Volkswagen AG : Wie ist der Ausstieg von Piëch zu werten?
Beim Wolfsburger Autokonzern Volkswagen platzte zum Schluss letzter Woche eine Bombe. Denn aus dem Umfeld der VW-Großaktionärin Porsche Automobil Holding SE wurde berichtet, dass Ferdinand Piëch seinen Anteil an der Holding und damit auch an VW abstoßen könnte. Die Porsche SE, in der die beiden Familienstämme Piëch und Porsche ihre Beteiligung an dem Autokonzern gebündelt haben, besitzt rund 52,2 % der Volkswagen-Stammaktien.
Allerdings spiegelt sich hier auch eine geradezu klassische Tragödie wider, die vielen Firmen-Patriarchen zustößt. Denn oftmals wissen sie nicht, wann es Zeit ist, sich aus dem operativen Geschäft zurückzuziehen.
Das Tischtuch ist zerschnitten
Bei Piëch kam offensichtlich hinzu, dass er innerhalb seiner Familie viel verbrannte Erde produziert hat, was nun dazu führte, dass letztlich inzwischen alle gegen ihn sind. Das zeigte sich insbesondere in der Auseinandersetzung mit dem früheren VW-Chef Winterkorn, der auf Betreiben von Piëch schon vor der Dieselgate-Affäre seinen Posten verlieren sollte, was sich aber am Ende gegen Piëch wandte, der in immer mehr Gremien seinen Posten verlor bzw. dann auch zurückzog.
Am Ende musste man wohl schon sagen: Aus dem Autovisionär war längst eine Belastung geworden. Sein nun kolportierter Rückzug kann somit am Ende für die Holding und den Konzern nur sinnvoll erscheinen, um wieder Ruhe hinein zu bringen.
Die Machtverhältnisse bei VW dürften stabil bleiben
Dabei dürfte als gesichert gelten, dass Piëchs Anteile in der Familie bleiben. Zwar ist der derzeit aufgerufene Marktwert von rund 1,1 Milliarden Euro kein Pappenstiel. Doch die restlichen Familienmitglieder dürften hier kaum Schwierigkeiten haben, entsprechende Summen zusammenzubringen.
Dass die Börse in einer ersten Reaktion mit Abgaben reagiert, ist nachvollziehbar. Ich rechne allerdings damit, dass diese Schwäche durchaus schnell wieder ausgebügelt werden könnte. Was nicht heißt, dass Anleger hier komplett blind fahren sollten. Vielmehr bleibt weiterhin eine Stopp-Loss-Absicherung wichtig, um auch mögliche Verluste aus einer Marktkorrektur abfangen zu können.
Diese Analyse wurde als Gastkommentar von Börse Global erstellt. Weitere Analysen und Nachrichten werden börsentäglich auf der Internetseite www.boerse-global.de veröffentlicht.
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