Von Matthias Goldschmidt
FRANKFURT (Dow Jones)--Das aktuell schwache Umfeld ist an der Deutschen Bank nicht spurlos vorbeigegangen. Wie die großen US-Konkurrenten hat auch das Frankfurter Institut unter der Flaute bei Börsengängen und Unternehmenstransaktionen sowie dem verhaltenen Anleihehandel gelitten. Die steigenden Zinsen dürften die Ertragsschwäche im Investmentbanking zwar ausgeglichen haben. Restrukturierungskosten für jüngst verschärfte Sparmaßnahmen und eine höhere Risikovorsorge drücken jedoch aufs Ergebnis. Die Profitabilitätsziele von Konzernchef Christian Sewing sind aber nicht in Gefahr.
WORAUF ANLEGER ACHTEN SOLLTEN:
ERGEBNIS: Analysten rechnen für das zweite Quartal mit einem Gewinneinbruch um mehr als ein Drittel zum Vorjahr. Unter anderem ist dies Sonderbelastungen geschuldet, die Finanzvorstand James von Moltke auf 600 bis 700 Millionen Euro beziffert hat, bestehend aus Restrukturierungsaufwand und Rechtskosten. Die Deutsche Bank hatte mit den Erstquartalszahlen angekündigt, die Einsparungen bis 2025 auf 2,5 Milliarden Euro von 2 Milliarden Euro zu erhöhen, was zunächst mit entsprechenden Aufwendungen verbunden ist.
INVESTMENTBANKING - Wie die US-Konkurrenz gezeigt hat, herrscht im Geschäft mit Neuemissionen und Beratungsdienstleistungen nach wie vor Flaute. Die Kunden halten sich weiterhin mit Neuemissionen und Unternehmenszusammenschlüssen zurück.
ANLEIHEHANDEL - Auch im für die Deutsche Bank wichtigen Handel mit festverzinslichen Produkten lief das zweite Quartal eher verhalten. Finanzvorstand von Moltke hatte einen Rückgang der Erträge in dem Bereich um 15 bis 20 Prozent in Aussicht gestellt - allerdings im Vergleich zu einem außerordentlich starken Vorjahresquartal. Von Interesse ist hier, wie das Management die Entwicklung in der zweiten Jahreshälfte einschätzt.
ZINSEN - Dass die konzernweiten Erträge voraussichtlich dennoch gestiegen sind, ist den Geschäftsfeldern Unternehmensbank und Privatkundenbank zu verdanken, die von den höheren Zinsen profitieren. Die Bank hatte vor drei Monaten die Ertragsprognose von 28 bis 29 Milliarden Euro für dieses Jahr bestätigt.
Nachfolgend eine Auswertung der Prognosen von Analysten zum zweiten Quartal und Gesamtjahr 2023:
=== . PROG PROG PROG 2. QUARTAL 2Q23 ggVj Zahl 2Q22 Erträge 7.062 +6% 14 6.650 - Investmentbank 2.210 -16% 13 2.646 - FIC Sales & Trading 1.948 -18% 13 2.385 Aufwand-Ertrag-Relation 78,4 -- 13 73,2 Kosten bereinigt 4.880 +2% 13 4.768 Risikovorsorge 344 +48% 13 233 Eigenkapitalrendite (RoTE) 4,0 -- 11 7,9 Ergebnis vor Steuern 1.188 -23% 14 1.547 Ergebnis nach Steuern 744 -39% 13 1.211 Ergebnis nach Steuern/Dritten 713 -32% 13 1.046 Ergebnis je Aktie verwässert 0,27 -18% 10 0,33 . PROG PROG PROG GESAMTJAHR Gj23 ggVj Zahl Gj22 Erträge 28.540 +5% 14 27.210 - Investmentbank 9.054 -10% 14 10.016 - FIC Sales & Trading 7.785 -13% 13 8.935 Aufwand-Ertrag-Relation 73,9 -- 14 74,9 Kosten bereinigt 20.043 +1% 13 19.915 Risikovorsorge 1.458 +19% 14 1.226 Eigenkapitalrendite (RoTE) 6,1 -- 13 9,4 Ergebnis vor Steuern 5.996 +7% 14 5.594 Ergebnis nach Steuern 4.175 -26% 14 5.659 Ergebnis nach Steuern/Dritten 4.045 -20% 14 5.025 Ergebnis je Aktie verwässert 1,67 -30% 12 2,37 Dividende je Aktie 0,47 +57% 14 0,30 ===
ERLÄUTERUNGEN:
- alle Angaben in den Tabellen in Millionen Euro, Ausnahme Ergebnis und Dividende je Aktie in Euro, Aufwand-Ertrag-Relation und Rendite in Prozent
- Bilanzierung nach IFRS
- Quellen: Angaben des Unternehmens
- ggVj = Veränderung in Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum
- das Geschäftsjahr entspricht dem Kalenderjahr
- alle Angaben ohne Gewähr
Kontakt zum Autor: volkan.ictuerk@dowjones.com
DJG/voi/mgo/jhe
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July 24, 2023 09:00 ET (13:00 GMT)