- von Tim Reid und Nathan Layne und Christian Rüttger

Des Moines (Reuters) - Donald Trump hat die erste Runde im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der US-Republikaner klar für sich entschieden.

Der Ex-Präsident verwies bei der Vorwahl im Bundesstaat Iowa seine Kontrahenten laut Prognosen mit beispiellosem Vorsprung auf die Plätze. Ungeachtet mehrerer Gerichtsprozesse untermauerte er damit seinen Anspruch, für die Republikaner im November in die eigentliche Präsidentschaftswahl zu ziehen. Es käme dann aller Voraussicht nach zur Neuauflage des erbittert ausgefochtenen Duells von 2020, nur mit umgekehrten Rollen: Der Herausforderer hieße diesmal Trump und der Amtsinhaber Joe Biden. Der 81-Jährige gilt trotz Kritik an seinem hohen Alter bei den Demokraten als Kandidat gesetzt.

"Danke Iowa, ich liebe euch alle", jubelte Trump in der Nacht zu Dienstag in einem Beitrag auf seiner Online-Platform Truth Social seinen Anhängern zu, die ihm trotz eisiger Kälte in Iowa die Stange hielten. Der 77-Jährige war als klarer Favorit angetreten. Vorläufigen Teilergebnissen des Datenanbieters Edison zufolge erhielt er geschätzt über 50 Prozent der Stimmen. Auf Platz zwei rangierte Floridas Gouverneur Ron DeSantis mit rund 21 Prozent, gefolgt von der ehemaligen UN-Botschafterin und Ex-Gouverneurin von South Carolina, Nikki Haley, die auf etwa 19 Prozent kam.

Trump unterstrich damit einmal mehr, wie sehr er die Republikanische Partei dominiert. Wählerbefragungen zufolge triumphierte er bei der Abstimmung in Iowa auf ganzer Linie. Sowohl Männer als auch Frauen sprachen sich in der Mehrzahl für ihn aus. Besser Ausgebildete stimmten ebenso mehrheitlich für ihn als auch solche ohne höheren Bildungsabschluss. Trump überzeugte diejenigen, denen die Wirtschaftslage am meisten Sorgen bereitete, ebenso wie diejenigen, denen vor allem die Einwanderung auf den Nägeln brennt.

Die Ergebnisse zeigten, wie populär Trump unter Anhängern der Republikaner ist - selbst nach zwei Amtsenthebungsverfahren und seiner Rolle beim Sturm auf das Kapitol am 6. Januar 2021, als ein wütender Mob versuchte, die offizielle Bestätigung von Bidens Wahlsieg bei der Präsidentschaftswahl 2020 zu verhindern. Auch die Affäre um aus dem Weißen Haus entwendete Geheimakten und eine Schweigegeldzahlung an einen Pornostar, ebenso wie diverse Gerichtsverfahren und Klagen, mit denen Trump konfrontiert ist, schreckten die Wähler in Iowa nicht ab. Eine deutliche Mehrheit der Teilnehmer unterstützte die von Trump immer wieder vorgebrachte Falschbehauptung, er sei 2020 durch Wahlbetrug um seinen Sieg im Kampf um das Weiße Haus gebracht worden. Etwa zwei Drittel gaben an, dass Biden ihrer Meinung nach die Wahl nicht rechtmäßig gewonnen habe. Mehr als 60 Prozent sagten, sie seien überzeugt, dass Trump selbst im Falle einer Strafverurteilung das Präsidentenamt gut ausfüllen könne.

BEWERBERFELD LICHTET SICH

Zusätzlichen Auftrieb bekam Trumps Kampagne noch bevor das offizielle Endergebnis von Iowa vorlag. Der ehemalige Biotech-Unternehmer Vivek Ramaswamy warf nach einem enttäuschenden Abschneiden bei der Vorwahl das Handtuch und empfahl seinen Anhängern, ihre Stimme stattdessen Trump zu geben. Der 38-Jährige war als Außenseiter gestartet. Teilergebnissen zufolge kam er jedoch in Iowa auf geschätzt nur etwa 7,7 Prozent. Damit landete er nach vorläufigen Prognosen deutlich abgeschlagen auf Platz vier.

Ein enges Ringen um Platz zwei lieferten sich DeSantis und Haley. Nachdem DeSantis' Kampagne zuletzt ins Straucheln geraten war, hatte der 45-Jährige mehr als jeder andere Bewerber seine Energie voll auf Iowa konzentriert, um wenigstens den Rang hinter seinem einstigen Mentor Trump zu erringen. Haley wiederum hatte sich angesichts eines Aufstiegs in den Umfragen gute Chancen ausgerechnet, DeSantis hinter sich zu lassen und Trumps ärgste Rivalin im Kampf um die Kandidatur zu werden.

Sowohl DeSantis als auch Haley gaben sich trotz Trumps klaren Vorsprungs kämpferisch. Insbesondere Haley setzt auf die kommenden Vorwahlen in New Hampshire, wo deutlich mehr moderat konservative Republikaner an den Urnen erwartet werden als in Iowa. Trump liegt dort aber ebenfalls in den Umfragen vorne, wenn auch weniger deutlich. DeSantis, der sich in vielen gesellschaftspolitischen Fragen rechts von Trump positioniert hat, gilt in New Hampshire hingegen als Außenseiter.

DER UNVERMEIDLICHE KANDIDAT?

Trumps Anschein des unvermeidlichen Kandidaten dürfte dank des Triumphs von Iowa derweil vorerst an Glanz noch gewonnen haben. Noch nie konnte ein republikanischer Bewerber die Abstimmung in dem ländlich geprägten Bundesstaat, die traditionell den Auftakt des monatelangen Vorwahlzyklus bildet, mit mehr als 12,8 Prozent Abstand gewinnen. Allerdings ist ein Sieg in Iowa noch längst keine Garantie dafür, dass man die Nominierung bereits in der Tasche hat. Ein symbolträchtiger Auftakterfolg beschert Medien- und Wähleraufmerksamkeit und dringend benötigte weitere Wahlspenden, doch nur drei der republikanischen Bewerber, die die acht Abstimmungen in Iowa zwischen 1976 und 2016 gewannen, wurden letztendlich zum Kandidaten der Partei gekürt. 2016 etwa verlor Trump in Iowa gegen Ted Cruz. Im weiteren Verlauf der Vorwahlen setzte er sich dann aber doch noch durch, wurde als Kandidat aufgestellt und siegte schließlich bei der Präsidentschaftswahl im selben Jahr gegen die Demokratin Hillary Clinton.

(Weitere Reporterin: Gabriella Borter,; geschrieben von Christian Rüttger,; redigiert von Kerstin Dörr; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)