München (Reuters) - Der Billig-Modehändler Adler Modemärkte rutscht in die Pleite.

Das Unternehmen aus Haibach bei Aschaffenburg führte als Grund für die Insolvenz die erzwungene Schließung fast aller 171 Geschäfte in der Corona-Pandemie seit Dezember an. Das habe zu einem neuerlichen Umsatzeinbruch und einer Liquiditätslücke geführt, erklärte Adler am Sonntagabend. Es sei nicht gelungen, frisches Geld von Investoren oder Staatshilfen zu bekommen. "Die erneute Corona-bedingte Schließung fast aller Standorte hat uns leider keine andere Wahl gelassen", sagte Vorstandschef Thomas Freude. "Wir werden alles dafür tun, den Geschäftsbetrieb aufrecht zu erhalten und Adler schnellstmöglich zu sanieren und wieder in eine positive Zukunft zu führen." Ende September beschäftigte Adler 3350 Mitarbeiter.

Adler plant eine Insolvenz in Eigenverwaltung, bei der der Vorstand im Amt bleibt und nur durch einen externen Sachwalter beaufsichtigt wird. Darüber entscheiden muss das Amtsgericht Aschaffenburg. Bei der Sanierung über einen Insolvenzplan helfen soll Christian Gerloff, der als Generalbevollmächtigter zu Adler kommt. Er hat viel Erfahrung mit Pleiten in der Textilbranche. Unter anderem fungierte Gerloff als Insolvenzverwalter bei Escada und Laurel. In der Coronakrise haben bereits mehrere Textilhändler und -hersteller Insolvenz angemeldet, darunter Galeria Karstadt Kaufhof, Hallhuber, Bonita und Appelrath-Cüpper.

Noch Anfang November hatte Adler Mode über einen "spürbaren Aufwärtstrend" berichtet. Die flüssigen Mittel waren allerdings bereits Ende September auf 24,8 (Ende 2019: 70) Millionen Euro zusammengeschrumpft. Den ersten Lockdown im Frühjahr hatte Adler noch mit Kurzarbeit und einem mit einer Staatsbürgschaft gesicherten Kredit überstanden. 45 Millionen Euro davon hatte das Unternehmen Ende Oktober gezogen. Der Umsatz schrumpfte in den ersten neun Monaten um ein Drittel auf 239 Millionen Euro, der Nettoverlust wuchs auf 63 (10) Millionen. Allerdings hatte Adler schon 2019 rote Zahlen geschrieben.

Auf seinen Mehrheitsaktionär konnte das Unternehmen nicht bauen: Die S&E Kapital, die fast 53 Prozent der Aktien hält, hatte seit Monaten versucht, ihre Beteiligung zu verkaufen. Hinter S&E stecken die seit gut vier Jahren insolvente Steilmann SE und der Finanzinvestor Equinox.