--Delivery Hero hält nach Transaktion gut 83% an Glovo

--Glovo wird in Transaktion mit 2,3 Mrd Euro bewertet

--Kaufpreis von theoretisch 780 Mio Euro kann auf bis zu 1,16 Mrd Euro steigen

--Finanzierung über Ausgabe von bis zu 12,5 Mio neuen Aktien

(NEU: Details zur Transaktion, Kapitalerhöhung und Ausblick, Kontext, Kursreaktion)

Von Ulrike Dauer

FRANKFURT (Dow Jones)--Wenige Tage nach Rückzug aus dem deutschen Heimatmarkt erwirbt Delivery Hero die Mehrheit an der spanischen Lieferplattform Glovo. Wie der Berliner DAX-Konzern am späten 31. Dezember mitteilte, hat er mit einer Reihe von Glovo-Aktionären eine entsprechende Vereinbarung unterzeichnet, um weitere 39,4 Prozent an Glovoapp23, S.L., im Tausch gegen Delivery Hero-Aktien zu übernehmen und den eigenen Anteil auf rund 83,2 Prozent zu erhöhen. Glovo wird in der Transaktion mit 2,3 Milliarden Euro bewertet.

Basierend auf dem Delivery-Hero-Schlusskurs vom 30. Dezember würde sich der Barkaufpreis für die Glovo-Anteile den Angaben zufolge auf insgesamt rund 780 Millionen Euro belaufen. Er könnte bis auf etwa 1,16 Milliarden Euro steigen, falls alle Glovo-Gesellschafter sich der Transaktion anschließen. Finanziert werden soll die Transaktion über eine Sachkapitalerhöhung aus genehmigtem Kapital unter Ausschluss der Bezugsrechte der bestehenden Aktionäre durch Ausgabe von bis zu 12,5 Millionen neuen Aktien.

Der Abschluss der Transaktion ist für das zweite Quartal geplant. Derzeit hält der in Berlin ansässige Essenslieferdienst an Glovo 43,2 Prozent auf unverwässerter Basis.


   Delivery-Hero-Aktie gewinnt rund 2 Prozent 

Die Delivero-Hero-Aktie legte am Montagmorgen in der ersten Handelsstunde um gut 2 Prozent zu auf in der Spitze 100,10 Euro.

Delivery Hero war bereits der größte Aktionär von Glovo, seit der Konzern im April wieder an einer Finanzierungsrunde für das Start-up aus Barcelona teilgenommen hatte. Glovo hatte im Mai von Delivery Hero Geschäfte in Zentral- und Osteuropa erworben.

Der Abschluss der Transaktion hängt den Angaben zufolge von bestimmten Bedingungen und behördlichen Genehmigungen ab, einschließlich der fusionskontrollrechtlichen Freigabe in mehreren Ländern.

Die verbleibenden Aktionäre sollen - einschließlich vorab genehmigter neuer Aktionäre - die Möglichkeit haben, vor Abschluss der Transaktion bis 31. Januar der Vereinbarung beizutreten.

Delivery Hero werde seine eigenen Aktien in einem festen Umtauschverhältnis an die Verkäufer der Glovo-Aktien abgeben. Das Verhältnis werde auf einer Bewertung von Glovo basieren, die den aktuellen Bewertungsniveaus von Delivery Hero entspricht. Laut Mitteilung kalkuliert Delivery Hero als Gegenleistung für die Glovo-Anteile rund 7,9 Millionen neue Aktien der Delivery Hero bzw. rund 2,8 Prozent der nach der Transaktion insgesamt ausstehenden Aktien der Gesellschaft.

Die Gegenleistung erhöht sich um 3,8 Millionen Delivery-Hero-Aktien bzw. 1,3 Prozent, wenn alle Glovo-Gesellschafter sich der Transaktion anschließen. Entsprechend würde sich der Barkaufpreis um rund 380 Millionen Euro auf 1,16 Milliarden Euro erhöhen, falls Delivery Hero die Gegenleistung für die erworbenen Glovo-Anteile in bar erbringen würde. Der Kaufpreis kann nachträglich angepasst werden, falls 12 Monate nach dem Vollzugstag bestimmte Transaktionen mit Dritten stattfinden, denen eine höhere Bewertung der Anteile der Glovo zugrunde liegt.

Delivery Hero würde die Gegenleistung unter bestimmten Umständen und in gegenseitigem Einvernehmen in bar erbringen, "sollte sich der Vollzug der Transaktion erheblich verzögern".

Delivery Heros Übernahme des 2021 erworbenen größten südkoreanischen Essenslieferdiensts Woowa Brothers hatte sich aufgrund der ausstehenden Genehmigung durch die südkoreanische Kartellbehörde KFTC mehr als ein Jahr hingezogen. Die Pläne hatten beide Konzerne erstmals Ende 2019 angekündigt. Delivery Hero musste auf Verlangen der KFTC das eigene Geschäft in Südkorea verkaufen.


   Glovo-App bietet breites Lieferspektrum 

Glovo hatte den Angaben zufolge 2021 einen Umsatz von 800 Millionen Euro sowie etwa 15 Millionen aktive Nutzer und 70.000 monatlich aktive Fahrer in mehr als 1.300 Städten in 25 Ländern in Europa, Zentralasien und Afrika. Die Run-Rate beim Bruttotransaktionswert habe 3 Milliarden Euro betragen, das organische Wachstum 80 Prozent. Die Glovo-App verbindet Nutzer mit Restaurants, Lebensmittelketten, Apotheken und dem Einzelhandel und bietet laut Mitteilung zudem eine "anything"-Kategorie, die es den Nutzern erlaubt, sich jeglichen Bedarf des täglichen Lebens in ihrer Stadt ausliefern zu lassen.

Glovo soll nach Abschluss der Transaktion den Betrieb mit der eigenen Marke und Plattform unter der Leitung des aktuellen Managementteams fortsetzen. Die beiden Gründer werden weiterhin investiert bleiben. Delivery Hero wird Glovo 2022 in mehreren Tranchen Liquidität in Höhe von bis zu 250 Millionen Euro zur Verfügung stellen.

Delivery Hero will am 11. Januar mehr Details zu der geplanten Transaktion veröffentlichen.

In einer Kurzpräsentation für Investoren bekräftigte der Konzern das langfristige Ziel einer bereinigten EBITDA-Marge zwischen 5 und 8 Prozent des Bruttowarenwerts (GMV). Glovo sei bereits im spanischen Heimatmarkt auf dem Weg zum Breakeven.

Delivery Hero hatte erst am 22. Dezember mit dem Rückzug aus dem deutschen Markt eine strategische Kehrtwende nach nur wenigen Monaten angekündigt.

Kontakt zur Autorin: ulrike.dauer@wsj.com; @UlrikeDauer_

DJG/uxd/sha

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January 03, 2022 05:10 ET (10:10 GMT)