Wien (Reuters) - Die Addiko Bank mit Sitz in Wien hat das Interesse eines zweiten Investors geweckt.

Die slowenische Nova Ljubljanska Banka (NLB) will eine Mehrheitsbeteiligung erwerben und dafür ein Übernahmeangebot für alle Aktien der Addiko Bank abgeben, wie das teilstaatliche Institut am Donnerstag mitteilte. Der Angebotspreis belaufe sich auf 20 Euro je Aktie. Die Offerte bewertet das Geldhaus mit rund 390 Millionen Euro. Im März hatte schon die zyprische Finanzholding Agri Europe, die dem serbischen Geschäftsmann Miodrag Kostic zugerechnet wird, ihr Interesse an einem Aktienpaket der Addiko Bank gemeldet.

Die NLB bietet eigenen Angaben zufolge eine Prämie von 22,15 Prozent im Vergleich zum Sechs-Monats-Durchschnittskurs von 16,37 Euro. Sloweniens größte Bank liegt damit über dem Angebot von Agri Europe, die für 17 Prozent 17,5 Euro je Aktie bieten will. Das Angebot der Finanzholding, die bereits knapp zehn Prozent an der Addiko Bank hält, bewertet das Unternehmen mit 341 Millionen Euro. Die Anleger reagierten erfreut. Die Aktien der Addiko Bank legten an der Wiener Börse um fünf Prozent auf 20 Euro zu.

Die NLB will die Angebotsunterlagen unverzüglich bei der österreichischen Übernahmekommission einreichen. Die Addiko Bank teilte mit, dass sie zuvor mit der NLB in Kontakt war. Zum angekündigten Übernahmeangebot wollte sich die Bank vorerst aber nicht äußern. "Addiko wird im Einklang mit den Verpflichtungen des österreichischen Übernahmegesetzes vorgehen, einschließlich der Abgabe einer Äußerung nach der Veröffentlichung der Angebotsunterlage durch NLB".

Die Addiko Bank war 2015 aus den Osteuropa-Töchtern der ehemaligen österreichischen Krisenbank Hypo Alpe Adria hervorgegangen und notiert seit 2019 an der Wiener Börse. Sie hat sechs Tochterbanken in Mittel- und Südosteuropa und betreut vor allem Privatkunden und Klein- und Mittelbetriebe (KMU). Die Bankengruppe hat insgesamt rund 900.000 Kunden und betreibt über 155 Filialen sowie digitale Vertriebskanäle. "Die NLB ist beeindruckt von der Entwicklung der Addiko-Gruppe als spezialisierte Bank für Verbraucher und KMU mit einem zunehmend wichtigen digitalen Geschäftsmodell", sagte NLB-Chef Blaz Brodnjak. Die Übernahme würde die kürzlich von der NLB kommunizierte Strategie 2030 beschleunigen. Durch die Übernahme könnte der NLB, die bereits neben ihrem Heimatmarkt in Serbien, Bosnien-Herzegowina, Montenegro, Kosovo und Nordmazedonien tätig ist, auch der Einstieg im Nachbarland Kroatien gelingen. Das Angebot sei für die Aktionäre von Addiko "äußerst attraktiv".

Nach Ansicht von Analysten war zu erwarten, dass die NLB nach einer Reihe von Übernahmen ihre Rolle als Konsolidierer fortsetzen würde. "Die NLB hat kürzlich erklärt, dass ihre Ziele für 2030 auch durch Akquisitionen erreicht werden sollen", heißt es in einer Analyse der Erste Group. Der Aktienkurs sei fast 26 Prozent höher als an dem Tag, als Agri Europe Interesse bekundet hatte. "Wir sehen dies als eine insgesamt positive Entwicklung für den Bankensektor in der Region."

(Bericht von Alexandra Schwarz-Goerlich, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)