Kalte Dusche, Kommentar zu den Folgen des Iran-Konflikts für die
Märkte von Christopher Kalbhenn
Frankfurt (ots) - Die Tötung des iranischen Generals Kassem Soleimani durch die 
USA hat die Märkte auf dem falschen Fuß erwischt. Sah es am ersten Handelstag 
des Jahres noch so aus, als würden die Aktienmärkte ihre Rekordjagd fortsetzen 
können, folgte mit der Eskalation im Konflikt zwischen den Vereinigten Staaten 
und dem Iran die kalte Dusche. Anders als erwartet sind Risiko-Assets somit die 
Verlierer des Jahresauftakts und sichere Häfen seine Gewinner. Der Goldpreis hat
seit dem Jahresbeginn um 3 Prozent zugelegt, mit zehnjährigen Bundesanleihen 
konnten Anleger 0,6 Prozent einspielen, während der Dax um 0,9 Prozent nachgab.

Durch die deutlich erhöhte Kriegsgefahr im Nahen und Mittleren Osten gerät das 
verhalten optimistische Konsensszenario, das von einer moderaten Erholung der 
Weltwirtschaft und darauf aufbauend von gleichfalls moderaten Kursgewinnen an 
den Aktienmärkten ausgeht, ins Wanken. Dieses Szenario fußte auch auf der 
Erwartung, dass US-Präsident Donald Trump keine Mühen scheuen würde, die 
Konjunktur und den Aktienmarkt zu stützen, um seine Siegchancen bei der 
Präsidentschaftswahl im November zu sichern. Wie sich zeigt, ist dies nur ein 
Teil der Wahrheit. Ein US-Präsident, der eine zweite Amtszeit anstrebt, muss 
außerdem Stärke zeigen, und nach der Attacke auf die amerikanische Botschaft in 
Bagdad, für die die USA den Iran verantwortlich machten, sah Trump die Zeit für 
einen Gegenschlag gekommen.

Gut möglich, dass der Rückschlag an den Aktienmärkten eine Einstiegschance 
bedeutet. In der Vergangenheit haben verstärkte geopolitische Spannungen mit 
wenigen Ausnahmen einen nur vorübergehenden Einfluss ausgeübt und sich in der 
Tat als  Kaufgelegenheit erwiesen. Aber das gilt eben nur rückblickend. Es ist 
zu befürchten, dass sich die Lage im Nahen und Mittleren Osten nicht so schnell 
beruhigen wird und das reale Risiko einer weiteren Eskalation noch eine Zeit 
lang die Märkte in Unruhe halten wird.

Vor diesem Hintergrund wird den Marktteilnehmern in der nächsten Zeit 
wahrscheinlich keine andere Wahl bleiben, als ihr Portfolio mit Derivaten 
und/oder sicheren Staatsanleihen abzusichern bzw. Kapitalerhalt in den 
Vordergrund zu stellen. Die ersten drei Handelstage des Jahres haben gezeigt, 
dass dies derzeit notwendig ist. Einseitige Wetten auf eine schnelle Erholung 
der Aktienmärkte sind dagegen nicht angesagt. Denn die vom Konflikt zwischen den
USA und dem Iran ausgehenden Risiken sind schlichtweg unkalkulierbar.

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