ZÜRICH (dpa-AFX) - Der Industriekonzern ABB leidet nach wie vor unter der schwachen Nachfrage in einzelnen Märkten und rechnet auch weiterhin mit Gegenwind. An der Börse sorgten die neuesten Geschäftszahlen für einen Kurseinbruch.

Die ABB-Aktien sind zuletzt um über 6 Prozent gefallen. Belastend wirkt laut den ersten Kommentaren vor allem der prozentual zweistellige Rückgang beim Auftragseingang. Doch auch die Margenentwicklung überzeuge nicht, hieß es am Markt. Zudem trete der bei Anlegern geschätzte Finanzchef Eric Elvik zurück. Die Analysten zeigen sich kritisch: So bezeichnet etwa der Experte der Deutschen Bank, Gael de-Bray, die Ergebnisse als "gedämpft". Bis auf den Reingewinn habe das dritte Quartal die Erwartungen nicht erfüllen können, meinte der Industrieexperte Richard Frei von Zürcher Kantonalbank in einem Kommentar.

ABB stehe gleich auf mehreren Ebenen im Gegenwind, meint auch Panagiotis Spiliopoulos von der Bank Vontobel. Er befürchtet, dass die operativen Verbesserungen in den kommenden Quartalen durch die widrige Umsatzentwicklung aufgefressen werden. Nachdem ABB im laufenden Jahr 27 Prozent zugelegt hat, will der Analyst nun darauf warten, bis sich die "makroökonomischen Wolken" verzogen haben. Entsprechend stuft er die Aktien auf 'Hold' von 'Buy' herunter.

Der Auftragseingang fiel im dritten Quartal um 14 Prozent auf 7,53 Milliarden US-Dollar, wie der Konzern am Donnerstag mitteilte. Die Erlöse sanken drei Prozent auf 8,26 Milliarden US-Dollar. Der operative Gewinn (Ebita) ging um 3 Prozent auf 1,046 Milliarden US-Dollar zurück. Der Reingewinn wiederum gab um 2 Prozent auf 568 Millionen nach.

Das dritte Quartal sei von erheblichen makroökonomischen Unsicherheiten im Zusammenhang mit dem Brexit und den Wahlen in den USA geprägt gewesen, was sich im geringeren Auftragsvolumen widerspiegle, hieß es in der Mitteilung. In der Division Stromnetze sei der Auftragseingang durch die Unentschlossenheit von Kunden im Vorfeld des Capital Markets Day zusätzlich belastet worden. Den zweistelligen Rückgang des Auftragseingang begründet ABB weiter mit zeitlichen Effekten bei der Vergabe von Großaufträgen und mit Volumenrückgängen bei frühzyklischen Orders.

Damit hat ABB die Erwartungen der Analysten außer mit dem Reingewinn verfehlt, mit dem Auftragseingang gar deutlich. Zur Prognose teilte ABB mit, dass die makroökonomischen und geopolitischen Entwicklungen auf ein uneinheitliches Szenario mit anhaltenden Unsicherheiten hindeuteten.

Bei Umbau der Sparte Stromnetze sieht sich ABB "im Plan" und auch das Kostensenkungsprogramm "White Collar Productivity" sei auf gutem Weg für die anvisierten Einsparungen von 1,3 Milliarden US-Dollar. Die dafür veranschlagten Kosten dürften um 100 Millionen US-Dollar geringer ausfallen als ursprünglich gedacht.

Weiter gab ABB einen Wechsel im Topmanagement bekannt. Timo Ihamuotila wurde zum neuen Finanzchef ernannt. Er wechselt zum 1. April 2017 von Nokia zum Technologieunternehmen und tritt damit die Nachfolge von Eric Elzvik an. Dieser werde sich "nach einer sorgfältigen Übergabe" im zweiten Quartal neuen beruflichen Herausforderungen außerhalb von ABB zuwenden./cf/cp/AWP/stk