FRANKFURT (dpa-AFX) - Eine neue Hiobsbotschaft aus den USA hat die Anleger der Deutschen Bank am Freitag einmal mehr schockiert. Die US-Regierung legt die Latte bei den Vergleichsverhandlungen um dubiose Hypothekengeschäfte mit einer Forderung von 14 Milliarden Dollar (aktuell 12,5 Mrd Euro) unerwartet hoch.

Damit wurde der zarte Erholungsversuch der Aktien aus den vergangenen Wochen jäh ausgebremst: Mit einem Verlust von knapp 7 Prozent fielen die Papiere mit 12,20 Euro wieder auf den Stand von Mitte August zurück. Ihr Rekordtief hatten sie Anfang jenes Monats bei 11,06 Euro markiert. Der Deutschen Bank machen die allgemein niedrigen Zinsen sowie hauseigene Probleme seit langem schwer zu schaffen. Das Geldhaus hatte im vergangenen Jahr einen Rekordverlust eingefahren.

Ein Marktteilnehmer rechnet nun damit, dass die Diskussionen um eine Kapitalerhöhung wieder hochkochen. Immerhin gehöre die Deutsche Bank zu den am schwächsten kapitalisierten Großbanken in Europa.

FORDERUNG DEUTLICH HÖHER ALS BEFÜRCHTET

Es sei zwar üblich, mit einer überhöhten Forderung in die Verhandlungen zu gehen, sagte ein Börsianer. Die nun angesetzten 14 Milliarden Dollar seien aber eine Hausnummer, von der aus die Vorstellungen der Bank von einer Einigung auf einen niedrigen einstelligen Milliardenbetrag nun kaum vorstellbar erscheine.

Laut dem Analysten Jacques-Henri Gaulard von Kepler Cheuvreux war am Markt zuletzt von einem Betrag von 2,4 Milliarden US-Dollar ausgegangen worden. Soviel hatte Konkurrent Goldman Sachs in einem ähnlichen Fall bezahlt. Auch die Bank selbst geht wohl von einer deutlich niedrigen Belastung als die nun geforderte zweistellige Milliardensumme aus. In einem Bericht des "Wall Street Journal", der sich auf Insider beruft, halten die Anwälte der Deutschen eine Summe zwischen 2 und 3 Milliarden Dollar für angemessen, um den Konflikt rasch beizulegen.

POLITISCH BRISANTE VERHANDLUNGEN

Schwierig macht die Verhandlungen Gaulard zufolge auch die politische Brisanz angesichts der nahen Präsidentschaftswahlen und der jüngsten Forderung der EU-Kommission gegenüber Apple, 13 Milliarden Euro an Steuern nachzuzahlen.

Letztlich hält er es zwar für "sehr unwahrscheinlich", dass die Deutsche Bank wirklich 14 Milliarden Dollar zahlen muss. Die Kursentwicklung werde aber unter enormer Unsicherheit leiden bis eine Entscheidung getroffen sei. Er gab daher nun auch seine Präferenz der Deutsche-Bank-Aktie gegenüber anderen Bankpapieren aus./ag/das