:

Frieden, Gerechtigkeit und starke

den:

Geschlechtergerechtigkeit

und

Institutionen:

Städte und Siedlungen inklusiv, si-

Selbstbestimmung für alle Frauen

Friedliche und inklusive Gesell-

cher, widerstandsfähig und nach-

und Mädchen erreichen.

schaften für eine nachhaltige Ent-

haltig machen.

wicklung fördern, allen Menschen

SDG 7

Zugang zur Justiz ermöglichen und

SDG 13

Bezahlbare und saubere Energie:

leistungsfähige,

rechenschafts-

Maßnahmen zum Klimaschutz:

Zugang zu bezahlbarer, verläss-

pflichtige und inklusive Institutio-

Umgehend Maßnahmen zur Be-

licher, nachhaltiger und moderner

nen auf allen Ebenen aufbauen.

kämpfung des Klimawandels und

Energie für alle bis zum Jahr 2030

seiner Auswirkungen ergreifen.

sichern.

SDG 17

Partnerschaften

zur Erreichung

SDG 6

SDG 8

der Ziele:

Sauberes Wasser und Sanitärein-

Menschenwürdige

Arbeit

und

Umsetzungsmittel stärken und die

richtungen:

Wirtschaftswachstum:

globale Partnerschaft für nachhal-

Verfügbarkeit

und

nachhaltige

Dauerhaftes,

breitenwirksames

tige Entwicklung mit neuem Leben

Bewirtschaftung

von

Wasser und

und nachhaltiges

Wirtschafts-

füllen.

Sanitärversorgung für alle gewähr-

wachstum,

produktive

Vollbe-

leisten.

schäftigung

und menschenwürdi-

ge Arbeit für alle fördern.

Nachhaltigkeit im Kern der Strategie • Wesentlichkeitsanalyse

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Nachhaltigkeitserklärung 2023, enercity-Konzern

1. Umwelt

1.1. Nachhaltige Städte und Gemeinden

Städte und Siedlungen inklusiv, sicher, widerstandsfähig und nachhaltig machen.

Aufgrund des kommunalen Hintergrunds von enercity ist eine nachhaltige Stadtentwicklung mit weniger Umweltbelastung ein Kernstück der Unter- nehmensstrategie. Mehr als die Hälfte der Energie wird in Deutschland für Wärme verbraucht, daher spielt die Wärmewende eine zentrale Rolle. Die Stadt Hannover und enercity haben gemeinsam bedeuten- de Schritte für einen nachhaltigen und klimafreundli- chen Wandel in der Wärmeversorgung unternommen

  • weg von fossilen Brennstoffen, hin zu erneuerba- ren Energiequellen. Dieser Prozess ist, neben dem Ausbau erneuerbarer Energieanlagen, eng mit dem schrittweisen Kohleausstieg verknüpft.

1.1.1. Wärmewende und Kohleausstieg

Maßgeblich von enercity unterstützt und vorbereitet, hat die Landeshauptstadt Hannover als erste nie- dersächsische Kommune eine umfassende Wärme- planung vorgelegt. Die Stadt Hannover und enercity setzen so einen bundesweiten Maßstab bei der kom- munalen Wärmeplanung. Herzstück dieser kommu- nalen Wärmeplanung ist die Fernwärme, für die seit dem 1. Januar 2023 eine vom Stadtrat beschlossene Anschlusspflicht besteht. Ihr Anteil am Wärmever- brauch steigt von derzeit rund 30 auf 56 Prozent im Jahr 2024.

Ausgangsbasis 2023

Zielzustand 2040

Öl Gas Fernwärme Nahwärme Wärmepumpen

Umwelt • Nachhaltige Städte und Gemeinden

8

Nachhaltigkeitserklärung 2023, enercity-Konzern

Dazu kommen knapp zehn Prozent Nahwärmever- sorgung, sodass in Zukunft zwei Drittel des Wärme- verbrauchs leitungsgebunden sein werden. Über die Töchter enercity Contracting GmbH und Danpower GmbH betreibt der enercity-Konzern in rund 300 Kom- munen Nahwärmenetze - und verfügt daher über um- fangreiche Kompetenz in diesem Bereich. Rund ein Drittel des Wärmeverbrauchs wird zukünftig über de- zentrale Lösungen abgedeckt werden, vor allem über Wärmepumpen. Sie werden sich insbesondere in Ein- familienhausgebieten durchsetzen. enercity investiert bis zum Jahr 2030 insgesamt rund 1 Mrd. EUR in die Wärmewende in Hannover. Dazu gehören sowohl der Ausbau der Nah- und Fernwärme als auch die Dekar- bonisierung der Wärmeerzeugung. Ziel ist es, dass die Fernwärme bis zum Jahr 2035 auf erneuerbare Ener- gien umgestellt worden ist.

Parallel dazu hat enercity den Bau eines Biomasse -Heizkraftwerks und einer Großwärmepumpe am Standort Stöcken initiiert. Die Inbetriebnahme von zwei hochflexiblen Biomethan-Blockheizkraftwerken (BHKWs) für die Spitzenlastabdeckung ist für 2024 ge- plant. Das ermöglicht den vollständigen Ersatz eines Kohlekraftwerksblocks bis Anfang des Jahres 2025. DiePlanungenfürdieAbschaltungdeszweitenBlocks und dessen Ersatz laufen bereits. Bis voraussicht- lich Ende der Heizperiode 2026/2027 wird enercity dann komplett aus der Kohle ausgestiegen sein.

Ersatzanlagen für den Kohleausstieg

Klärschlamm- verwertung

Umstellung Fernwärme auf erneuerbare Energien

1

25%

Block

Biomasse-

Ersatz

Heizkraftwerk

50%

75%

Biomethan-

100%

100%

BHKW

75%

50%

Großwärme-

pumpen

25%

Block 2

Geothermie

2016

2023

2025

2027

2035

Ersatz

Fossil

Erneuerbar

Maßnahmen

Ein erster entscheidender Schritt bei der Dekarboni- sierung der Fernwärmeerzeugung war im Jahr 2020 die Anbindung der Müllverwertungsanlage Hanno- ver-Lahe. Im Sommer 2023 wurde die Klärschlamm- verwertungsanlage am selben Standort in das Fern- wärmenetz integriert. Sie ist die erste neu errichtete Ersatzanlage für den ersten Block des Kohlekraft- werks im Stadtteil Stöcken, der voraussichtlich mit Ende der Heizperiode 2024/2025 vom Netz gehen wird.

Abfall- verwertung

Umwelt • Nachhaltige Städte und Gemeinden

9

Nachhaltigkeitserklärung 2023, enercity-Konzern

Mit dem Vertragsschluss mit Eavor im September 2023 ist enercity einen weiteren innovativen Schritt hin zur Nutzung von Tiefengeothermie für die Fern- wärmeversorgung gegangen. Ab dem Jahr 2026 stehen damit bis zu 30 Megawatt (MW) regenerative und grundlastfähige Geothermieleistung für das Fernwärmenetz Hannover zur Verfügung. Erdwärme wird damit bei der klimafreundlichen Wärmeversor- gung Hannovers künftig eine zentrale Rolle spielen. Geothermie lässt sich unabhängig von Wettereinflüs- sen zur Wärmeerzeugung nutzen. Die grundlastfähi- ge Geothermie kann nach Fertigstellung des Projekts 15 bis 20 Prozent des jährlichen Fernwärmebedarfs Hannovers klimaneutral abdecken. Zuverlässig lie- fert die Energie aus der Erde bis zu 250 Millionen Kilowattstunden Fernwärme, die den Jahresbedarf an Wärme von bis zu 20.000 Wohnungen im enercity- Versorgungsgebiet decken. Der langfristige Wärme- liefervertrag der beiden Unternehmen ist eine wich- tige Voraussetzung für weitere Schritte des Projekts. Dazu gehört zum Beispiel die Erteilung der berg- rechtlichen Genehmigungen für das Vorhaben. Die Bohrarbeiten von Eavor sollen im Jahr 2025 starten.

Zusätzlich zu dieser Technologie projektiert enercity aktuell eine weitere Großwärmepumpe, die Wärme aus dem Klärwerk Hannover-Herrenhausen nutzt, und eine Flusswärmepumpe an der Leine. Eine BEW-Förderung für die Großwärmepumpe am Klär- werk wurde bereits bewilligt. Die Fertigstellung ist innerhalb der kommenden drei Jahre geplant. Die Nutzung zusätzlicher Abwärme aus der Abfallver- wertungsanlage in Lahe ist ebenfalls Teil der Dekar- bonisierungsstrategie. Zur vollständigen Dekarboni- sierung der Fernwärme plant enercity die Umrüstung des Kraftwerks in Linden für den Betrieb mit Wasser- stoff um das Jahr 2035. Dieses Projekt hängt von der überregionalen Bereitstellung von Wasserstoff aus dem sogenannten Wasserstoff-Kernnetz ab.

Ergebnisse

Im Geschäftsjahr 2023 produzierte enercity 741 GWh (Vorjahr: 598 GWh) Wärme durch erneuerbare Ener- gien, was einem Anteil von 23,6 Prozent (Vorjahr: 20,7 Prozent) an der gesamten Wärmeerzeugung ent- spricht.

1.1.2. Elektromobilität

Auch für den Ausbau der Elektromobilität macht sich enercity stark. Unter dem Namen enercity mobility bieten wir ein breites Portfolio von Produkten und

Dienstleistungen rund um das Laden von Elektrofahr- zeugen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf gewerb- lichem, privatem und öffentlichem Laden. Von der Planung und der Projektierung über die Umsetzung bis zum technischen und kaufmännischen Betrieb von Ladeinfrastruktur sowie ladeinfrastrukturnahen Dienstleistungen ermöglichen wir Kund:innen im ge- samten Bundesgebiet den Einstieg in die emissions- freie Mobilität.

Maßnahmen

enercity hat mit Stand 31. Dezember 2023 über 950 öffentliche Ladepunkte errichtet, davon mehr als 680 in der Landeshauptstadt Hannover. Die von enercity belieferten Anlagen beziehen dabei zu 100 Prozent regenerativ erzeugten Ökostrom.

Zusätzlich zur öffentlichen Ladeinfrastruktur treibt enercity auch bundesweit den Ausbau und Betrieb von gewerblicher und privater Ladeinfrastruktur vo- ran. So konnten wir bisher für Unternehmen, öffent- liche Institutionen, Wohnungsbaugesellschaften und private Auftraggeber:innen rund 5.000 Ladepunkte installieren beziehungsweise in Betrieb setzen. Ein Beispiel für das erfolgreiche überregionale Engagement ist die komplette Ausrüstung eines Tiefgara- genkomplexes in der Hamburger Hafencity mit 62 Ladestationen und der Vorrüstung für weitere elf La- destationen.

Darüber hinaus haben enercity und ihre Partner von der Autobahn GmbH des Bundes einen Großauf- trag für eines der größten Ladeinfrastrukturprojekte in Deutschland erhalten. Dabei sollen mehr als 300 Schnellladepunkte an unbewirtschafteten Rastanla- gen entlang der Autobahnen entstehen. Das Projekt zur Netzverdichtung von Schnellladestationen im Deutschlandnetz wird durch Bundesmittel finanziert. Es strebt eine bundesweit schnelle Erreichbarkeit der nächsten Ladestation an. enercity übernimmt eine Schlüsselrolle bei der Koordination und dem Aufbau der Ladepunkte, die mit High Performance Chargern ausgestattet werden und ein E-Auto durchschnitt- lich in 18 Minuten laden können. Die Inbetriebnahme der Ladeparks ist bis Ende des Jahres 2026 geplant, mit einer Betriebsphase durch das Konsortium Auto- strom bis Anfang des Jahres 2032.

Seit Herbst 2023 ist enercity mit der easyGo-App als bundesweiter Ladestromanbieter auf dem Markt. Die App bietet Zugriff auf rund 100.000 Ladepunk- te deutschlandweit und erleichtert das Stromtan- ken ebenso wie den Bezahlvorgang. Auf diese Wei- se ermöglicht enercity immer mehr Menschen den

Umwelt • Nachhaltige Städte und Gemeinden

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Nachhaltigkeitserklärung 2023, enercity-Konzern

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Enercity AG published this content on 10 April 2024 and is solely responsible for the information contained therein. Distributed by Public, unedited and unaltered, on 14 April 2024 15:47:04 UTC.