Zürich (awp) - Schweizer Banken blicken trotz anhaltend unsicherer Zeiten optimistisch in die Zukunft. Die Entwicklungen an den Finanzmärkten und des eigenen Geschäftsgangs schätzen sie laut einer Umfrage deutlich positiver ein als noch vor einem Jahr.

So gehen fast 90 Prozent der befragten Institute für das abgelaufene Geschäftsjahr 2021 von einem Anstieg der operativen Ergebnisse aus - deutlich mehr als im Vorjahr, wie aus dem "Bankenbarometer" des Beratungsunternehmens EY hervorgeht. Und die meisten Banken erwarten auch mit Blick in die Zukunft - sowohl kurzfristig als auch langfristig - eine positive Entwicklung ihres operativen Geschäfts.

In der seit beinahe zwei Jahren anhaltenden Pandemie hätten die Unternehmen eine beachtliche Resilienz gezeigt und solide Ergebnisse erzielt, heisst es am Dienstag von EY. Im Schweizer Kreditgeschäft waren bislang keine wesentlichen Ausfälle zu verzeichnen, und die Banken konnten sowohl im Kommissions- als auch im Handelsgeschäft von der positiven Stimmung an den Finanzmärkten in den vergangenen Monaten profitieren.

Privatbankengeschäft boomt

Die Banken kämen gestärkt aus der Pandemie, und besonders die Privatbanken seien optimistisch und zeigten sich bei der Befragung durchweg positiv, sagte Patrick Schwaller, Managing Partner bei EY, an einer Präsentation vor Journalisten. "Ihr Geschäft boomt und brummt."

Die Regionalbanken und Kantonalbanken seien indes zwar nicht ganz so optimistisch; das Zinsgeschäft sei nach wie vor anspruchsvoll. Aber auch diese Institut schätzten die Situation besser ein als noch vor einem Jahr, sagte Schwaller.

An der Umfrage für das "EY Bankenbarometer" haben sich im November 90 Banken beteiligt, wobei Mitglieder aus der Geschäftsleitung Rede und Antwort standen. Auch die Schweizer Einheiten der zwei Grossbanken wurden befragt. Ihre Einschätzungen sind den Angaben zufolge in die generellen Auswertungen eingeflossen, wurden aber in den Auswertungen nach Bankentyp nicht berücksichtigt.

Moderates Risiko im Kreditgeschäft

Bei 29 Prozent der befragten Institute handelte es sich um Privatbanken, bei 25 Prozent um Auslandsbanken, bei 27 Prozent um Regionalbanken und bei 19 Prozent um Kantonalbanken. 70 Prozent der Institute stammen aus der Deutschschweiz, 20 Prozent aus der Westschweiz und 10 Prozent aus dem Tessin.

Auch mit Blick auf die Vergabe von Krediten gaben sich die Banken insgesamt deutlich entspannter als vor einem Jahr. Es habe bislang keine systematischen Kreditausfälle im KMU-Geschäft geben, sagte Timo D'Ambrosio von EY. Und sowohl kurzfristig als auch langfristig rechnen weniger Institute mit einem steigenden Risikovorsorgebedarf als noch vor einem Jahr.

Besonders auffällig ist die Entspannung laut D'Ambrosio im Hypothekengeschäft. Für so genannte Wohnbaufinanzierungen rechnet etwa nur noch 12 Prozent der befragten Banken kurzfristig - in den kommenden 1 bis 2 Jahren - mit einem steigenden Bedarf für Wertberichtigungen und Rückstellungen. Im Jahr zuvor waren es noch 58 Prozent.

Relativ geringe Inflation erwartet

Die befragten Banken rechnen zudem hierzulande mit einer begrenzten Inflation und einem anhaltenden Tiefzinsumfeld. Der plötzliche Anstieg der Inflation anderswo - allen voran in den USA und in der EU - beschäftigt die Finanzmärkte bereits seit einigen Monaten.

Geht es nach den Schweizer Banken, dürfte die Schweiz von dieser Entwicklung auch in Zukunft verschont bleiben: Zwei Drittel der befragten Häuser gehen davon aus, dass mittel- bis langfristig nicht mit einer Teuerung von über 2 Prozent in der Schweiz zu rechnen ist.

ys/rw