Professor Hans-Werner Sinn: "Target-Salden machen Deutschland
handlungsunfähig."
   München (ots) - "Ich habe einen wachsenden Verteilungsstreit vor 
Augen. Es wird Programme zur weiteren Vergemeinschaftung der Haftung 
geben, eine gemeinsame Einlagensicherung, eine gemeinsame 
Arbeitslosenversicherung, wie sie von den Franzosen gefordert wird, 
ein gemeinsames Budget für die Eurozone - letztlich mit Transfers von
Deutschland in andere Länder. Deutschland wird - im Kern zwar 
zögerlich - nachgeben, um den Kollaps des Systems zu verhindern. Wir 
sind nicht mehr frei in unseren Entscheidungen. Die Target-Salden 
machen Deutschland handlungsunfähig, weil es nicht mehr die Option 
hat, 'Nein' zu sagen", stellt Professor Dr. Hans-Werner Sinn im 
Interview mit www.misesde.org fest.

   Der frühere Präsident des ifo-Institutes in München hat bereits 
vor Jahren mit seinem Buch "Die Target-Falle" auf das Problem 
aufmerksam gemacht und betont, dass es ihm sehr wichtig sei, dass das
Thema 'Target2' richtig verstanden wird. Sinn skizziert, dass 
Deutschland die Portfolios der ganzen Welt mitgerettet habe, indem 
die Investoren die riskanten Anlagen in Südeuropa nun abstoßen und 
durch Vermögensobjekte in Deutschland ersetzt wurden, während die 
Bundesbank nun auf dem Umweg über das Eurosystem, also indirekt, zum 
größten Gläubiger der südeuropäischen Notenbanken wurde. Er glaubt
im
Gegensatz zu vielen anderen Ökonomen, dass man die Target-Salden 
behutsam begrenzen könne, indem man Obergrenzen setze, bei deren 
Überschreitung saftig Strafzinsen kassiert würden, denn Überweisungen
zwischen den Ländern könnten auch durch private Banken und 
Clearingsysteme erledigt werden. Die Bundesbank müsse sich nicht ins 
Risiko begeben, so Sinn.

   Ihm sei nicht bekannt, dass sich Bundeskanzlerin Merkel irgendwann
einmal zu Target2 geäußert hat. "Aber der Vorsitzende des 
Wirtschaftsrats der Union, Wolfgang Steiger, hat kürzlich in einem 
Interview mit der Wirtschaftswoche vor den wachsenden Target-Salden 
gewarnt. Er sagte: "Es geht um einen wesentlichen Teil des deutschen 
Auslandsvermögens. Die Bundesregierung muss aufhören, das Problem 
herunterzuspielen. Denn über das Target-System gewährt Deutschland 
anderen Euroländern zinsfreie Überziehungskredite in unbegrenzter 
Höhe für unbegrenzte Zeit". Ich bin nun wirklich gespannt auf die 
Kanzlerin. Irgendwann muss sie ihr Schweigen brechen", gibt Sinn zu 
bedenken.

   "Die Target-Forderungen sind Vermögen der Bürger, daher täte der 
Staat gut daran, sich verantwortlich und ehrlich zu machen. Denn ein 
System, in dem die Deutsche Bundesbank nichtkreditwürdigen und 
maroden Ländern Geld leiht, ist alles andere, nur nicht nachhaltig 
und führt unweigerlich zum Kollaps", fügt Andreas Marquart, Vorstand 
des Ludwig von Mises Instituts Deutschland an.

   Das Ludwig von Mises Institut Deutschland hat auf seiner Homepage 
www.misesde.org das komplette Interview veröffentlicht: 
https://www.misesde.org/?p=20317

OTS:              Ludwig von Mises Institut Deutschland e. V.
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