Frankfurt (Reuters) - Beim Pharma- und Laborzulieferer Sartorius bahnt sich erstmals seit mehr als 20 Jahren ein Wechsel an der Vorstandsspitze an.

Sartorius-Chef Joachim Kreuzburg werde seinen Vertrag, der noch bis November 2025 läuft, nicht verlängern, teilte das Göttinger Unternehmen am Dienstag mit. Der 59-Jährige ist schon seit 2003 im Amt und damit wohl der dienstälteste Vorstandvorsitzende eines Dax-Konzerns. "Ich werde Sartorius in etwa eineinhalb Jahren verlassen. Nach dieser langen Zeit als Vorstandsvorsitzender möchte ich mich beruflich und privat neuen Themen und Projekten widmen", schrieb Kreuzburg in einer Reuters vorliegenden Mitteilung an die Beschäftigten. Einen erneuten Job als Vorstandschef schließt er aus.

Bei Sartorius soll nun in Kürze die Suche nach einem Nachfolger starten. Der Aufsichtsrat bescheinigte Kreuzburg, er habe Sartorius "zu einem international führenden und ausgesprochen profitablen Life-Science-Konzern geformt" und das Technologie- und Produktportfolio enorm erweitert. "Wir bedauern seine Entscheidung sehr. Zugleich danken wir ihm, dass er uns frühzeitig über seinen Entschluss informiert hat und dass er Sartorius bis November 2025 weiter zur Verfügung steht", erklärte Aufsichtsratschef Lothar Kappich.

Während der Amtszeit von Kreuzburg stieg der Umsatz nach Angaben von Sartorius um mehr als das siebenfache auf rund 3,4 Milliarden Euro, der Gewinn um mehr als das 26-Fache, die Börsenbewertung legte von gut 90 Millionen Euro auf gut 17 Milliarden zu. Die Zahl der Beschäftigten habe sich seitdem auf über 14.000 vervierfacht. 2021 erfolgte die Aufnahme von Sartorius in den deutschen Leitindex Dax. Dort fielen die Aktien nach Bekanntgabe von Kreuzburgs Plänen zeitweilig um mehr als zwei Prozent auf ein Jahrestief von gut 206 Euro.

Das Göttinger Unternehmen wurde 1870 von Florenz Sartorius als "Feinmechanische Werkstatt F. Sartorius" gegründet. 1954 stelle Sartorius die weltweit erste seriell produzierte elektronische Waage her. In der Corona-Pandemie profitierte das Unternehmen von einer hohen Nachfrage nach seinen Produkten, die bei der Herstellung von Covid-Impfstoffen und -Medikamenten eingesetzt wurden und erzielte so Wachstumsraten von über 30 Prozent. Diese Sonderkonjunktur fand im vergangenen Jahr aber ein jähes Ende.

"Nach einer Phase außerordentlich starken Wachstums steht die gesamte Life-Science-Branche in der aktuellen Nach-Pandemie-Phase vor temporären Herausforderungen", sagte Kreuzburg. Die Talsohle habe Sartorius aber hinter sich gelassen. Für dieses Jahr erwartet er einen währungsbereinigten Umsatzanstieg im mittleren bis oberen einstelligen Prozentbereich. Die operative Umsatzrendite (Ebitda-Marge) soll auf etwas über 30 (Vorjahr: 28,3) Prozent klettern.

(Bericht von Patricia Weiß, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)