Andere Indikatoren, wie z. B. das Konkursrisiko eines Konkurses, verbessern sich jedoch deutlich

Die größere Klarheit über die vollständige Wiedereröffnung der Wirtschaft hat sich positiv auf das gemeldete Konkursrisiko ausgewirkt. In der Tat sank der Prozentsatz der befragten Unternehmen, die in den nächsten sechs Monaten mit einer Insolvenz rechnen, von 4,8 % im April auf 4,0 % im Mai. Diese Entwicklung ist vor allem auf das Hotel- und Gaststättengewerbe zurückzuführen, wo das Konkursrisiko deutlich von 17 % im April auf 5 % im Mai gesunken ist.

Der Grad der Besorgnis über die Auswirkungen der aktuellen Situation auf die Geschäftstätigkeit ist, gemessen auf einer Skala von 1 (wenig besorgt) bis 10 (sehr besorgt), im Mai ebenfalls um 0,4 gesunken und befindet sich nun auf dem niedrigsten Stand seit Beginn der Krise (nämlich 5,6). Der Grad der Besorgnis nahm in fast allen, besonders aber in den am stärksten betroffenen Wirtschaftszweig ab.

Schließlich haben sich auch die Arbeitsmarktindikatoren im Mai verbessert. Der Anteil der befristeten Arbeitslosigkeit fiel von 8 % im April auf 5 % im Mai und damit auf den niedrigsten Stand seit Beginn der Coronakrise. Besonders stark gesunken ist dieser Anteil in den nicht-medizinischen Kontaktberufen (von 72 % im April auf nur noch 4 % im Mai) sowie bei den Reisebüros (von 58 % auf 52 %), im Hotel- und Gaststättengewerbe (von 59 % auf 43 %), im Kunst-, Unterhaltungs- und Erholungssektor (von 47 % auf 20%) und im Non-Food-Einzelhandel (von 16 % auf 5 %), obwohl er in diesen Wirtschaftszweigen weiterhin hoch ist. Die Beschäftigungsaussichten haben sich im Mai ebenfalls verbessert und die Befragten erwarten nun einen Anstieg der Beschäftigung im privaten Sektor um 22 000 im Jahr 2021. Zwar ist in den stark betroffenen Wirtschaftszweigen nach wie vor mit einem deutlichen Arbeitsplatzverlust von rund 10 % zu rechnen, dieser wird aber durch einen erwarteten Nettozuwachs an Beschäftigten in anderen Wirtschaftszweigen mehr als ausgeglichen. Die endgültige Auswirkung auf die Beschäftigung wird dennoch auch vom Erfolg der Arbeitsmarktpolitik bei der Erleichterung des Übergangs zwischen den Wirtschaftszweigen abhängen.

Die Personalfluktuation war im vergangenen Jahr höher als normal und viele Unternehmen berichten von größeren Schwierigkeiten, geeignete Mitarbeiter zu finden

Seit Februar wird in den ERMG-Umfragen zunehmend auf Lieferschwierigkeiten und Personalmangel als Ursache für den Umsatzrückgang hingewiesen. In dieser Umfrage wurden die Teilnehmer ausführlicher zu diesen Aspekten befragt.

Zunächst wurde gefragt, ob seit März 2020 mehr oder weniger Mitarbeiter als üblich das Unternehmen auf eigenen Wunsch verlassen haben. Während 70 % der Befragten angaben, die Personalfluktuation sei normal und 10 % der Unternehmen berichteten, sie sei niedriger als normal, gaben fast 20 % der Unternehmen an, diese sei höher als normal. Dies gilt insbesondere für den Kunst-, Unterhaltungs- und Erholungssektor, Reisebüros sowie das Hotel- und Gaststättengewerbe, wo fast die Hälfte der Unternehmen eine überdurchschnittlich hohe Personalfluktuation melden. Im Grunde genommen könnte dies eine gute Nachricht sein: Es deutet darauf hin, dass die Arbeitnehmer in den am stärksten betroffenen Wirtschaftszweige bereits in erheblichen Umfang in andere Wirtschaftszweige gewechselt haben. Solche Übergänge erleichtern die Erholung der Wirtschaft und diese Information scheint auch mit den aktuellen relativ günstigen Arbeitsmarktstatistiken übereinzustimmen. Auf der anderen Seite könnte es natürlich zu temporären Personalengpässen kommen, wenn die Nachfrage in den am stärksten betroffenen Wirtschaftszweigen, etwa dem Hotel- und Gaststättengewerbe, erneut anzieht.

Daneben wurde auch nach den Schwierigkeiten, geeignetes Personal zu finden, gefragt. Von den Unternehmen, die Personal einstellen wollen (vier von fünf Befragten, ohne Selbstständige), gibt nur jedes dritte an, dass sie keine größeren Schwierigkeiten als sonst haben, offene Stellen zu besetzen. Ein Drittel der Befragten gibt an, dass es schwieriger ist, bestimmte Profile einzustellen, und das letzte Drittel sagt, dass es für alle Personalkategorien schwieriger ist, geeignete Mitarbeiter zu finden. Während grundsätzlich nicht ausgeschlossen werden kann, dass das Einstellungsverfahren selbst noch durch die besonderen Coronabedingungen erschwert wird, scheinen diese Zahlen allgemeiner darauf hinzuweisen, dass der Arbeitsmarkt bereits sehr angespannt ist, selbst in diesem frühen Stadium der Erholung und trotz der oben erwähnten Übergänge zwischen den Wirtschaftszweigen.

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National Bank of Belgium published this content on 01 June 2021 and is solely responsible for the information contained therein. Distributed by Public, unedited and unaltered, on 15 June 2021 06:03:07 UTC.