Sollte Piëch seine Anteile tatsächlich verkaufen, wäre dies das spektakuläre Ende einer mittlerweile schon Jahrzehnte laufenden Familien-Streitigkeit. Wobei hier Piëch zu früheren Zeiten nicht nur der Macher in der Holding, sondern auch im Konzern war. Ihm muss zugerechnet werden, dass Volkswagen heutzutage so aussieht, wie es ist.
 
Allerdings spiegelt sich hier auch eine geradezu klassische Tragödie wider, die vielen Firmen-Patriarchen zustößt. Denn oftmals wissen sie nicht, wann es Zeit ist, sich aus dem operativen Geschäft zurückzuziehen.
 
Das Tischtuch ist zerschnitten
 
Bei Piëch kam offensichtlich hinzu, dass er innerhalb seiner Familie viel verbrannte Erde produziert hat, was nun dazu führte, dass letztlich inzwischen alle gegen ihn sind. Das zeigte sich insbesondere in der Auseinandersetzung mit dem früheren VW-Chef Winterkorn, der auf Betreiben von Piëch schon vor der Dieselgate-Affäre seinen Posten verlieren sollte, was  sich aber am Ende gegen Piëch wandte, der in immer mehr Gremien seinen Posten verlor bzw. dann auch zurückzog.
 
Am Ende musste man wohl schon sagen: Aus dem Autovisionär war längst eine Belastung geworden. Sein nun kolportierter Rückzug kann somit am Ende für die Holding und den Konzern nur sinnvoll erscheinen, um wieder Ruhe hinein zu bringen.
 
Die Machtverhältnisse bei VW dürften stabil bleiben
 
Dabei dürfte als gesichert gelten, dass Piëchs Anteile in der Familie bleiben. Zwar ist der derzeit aufgerufene Marktwert von rund 1,1 Milliarden Euro kein Pappenstiel. Doch die restlichen Familienmitglieder dürften hier kaum Schwierigkeiten haben, entsprechende Summen zusammenzubringen.
 
Dass die Börse in einer ersten Reaktion mit Abgaben reagiert, ist nachvollziehbar. Ich rechne allerdings damit, dass diese Schwäche durchaus schnell wieder ausgebügelt werden könnte. Was nicht heißt, dass Anleger hier komplett blind fahren sollten. Vielmehr bleibt weiterhin eine Stopp-Loss-Absicherung wichtig, um auch mögliche Verluste aus einer Marktkorrektur abfangen zu können.

Diese Analyse wurde als Gastkommentar von Börse Global erstellt. Weitere Analysen und Nachrichten werden börsentäglich  auf der Internetseite www.boerse-global.de veröffentlicht.
 
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