Nachrichten und Einschätzungen zu dem russischen Angriff und dem Krieg in der Ukraine sowie den Auswirkungen:


Ukrainische Streitkräfte erobern Ortschaft bei Charkiw zurück 

Ukrainische Streitkräfte haben eine Ortschaft nahe der ostukrainischen Großstadt Charkiw zurückerobert. Ein AFP-Journalist berichtete am Montag von toten russischen Soldaten und zerstörten Militärfahrzeugen in Mala Rohan, das bis vor einigen Tagen noch unter russischer Kontrolle gestanden hatte. Nach Angaben des Bürgermeisters von Charkiw hatten die russischen Truppen von dem Dorf aus die Stadt mit Artillerie beschossen. "Unsere Truppen befreien Mala Rohan, und das ist von großer Bedeutung, weil sie von dort aus ständig Wohngebiete der Stadt beschießen", sagte Ihor Terechow. Die Ortschaft liegt etwa vier Kilometer östlich von Charkiw.


Ukraine spricht von mindestens 5.000 Todesopfern in Mariupol 

In der von russischen Truppen belagerten Stadt Mariupol sind nach ukrainischen Angaben mindestens 5.000 Menschen getötet worden. "Etwa 5.000 Todesopfer wurden beerdigt", sagte am Montag die ukrainische Verantwortliche für Flüchtlingskorridore, Tetjana Lomakina, der Nachrichtenagentur AFP. Allerdings würden seit ungefähr zehn Tagen wegen der anhaltenden Bombardements durch die russischen Truppen in Mariupol keine Bestattungen mehr vorgenommen, die Zahl der Todesopfer könnte sogar bei "ungefähr 10.000" liegen.


Scholz: Können bei Bedarf weitere Sanktionen gegen Russland verhängen 

Der Westen kann Russland laut Bundeskanzler Olaf Scholz noch mit weiteren Sanktionen belegen. Scholz sagte auf dem Global Solutions Summit in Berlin, dass die bisherigen Sanktionen Russland bereits schaden. Aber man habe noch andere Optionen in der Hinterhand, auf die man bei Bedarf zurückgreifen könne.


Schweden will nicht wieder so viele Flüchtlinge aufnehmen wie 2015 

Schweden will nach der Flüchtlingskrise ab 2015 nun nicht erneut eines der wichtigsten Aufnahmeländer für Kriegsflüchtlinge werden. "Wir haben damals zwölf Prozent der Flüchtlinge in der EU übernommen", sagte Schwedens Ministerpräsidentin Magdalena Anderson am Montag nach einem Treffen mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in Berlin. "Das können wir in diesem Ausmaß nicht noch einmal tun", fügte sie mit Blick auf die Ukraine-Flüchtlinge hinzu. Schweden werde bei der Aufnahme von Schutzsuchenden aus der Ukraine "natürlich Teil der Lösung" sein, versprach Anderson. "Wir werden unseren Teil beitragen." Aber "die Situation von 2015 kann sich nicht noch einmal wiederholen".


Moskau plant Einreisebeschränkungen für Bürger "unfreundlicher" Staaten 

Russland will Einreisebeschränkungen für Staatsangehörige "unfreundlicher" Staaten verhängen. Dabei handele es sich um "Vergeltungsmaßnahmen in Antwort auf unfreundliche Aktionen einer Reihe anderer Staaten", erklärte am Montag Außenminister Sergej Lawrow. Ein entsprechendes Präsidentendekret sei in Arbeit.


Französische Behörde mahnt zum Energiesparen 

Die französische Energiebehörde hat angesichts des Ukraine-Kriegs zum Gas- und Stromsparen aufgerufen und vor Stromausfällen im kommenden Winter gewarnt. "Jeder muss sich anstrengen, die Industrie, der Dienstleistungssektor, die öffentlichen Gebäude und jeder einzelne von uns", sagte Jean-François Carenco, Chef der Behörde, die der Bundesnetzagentur entspricht. "Wir müssen jetzt Gas und Strom sparen, sonst sieht es im nächsten Winter schlecht aus." Konkret empfiehlt Carenco, Heizung, Klimaanlagen und Beleuchtung zu drosseln. "Es ist eine Notlage, und jeder muss etwas tun", betonte er. In Frankreich sind die Strompreise durch staatliche Subventionen in diesem Jahr gedeckelt. Heizungen machen nach Angaben des Stromkonzerns EDF etwa 28 Prozent des Stromverbrauchs von Privathaushalten aus.


Fratzscher: Bei Öl- und Gasembargo Inflation von bis zu 10 Prozent 

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat vor hohen Inflationsraten als Folge des Ukraine-Kriegs gewarnt. "Wenn es zu einem Öl- und Gas-Embargo kommen sollte oder wenn Putin den Gashahn zudreht, sind Inflationsraten von bis zu 10 Prozent wahrscheinlich", sagte DIW-Präsident Marcel Fratzscher im Wochentester-Podcast von Kölner Stadt-Anzeiger und Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Auch ohne eine solche Eskalation sei mit Inflationsraten um 6 bis 7 Prozent zu rechnen. "Wenn es zu einem Embargo kommt und es keine Öl- und Gaslieferungen mehr gibt, helfen uns auch keine drei Katars und Vereinigte Arabische Emirate", sagte Fratzscher. Er rief die Verbraucher zu Verzicht auf, wie weniger Auto fahren, ein autofreier Sonntag, ein Tempolimit auf der Autobahn. "Wir müssen beim Heizen deutlich einsparen. Und bei energieintensiven Unternehmen würde es temporär zu Stilllegungen kommen. Das ist die Wahrheit."


Kreml bezeichnet Bidens Äußerungen über Putin als "alarmierend" 

Russland hat die jüngsten Äußerungen von US-Präsident Joe Biden über Kreml-Chef Wladimir Putin kritisiert. "Diese Aussage ist ohne Zweifel alarmierend", sagte Putins Sprecher Dmitri Peskow. Der Kreml werde die Äußerungen des US-Präsidenten "weiterhin genau beobachten". Biden hatte Putin bei seinem Besuch in Polen am Samstag im Zusammenhang mit dem russischen Militäreinsatz in der Ukraine als "Schlächter" bezeichnet und auch gesagt, er "kann nicht an der Macht bleiben". Das Weiße Haus erklärte nach Bidens Rede, der US-Präsident strebe keinen "Regimewechsel" in Moskau an.


Kasachstan rückt von Russland ab 

Kasachstan, über Jahrzehnte Russlands enger Verbündeter in Zentralasien, rückt als Folge des Krieges in der Ukraine vom Kreml ab und ruft westliche Investoren auf, das Geschäft in ihr Land verlagern. "Wenn es einen neuen Eisernen Vorhang gibt, wollen wir nicht dahinter sein", sagte Vize-Außenminister Roman Vassilenko der Tageszeitung Die Welt. Zwar wolle man nicht, dass Unternehmen kommen, "nur um die Sanktionen gegen Russland zu umgehen", sagte der Vize-Außenminister. "Aber alle Unternehmen mit gutem Ruf, die ihre Produktion hierher verlagern wollen, sind willkommen." Die Ankündigung bedeutet eine geopolitische Weichenstellung in dem an fossilen Energiestoffen reichen Land in Zentralasien.


Selenskyj dringt vor neuen Verhandlungen mit Moskau auf schnellen Frieden 

Vor der Wiederaufnahme direkter Gespräche zwischen der Ukraine und Russland zur Beendigung des Krieges hat der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj auf Frieden "ohne Verzögerung" gedrungen. "Unser Ziel ist klar - so schnell wie möglich Frieden und die Wiederherstellung des normalen Lebens in unserem Heimatland", sagte Selenskyj in einer Videobotschaft in der Nacht zu Montag. Laut dem ukrainischen Unterhändler David Arachamia sollen die Gespräche von Montag bis Mittwoch in der türkischen Metropole Istanbul stattfinden.


Faeser fordert stärkere EU-Koordination bei Verteilung von Ukraine-Flüchtlingen 

Kurz vor dem nächsten Sondertreffen der EU-Innenminister hat Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) eine gerechte Verteilung der Flüchtlinge aus der Ukraine und mehr Koordination durch die EU-Kommission gefordert. "Ich setze auf eine starke Steuerung, pragmatische Lösungen und eine umfassende Unterstützung der besonders belasteten Nachbarstaaten der Ukraine. Hier wird die EU-Kommission eine zentrale Rolle einnehmen müssen", sagte Faeser der Rheinischen Post. Die EU-Staaten hätten bereits einen "historischen Schulterschluss" erreicht und in allen EU-Staaten für unbürokratischen, schnellen Schutz von Geflüchteten gesorgt.


Scholz hat Putin vor Einsatz von Chemiewaffen gewarnt 

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat Russlands Präsident Wladimir Putin im Ukraine-Konflikt vor einem Einsatz chemischer oder biologischer Waffen gewarnt. "Ein Einsatz von biologischen und chemischen Waffen darf nicht stattfinden", sagte Scholz in der ARD-Sendung Anne Will. "Das würde härteste Konsequenzen haben." Scholz sprach nach eigenen Angaben das Thema in einem direkten Gespräch mit Putin an. Er habe den russischen Präsidenten dabei davor gewarnt, über Propaganda fälschlicherweise zu behaupten, "dass die Ukraine B- und C-Waffenlabore habe" und dies als Vorwand für den eigenen Einsatz solcher Waffen zu nutzen, sagte er. Die westlichen Verbündeten seien sich einig, "dass wir dann natürlich mit dramatischen Maßnahmen reagieren würden".


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March 28, 2022 11:52 ET (15:52 GMT)