usWashington/Berlin (Reuters) - Die Inflation in den USA gibt stärker als erwartet nach und nährt damit Spekulationen auf kleinere Zinsschritte der Notenbank Fed.

Die Teuerungsrate für Waren und Dienstleistungen fiel im November auf einen Jahrestiefswert von 7,1 Prozent, wie das Arbeitsministerium am Dienstag in Washington mitteilte. Von Reuters befragte Experten hatten mit 7,3 Prozent gerechnet, nach 7,7 Prozent im Oktober. Der Rückgang weckt Hoffnungen, dass die USA den Höhepunkt der Inflationswelle hinter sich haben. Noch im Juni lag die Teuerungsrate bei 9,1 Prozent.

Trotz des nun deutlich niedrigeren Niveaus ist das Ziel der Notenbank Fed von 2,0 Prozent noch weit weg. An den Terminmärkten stellt man sich darauf ein, dass es am Mittwoch auf der Fed-Sitzung beim Leitzins noch einen halben Prozentpunkt nach oben geht und im Februar ein kleinerer Schritt von 0,25 Prozentpunkten folgen wird. Die Notenbank Fed sieht den Kampf gegen die Inflation noch nicht als gewonnen an, will aber bei Zinserhöhungen etwas kürzertreten. Mit einer Anhebung um einen halben Prozentpunkt würde die Leitzins-Spanne auf dann 4,25 bis 4,50 Prozent steigen. Zuvor hatten die US-Währungshüter den geldpolitischen Schlüsselsatz vier Mal in Folge jeweils um satte 0,75 Prozentpunkte angehoben.

Dass sie nun den Fuß vom Gas nehmen könnten, lässt Investoren aufatmen: Der überraschend starke Rückgang der Teuerungsrate in den USA trieb die Aktienmärkte an. Der Dax schnellte um bis zu 2,3 Prozent auf 14.632 Punkte nach oben. Der Dollar-Index geriet hingegen unter Druck und büßte bis zu 1,1 Prozent auf 103,78 Punkte ein.

INFLATION KÖNNTE WEITER SINKEN

Helaba-Ökonom Ulrich Wortberg geht davon aus, dass die Inflation weiter nachlassen wird: "Der Basiseffekt wegen des Preisschubes im November 2021 macht sich bemerkbar und dieser Effekt wird bis Juni 2023 anhalten und noch größer werden." Insofern sollte es aus seiner Sicht nicht überraschen, wenn die US-Inflationsrate in den kommenden Monaten sukzessive sinkt.

Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank meint, dass die US-Währungshüter annähernd das Zinshoch erreicht haben. "Gerade die zu erwartenden weiter fallenden Inflationsraten werden Druck von der Fed nehmen, weiter deutlich an der Zinsschraube zu drehen." Die Fed werde aber im Mittwoch zunächst noch einen anderen Eindruck erwecken wollen: "Vorsicht wird das Motto der Fed lauten. Die Märkte sollen nicht den Eindruck bekommen, dass nun alles wieder gut ist."

(Reuters-Büro Washington, Reuters-Marktteam, redigiert von Christian Rüttger - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

- von Lucia Mutikani und Reinhard Becker und Rene Wagner