München (Reuters) - Der Autozulieferer ZF Friedrichshafen hat für seine Achsmontage-Sparte einen ungewöhnlichen Miteigentümer gefunden.

Die vor allem als Auftragsfertiger für den Smartphone-Riesen Apple bekannte taiwanische Foxconn übernimmt 50 Prozent der Anteile an ZF Chassis Modules, wie die beiden Unternehmen am Montag mitteilten. Die Bewertung der Sparte liegt bei gut einer Milliarde Euro, der Verkaufspreis damit bei rund 500 Millionen. "Dieses Geschäft kann sehr schnell wachsen, ist aber relativ margenschwach. Dazu braucht es frisches Kapital", sagte ZF-Vorstandschef Holger Klein der Nachrichtenagentur Reuters. Deshalb habe man nach einem Partner gesucht. Mit dem Erlös will ZF Schulden abbauen.

ZF Chassis Modules fügt Achs-Komponenten mit Bauteilen wie Bremsen und ganzen Antriebssystemen zusammen und liefert diese zeitgerecht an die Bänder. Die eigenen Fabriken in 25 Ländern wie China, Südafrika oder Mexiko liegen deshalb meist direkt neben oder in der Nähe von Werken der Autobauer. Diese lagern damit einen Teil der Wertschöpfung an den Zulieferer aus. Mit 3300 Mitarbeitern - davon nur 100 am Firmensitz in Dielingen bei Osnabrück - erwartet die Sparte in diesem Jahr einen Umsatz von gut vier Milliarden Euro. Das sind rund neun Prozent des ZF-Konzernumsatzes.

"Für Foxconn gehört Elektromobilität zu den strategischen Entwicklungsfeldern", sagte Klein. "Unser Partner ist nicht neu in dem Geschäft." Die Taiwaner, deren Kerngeschäft unter dem Namen Hon Hai Technology an der Börse Taipeh notiert ist, haben bereits ein Elektroauto entwickelt, wollen aber in dem Bereich - ebenso wie bei Handys - nur als Auftragsfertiger auftreten.

"Die unternehmerische Führung haben wir gemeinsam", sagte Klein. ZF werde das Gemeinschaftsunternehmen künftig nur mehr anteilig bilanzieren. "Ich würde aber nicht ausschließen, dass Foxconn später weitere Anteile übernehmen wird." Foxconn-Chef Young Liu erklärte, das Unternehmen wolle mit ZF auch weitere Möglichkeiten zur Zusammenarbeit bei Verkehr und Mobilität ausloten.

Angesichts der Spannungen des Landes mit China, das Taiwan als abtrünnige Provinz betrachtet, hatte die Bundesregierung im vergangenen Jahr den Verkauf des Münchner Chip-Zulieferers Siltronic an einen Konkurrenten aus Taiwan blockiert. "Wir rechnen nicht mit größeren Schwierigkeiten bei der Prüfung nach dem Außenwirtschaftsgesetz", sagte Klein.

ZF hat auch seine Airbag-Sparte Passive Sicherheit zum Verkauf gestellt. Sie könnte Medienberichten zufolge dabei mit bis zu drei Milliarden Euro bewertet werden. Doch Klein bat im Gespräch mit Reuters um Geduld: "Der Carve-Out unseres Airbag-Geschäfts ist komplexer und wird noch ein bisschen dauern. Ich rechne erst im nächsten Jahr mit nächsten Schritten."

(Bericht von Alexander Hübner; redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)