Muttenz (awp) - Clariant treibt die Kommerzialisierung seines Biotreibstoffs "Sunliquid" voran. Der Chemiekonzern investiert in eine neue Cellulose-Ethanol-Anlage im kommerziellen Massstab. Die neue Anlage mit einer jährlichen Produktionskapazität von 50'000 Tonnen werde im Südwesten Rumäniens gebaut. Bis zu 250'000 Tonnen Weizenstroh und sonstiges Getreidestroh sollen jährlich verarbeitet werden.

Erste Bioethanol-Chargen will Clariant im Jahr 2020 liefern, teilte das Unternehmen am Dienstag mit. Die Spitzenumsätze der Zellulose-Ethanol-Anlage werden laut Clariant voraussichtlich im mittleren zweistelligen Millionenbereich liegen. Angaben zum Investitionsvolumen werden nicht gemacht.

NEUE BUSINESS LINE

Um die Kommerzialisierung von Bioethanol, Lizenzen und Enzymen zu fokussieren, hat Clariant zudem eine neue Business Line gegründet. Biofuels & Derivatives sei Teil des Geschäftsbereichs Catalysis und werde ab Januar 2018 nicht nur sämtliche Aktivitäten, sondern auch die Kosten in Zusammenhang mit "Sunliquid" tragen. Bisher wurden die Aufwendungen für die Technologieplattform den Gemeinschaftskosten zugewiesen.

Weitere Anlagen sind aber nicht geplant, sagte ein Clariant-Sprecher auf Anfrage von AWP. Es handle sich vielmehr um eine grössere Version der bestehenden Demonstrationsanlage im bayrischen Straubing, um die Prozesschritte darzustellen. In Straubing werden 4'500 Tonnen Weizenstroh jährlich zu 1'000 Tonnen Zellulose-Ethanol verarbeitet.

Es bleibt also dabei: Clariant wird kein Produzent von Bioethanol. "Die Strategie bleibt weiterhin, Lizenzen für Sunliquid und die dazugehörigen Enzyme zu verkaufen", erklärte der Sprecher. Einen ersten Erfolg konnte das Unternehmen diesbezüglich im September vermelden, als eine Lizenz für die Anwendung der Technologie an die slowakische Enviral verkauft wurde.

KEIN BROT IM TANK

Bei "Sunliquid" handelt sich um einen sogenannten Biokraftstoff der zweiten Generation, der nicht in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion oder um Anbauflächen steht. Das von Clariant entwickelte Verfahren erlaubt es, aus Reststoffen von Pflanzen - beispielsweise Weizen- oder Maisstroh - mittels einer chemischen Reaktion Zucker herauszulösen und anschliessend zu Kraftstoff zu gären.

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