FRANKFURT (Dow Jones)--Entgegen der vorbörslichen Indikation sind Europas Börsen am Donnerstag mit Verlusten in den Handel gestartet. Die Wachstumssorgen nehmen zu. Die Einkaufsmanagerindizes aus Frankreich und Deutschland sprechen für eine weitere Wachstumseintrübung. In Deutschland macht vor allem der Subindex für Industrie Sorgen, der auf 52,0 nach 54,8 fiel. Per Saldo seien in den Daten nicht die erhofften Signale für eine Verbesserung der Lage bei den Lieferketten erkennbar. Stattdessen kämen neue Rezessionssorgen hinzu.


   Rezession wird jeden Tag wahrscheinlicher 

"Es scheint so, als gäbe es in diesen Tagen nur Nachrichten, die eine Rezession wahrscheinlicher werden lassen, womit sich die schlechte Stimmung am Aktienmarkt weiter in den Köpfen der Anleger festsetzen dürfte", so Robomarkets. Während Autobauer wie VW und Tesla ihre Produktion aufgrund der gestörten Lieferketten und damit fehlender Bauteile drosseln müssen, könnte Bundeswirtschaftsminister Habeck heute die zweite Eskalationsstufe im Notfallplan Gas ausrufen.

Der DAX verliert 1,3 Prozent auf 12.977 Punkte, für den Euro-Stoxx-50 geht es 1,2 Prozent auf 3.424 nach unten. Rohstoffpreise stehen weiter unter Abgabedruck, der Rohstoffsektor ist mit minus 2,3 Prozent bislang Tagesverlierer, gefolgt von Autowerten (-1,8%). Der Euro gerät unter Druck und fällt auf 1,0500 Dollar zurück. Dafür sind Anleihen stark gesucht - die Anleger treten die Flucht in die vermeintliche Sicherheit an.

Dazu tagt noch der EZB-Rat mit einer regulären Sitzung und veröffentlicht den Wirtschaftsbericht der Zentralbank. In Norwegen tagt die Notenbank und dürfte die Welle globaler Zinserhöhungen fortsetzen: Erwartet wird eine Erhöhung um 25 Basispunkte. Und am Nachmittag ist das Interesse auf die Rede von Fed-Chairman Powell vor dem Finanzdienstleistungsausschuss des Repräsentantenhauses gerichtet.

Mit dem angelaufenen Warnstreik der Hafenarbeiter in Deutschland stehen auch die Aktien der Containerschiffer unter Druck: Moeller-Maersk und Hapag-Lloyd fallen bis zu 5,2 Prozent. Damit vergrößere sich der Rückstau in der Nordsee noch weiter, heißt es im Handel. Für die Lieferketten der Industrie seien das erneut schlechte Nachrichten.


   HB Fuller liefert gute Vorlagen für Henkel 

Gute Vorlagen für Henkel-Aktien sieht ein Händler in den Zahlen von HB Fuller aus den USA. Der US-Peer von Henkel, 3M und anderen Klebstoffherstellern habe bessere Zahlen als erwartet zu seinem zweiten Quartal vorgelegt. Vor allem ein Anstieg des organischen Wachstums von 22 Prozent zum Vorjahr gefalle. Dazu wurde die Kosteninflation weitergereicht und der Ausblick ist zuversichtlich. "Der Markt scheint eher mit Gewinnwarnungen zu rechnen, daher sollte so eine Vorlage gut ankommen", so der Händler. Die Henkel-Aktie kann sich dem negativen Umfeld dennoch nicht entziehen und fällt um 1,6 Prozent.

HINWEIS: Die an dieser Stelle sonst angebotene Übersichtstabelle über Aktienindizes, Devisen und Ölpreise muss aus technischen Gründen leider entfallen.

Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com

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June 23, 2022 03:54 ET (07:54 GMT)