Washington/Berlin (Reuters) - In die festgefahrenen Verhandlungen zur Lösung der Ukraine-Krise wollen westliche Staaten mit einer Serie von Gesprächen mit Russland neuen Schwung bringen.

Zugleich wollen westliche Politiker in die Ukraine reisen, um ihre Solidarität zu zeigen. Polen sah am Montag Anzeichen dafür, dass Russland seine künftige Militärpräsenz in Belarus erhöhen wird. Das Thema soll auch den UN-Sicherheitsrat bei einer noch am Montag (New Yorker Ortszeit) geplanten Sitzung beschäftigen. In Berlin versuchte die SPD-Führung, ihre Linie in der Russland-Politik abzustecken.

US-Außenminister Antony Blinken will am Dienstag mit seinem russischen Amtskollegen Sergej Lawrow telefonieren. Dabei dürfte es um die Warnungen der USA und der EU gehen, dass Russland mit harten Sanktionen zu rechnen habe, wenn es das Nachbarland angreife. Die amerikanische und die britische Regierung betonten, dass die politische Führung in Moskau getroffen werden soll. Im Visier seien "Individuen, die wir im oder nahe des inneren Kreises im Kreml identifiziert haben, die eine Rolle in der Regierungsentscheidung spielen oder sich an dem destabilisierenden Verhalten des Kreml beteiligen", sagte ein US-Offizieller.

AUCH JOHNSON UND ERDOGAN WOLLEN MIT PUTIN REDEN

Bei dem Gespräch zwischen Blinken und Lawrow dürfte es auch um die von Russland eingeforderten Sicherheitsgarantien wie etwa eine Zusage gehen, dass die frühere Sowjetrepublik Ukraine nicht der Nato beitreten dürfe. Auch der britische Premierminister Boris Johnson und der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan planen in dieser Woche Gespräche mit Russlands Präsident Wladimir Putin.

Zugleich wollen europäische Staaten der Ukraine Signale der Unterstützung senden. Johnson, der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte sowie EU-Handelskommissar Valdis Dombrovskis reisen dazu am Dienstag in die Ukraine. Die britische Regierung kündigte im Falle eines russischen Angriffs Sanktionen gegen Kreml-Mitarbeiter an, was die ukrainische Führung begrüßte.

Westliche Staaten und die Ukraine werfen Russland vor, angesichts der Truppenkonzentration von 100.000 Soldaten vor der Grenze zur Ukraine einen Angriff vorzubereiten. Russland dementiert dies. Der polnische Außenminister Zbigniew Rau verwies am Montag bei einem Besuch in der estnischen Hauptstadt Tallinn auf Signale, dass Russland seine Truppen in Belarus verstärke.

SPD-SPITZE WILL ÜBER RUSSLAND-POLITIK REDEN

In Berlin wies SPD-Chef Lars Klingbeil den Eindruck der Zerstrittenheit in Regierung und seiner Partei in der Russland-Politik zurück. "Es ist völlig klar für uns: Wir erleben eine Eskalation, die von Russland ausgeht", sagte Klingbeil in der ARD auf die Frage, ob es nicht Differenzen in seiner Partei und der Ampel-Regierung gebe. "Da sind wir sehr deutlich, dass alle Optionen auf dem Tisch liegen, sollte Russland die Ukraine angreifen", fügte er mit Blick auf mögliche Sanktionen hinzu. Seit Wochen gibt es eine Debatte, ob es dann Sanktionen gegen die Gaspipeline Nord Stream 2 geben sollte.

Klingbeil reagierte auf umstrittene Äußerungen des früheren Kanzlers Gerhard Schröder (SPD), der der Ukraine Säbelrasseln vorgeworfen hatte. "Äußern können sich viele, aber entscheiden tun wir als aktuelle SPD-Führung gemeinsam mit Bundeskanzler Olaf Scholz." Der SPD-Chef hat für den Nachmittag eine interne Runde führender Sozialdemokraten einberufen, um über die Russland-Politik zu diskutieren.