Börsen-Zeitung: Es läuft, Kommentar zum Arbeitsmarkt von Alexandra
Baude
   Frankfurt (ots) - Es ist mal wieder so weit. Rund um die 
Jahreswende kommt die große Zeit der Aus- und Rückblicke sowie der 
schier endlosen Empfehlungen an Politik und Wirtschaft. Angesichts 
der niedrigsten Jahresarbeitslosigkeit seit der Wiedervereinigung 
könnte man diese Übung für den deutschen Jobmarkt kurz halten: Läuft 
doch alles.

   Und in der Tat, seit mittlerweile zwölf Jahren läuft es rund am 
deutschen Arbeitsmarkt: Die brummende Konjunktur lässt die 
Erwerbstätigenzahl stetig steigen und die Arbeitslosigkeit ebenso 
kontinuierlich fallen - und dies unabhängig von all den politischen 
Stolpersteinen, die auch 2017 zahlreich waren. Das vergangene Jahr 
markiert das vierte Jahr in Folge mit einer im Jahresdurchschnitt 
gesunkenen Arbeitslosenzahl sowie einer kräftigen Steigerung bei 
sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung und 
Arbeitskräftenachfrage. Da Ökonomen erwarten, dass sich der breit 
angelegte Konjunkturaufschwung fortsetzt, prognostizieren sie auch 
eine Fortsetzung des positiven Trends am Arbeitsmarkt bis mindestens 
2019.

   Also: Läuft doch alles. Oberflächlich betrachtet ja. Doch nichts 
wäre törichter, als wenn die Politiker, die gerade den zweiten Anlauf
zur Regierungsbildung unternehmen, in dieser konjunkturell günstigen 
Situation nicht handeln würden. Der Fachkräftemangel etwa zeigt sich 
erst in einigen Bereichen der Wirtschaft, doch gilt es bereits jetzt 
Gegenmaßnahmen zu ergreifen, bevor der demografische Wandel das 
Arbeitskräftepotenzial zu stark schrumpfen lässt. Beginnen größere 
Teile der Wirtschaft darunter zu leiden, zeigt sich dies früher oder 
später über sinkende Steuereinnahmen auch im Staatssäckel.

   Eine Möglichkeit, das Arbeitskräftepotenzial stärker 
auszuschöpfen, ist die Förderung der Vereinbarkeit von Beruf und 
Familie, etwa über den weiteren Ausbau der Kinderbetreuung. Vom 
maroden Zustand so etlicher (Berufs-)Schulen abgesehen würden 
Bildungsinvestitionen dafür sorgen, dass die duale Ausbildung, für 
die Deutschland weltweit hoch angesehen ist, weiter gestärkt und die 
Diskrepanz zwischen Ausbildungsstellen und Bewerbern geringer wird. 
Ein Einwanderungsgesetz, das diesen Namen auch wirklich verdient, 
könnte wiederum für gezielte Zuwanderung in Ausbildung und Arbeit 
sorgen. Von verstärkten Maßnahmen in Sachen Langzeitarbeitslosigkeit 
und der Integration anerkannter Asylbewerber in den Arbeitsmarkt 
sowie weiteren Flexibilisierungsmaßnahmen ganz zu schweigen.

   Bei alldem gilt es natürlich, die Staatsfinanzen scharf im Blick 
zu haben - damit es auch 2019 rückblickend heißt: Es läuft.

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