Dakar (Reuters) -Senegal steuert nach der Präsidentenwahl auf einen Regierungswechsel zu. Oppositionskandidat Bassirou Diomaye Faye hat nach ersten Auszählungsergebnissen vom Montag die absolute Mehrheit errungen. Seine Anhänger feierten den Wahlsieg in den Straßen der Hauptstadt Dakar. Sein Konkurrent Amadou Ba von der Regierungspartei beharrte jedoch auf einer Stichwahl. Andere Präsidentschaftsbewerber gratulierten dagegen Faye zum Sieg.

Ein Wahlexperte des Privatsenders RFM sah Faye bei der Wahl von Sonntag mit rund 57 Prozent deutlich vor Ba mit 31 Prozent. Die meisten Zeitungen machten am Montag mit Glückwünschen für Faye auf. Die offiziellen Ergebnisse werden voraussichtlich Freitag vom Berufungsgericht in Dakar bekannt gegeben. Die Wahlkommission äußerte sich zunächst nicht zum Stand der Auszählung.

Viele Menschen hoffen nun, dass sich ein geregelter Regierungswechsel in einer der wenigen stabilen Demokratien in Westafrika vollziehen kann. Schon vor der Wahl hatte der scheidende Präsident Macky Sall mit dem Versuch einer Verlegungen des Wahltermins und anderen Maßnahmen eine schwere politische Krise und in Teilen gewaltsame Proteste ausgelöst.

Der 43-jährige ehemalige Steuerprüfer Faye war bis vor kurzem noch weitgehend unbekannt. Das änderte sich, als der in großen Teilen der Bevölkerung populäre Oppositionsanführer Ousmane Sonko ihn zu seinem Ersatzkandidaten erkor. Der für seine populistischen Brandreden bekannte Sonko wurde bei der Präsidentschaftswahl 2019 Dritter, durfte diesmal aber aufgrund einer Verurteilung wegen Verleumdung nicht antreten. Der 49-Jährige saß bis vor kurzem noch in Haft, ebenso wie Faye, dem ebenfalls Verleumdung sowie Gerichtsmissachtung vorgeworfen wurde.

Faye äußerte sich am Montag zunächst nicht öffentlich. Er hat versprochen, gegen Ungleichheit und Korruption vorzugehen. Zudem strebt er Reformen in der Geldpolitik und auf institutioneller Ebene an, ebenso wie die Neuverhandlung von Öl-, Gas- und Bergbauverträgen. Anleger reagierten zunächst besorgt auf den Wahlausgang. Sie fürchten eine weniger wirtschaftsfreundliche Politik als die der bisherigen Regierung.

(Bericht von Diadie Ba und Portia Crowe, geschrieben von Esther Blank und Hans Busemann, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)