EY sagt Autoherstellern steigenden Margendruck voraus 

Autohersteller müssen sich nach Einschätzung von EY-Autoexperte Constantin M. Gall angesichts konjunkturellen Gegenwinds und gestiegenen Preisdrucks auf eine geringere Profitabilität einstellen. Für die Produzenten werde es immer schwieriger, die aktuell sehr hohen Fahrzeugpreise am Markt durchzusetzen, sagte Gall zu Dow Jones Newswires. "Es wird dann sehr schwierig, weiterhin hohe Margen zu erwirtschaften - gerade, wenn der Elektroanteil steigt, der bis auf weiteres deutlich margenschwächer im Vergleich zum Verbrenner ist, und der Preisdruck auch in diesem Segment stark zunimmt", sagte der Experte anlässlich der IAA Mobility in München. Aktuell stützen die Hersteller noch die recht gut gefüllten Auftragsbücher; in den nächsten Monaten seien steigende Neuzulassungen in Deutschland und Europa zu erwarten. Das bevorstehende Ende diverser staatlicher Förderprogramme befeuere die Entwicklung, da Käufe vorgezogen würden. "Allerdings wird sich der Markt wohl noch in diesem Jahr drehen. Dann macht sich die sinkende Nachfrage bemerkbar", prognostiziert Gall.


Capgemini: Chinesische Autohersteller bei wichtigen Themen weit vorne 

Die zunehmend auch auf dem europäischen Automarkt vertretenen chinesischen Hersteller können sich nach Einschätzung von Rainer Mehl von Capgemini bei wichtigen Themen von traditionellen Herstellern absetzen. "Aktuell sind mehrere chinesische Hersteller insbesondere mit ihren für Kunden im Fahrzeug erlebbaren Innovationen, der digitalen Durchgängigkeit beispielsweise mit eigenen Apps und der sprachbasierten Steuerung ganz weit vorne", erklärte Mehl, der als Managing Director Strategic Account bei dem Beratungsunternehmen tätig ist, gegenüber Dow Jones Newswires. Hier werde unter anderem die Reaktion der europäischen Hersteller interessant sein, um den Führungsanspruch wiederherzustellen. Premiumhersteller hätten aufgrund ihrer höheren Margen etwas bessere Reaktionsmöglichkeiten. "Die Stärke der Marken, die zunehmende Positionierung im Luxussegment und attraktive Produkte geben den Premiumherstellern zudem mehr Flexibilität, um sich gegen bestehende und neue Wettbewerber zu schützen", so Mehl.


VDA-Präsidentin: Standort Deutschland nicht mehr wettbewerbsfähig 

Die Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie VDA, Hildegard Müller, hat zu Beginn der Internationalen Automesse IAA Mobility in München bessere Rahmenbedingungen für ihre Branche in Deutschland gefordert. "Der Standort Deutschland ist nicht mehr wettbewerbsfähig", warnte Müller im Deutschlandfunk. "Wir verlieren zunehmend gegenüber anderen Regionen in der Welt hier den Anschluss." Das liege an zu hohen Energiekosten, mangelnder Rohstoff-Absicherung und an fehlenden Handelsabkommen. Außerdem kritisierte Müller die hohen Steuerabgaben und das Ausmaß der Bürokratie. Als Folge zögen andere Regionen der Welt an Deutschland vorbei. Als falsch bezeichnete die Verbandschefin die Kürzung von Förderprämien für Elektroautos. Man erlebe in diesem Jahr massive Einbrüche auf dem Markt.


Schwope: Chinesische Hersteller setzen etablierte Konzerne massiv unter Druck 

Die chinesischen Newcomer in der Autobranche werden die etablierten Hersteller in den nächsten Jahren nach Einschätzung des Autoexperten Frank Schwope massiv unter Druck setzen. "Chinesische Hersteller werden insbesondere ab 2024 versuchen, den europäischen Automarkt mit ihren Elektroautos zu fluten", erklärte Schwope, Lehrbeauftragter für Automobilwirtschaft an der FHM Hannover, gegenüber Dow Jones Newswires. Es rolle eine nie gesehene Welle von mehr als 20 oder gar mehr als 30 chinesischen Elektroauto-Herstellern auf die westliche Welt zu. Massenhersteller dürften zunehmend durch preiswerte chinesische Modelle unter Druck gesetzt werden. "Insbesondere bei Kleinwagen oder bei Kompaktwagen sind Preisunterschiede im vierstelligen Bereich ein gutes Verkaufsargument", so Schwope.


Bosch-Chef Hartung glaubt an Erfolg deutscher Autobauer bei der E-Mobilität 

Bosch-Chef Stefan Hartung hält Abgesänge auf die deutschen Autobauer in Sachen E-Mobilität für verfrüht. "Die Deutschen haben ganz sicher die Chance, an die Spitze zurückzukommen", sagte Hartung dem Spiegel. Es gebe "exzellente deutsche Elektroautos". Zwar stellen der chinesische BYD-Konzern und US-Rivale Tesla derzeit mit Abstand die meisten Elektrofahrzeuge her. Doch das sei "noch nicht das Endspiel", sagte der Bosch-Chef im Vorfeld der Internationalen Automobilausstellung (IAA) mit Blick auf den E-Auto-Markt. "Es geht jetzt erst richtig los, auch in China." Weltweit gebe es etwa 1,4 Milliarden Autos, die meisten davon mit Verbrennungsmotor. Es werde Jahrzehnte dauern, die alte Flotte zu ersetzen.


Mercedes-Benz-CEO: Haben in "elektrischer Ära" das gleiche Renditeziel 

Mercedes-Benz wird mit dem stärkeren Schwenk auf vollelektrische Fahrzeuge nicht am Renditeziel rütteln. "Wir haben in der elektrischen Ära das gleiche Renditeziel", sagte CEO Ola Källenius im Vorfeld der Automesse IAA Mobility zu Journalisten. Bis auf weiteres werden zwar die Ausgaben in diversen Bereichen teils noch sehr unterschiedlich sein, beispielsweise blieben die variable Kosten bei Elektroautos höher als bei Autos mit Verbrennungsmotor. Dieser Kostenunterschied wird auf "absehbare Zeit auch so bleiben", ergänzte der Manager.


BMW/Zipse: Neue Klasse wird "sehr profitabel" sein 

BMW verspricht auch bei anhaltend hohen Investitionen und dem Hochlauf der zunächst margenschwächeren vollelektrischen Autos eine anhaltend hohe Profitabilität. "Wir sind bereits heute profitabel mit Elektrofahrzeugen", sagte CEO Oliver Zipse anlässlich der Vorstellung des Visionsfahrzeugs für die kommende Fahrzeuggeneration. "Die Neue Klasse wird sehr profitabel" sein, kündigte der Manager an, ohne eine konkretes Margenziel für die neuen vollelektrischen Autos zu nennen . "Wir werden (aber) definitiv nicht weniger profitabel sein als heute", ergänzte er.


BMW-CFO: Auftragseingang auch immer Sommer zweistellig 

BMW verzeichnet trotz des insgesamt trüberen Wirtschaftsumfelds nach wie vor eine gute Nachfrage nach Premiumautos. "Die Nachfrage nach unseren Produkten ist nach wie vor gut", sagte Finanzvorstand Walter Mertl zu Dow Jones Newswires. Im ersten Quartal waren die Ordereingänge in Europa gegenüber Vorjahr noch leicht gesunken. "Seit April sind die Auftragseingänge aber zweistellig positiv, und das war auch im Juni, Juli und August der Fall", betonte der Manager.


BMW bekräftigt: Spüren in China kaum Preisdruck 

An BMW geht der sich verschärfende Wettbewerb in China mit teils spürbar sinkenden Verkaufspreisen offenbar weitgehend vorbei. "Einen Preisdruck spürt BMW in China angesichts der Positionierung der Marke in einem höheren Preissegment aktuell weniger", sagte Finanzvorstand Walter Mertl zu Dow Jones Newswires. Auch Mini im Kleinwagensegment profitiere von seiner Markenstärke. BMW-CEO Oliver Zipse erklärte im Vorfeld der IAA Mobility in München, dass sich der Wettbewerb in China insbesondere im Einstiegssegment abzeichne.


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September 04, 2023 03:13 ET (07:13 GMT)