27.10.2014 |

In Nord­irak wer­den zu­sam­men mit UNICEF Win­ter­un­ter­künf­te und ei­ne Sied­lung mit Schu­len, Ge­sund­heits­zen­trum und psy­cho­so­zia­ler Hil­fe auf­ge­baut. Ent­wick­lungs­mi­nis­ter Dr. Gerd Mül­ler und UNICEF-Ge­schäfts­füh­rer Chris­ti­an Schnei­der stell­ten vor der mor­gi­gen Sy­ri­en-Kon­fe­renz die Si­tua­ti­on ei­ner gan­zen Ge­ne­ra­ti­on von Kin­dern und Ju­gend­li­chen in der Kri­sen­re­gi­on in den Fo­kus:

"Wir kön­nen und wir dür­fen nicht ei­ne gan­ze Ge­ne­ra­ti­on von Kin­dern und Ju­gend­li­chen ih­rem Schick­sal über­las­sen. Sie brau­chen un­se­re Un­ter­stüt­zung - jetzt und in den kom­men­den Jah­ren", be­ton­ten Mi­nis­ter Mül­ler und UNICEF-Ge­schäfts­füh­rer Schnei­der.

Nach drei­ein­halb Jah­ren Krieg in Sy­ri­en und der an­hal­ten­den Mas­sen­flucht vor der Ge­walt spielt sich in der Re­gi­on ei­ne Tra­gö­die für Kin­der ab:

  • Seit 2011 sind min­des­tens 70.000 Ba­bys auf der Flucht ge­bo­ren wor­den, sie ha­ben noch nie Frie­den er­lebt. Mil­lio­nen Kin­der ha­ben nie auf ei­ner Schul­bank ge­ses­sen.
  • Ins­ge­samt sind über 6 Mil­lio­nen Kin­der und Ju­gend­li­che von dem Kon­flikt be­trof­fen - das ent­spricht fast je­dem zwei­ten Kind in Deutsch­land. Mehr als 1,5 Mil­lio­nen Kin­der sind vor der Ge­walt in die Nach­bar­län­der ge­flo­hen, un­ter ih­nen min­des­tens 8.000 un­be­glei­te­te Kin­der.
  • Un­ter den bis­lang rund 200.000 Op­fern des sy­ri­schen Bür­ger­krie­ges sind über 8.000 Kin­der. Kin­der er­lei­den schwers­te Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen - auf al­len Sei­ten des Kon­flikts. Der IS-Ter­ror in Irak rich­tet sich auch ge­zielt ge­gen Kin­der.

Für vie­le Kin­der ist dies der vier­te Kriegs­win­ter, den sie über­ste­hen müs­sen. Die La­ge der Fa­mi­li­en, die in den ver­gan­ge­nen Mo­na­ten vor dem IS in Sy­ri­en und in Irak flie­hen muss­ten, ist be­son­ders hoff­nungs­los. Vie­le von ih­nen cam­pie­ren in Not­be­hau­sun­gen im Schlamm, in Bau­rui­nen, Parks oder am Stra­ßen­rand. Ein Flücht­ling im La­ger Khan­ke in Nord­irak er­klär­te in der ver­gan­ge­nen Wo­che ge­gen­über UNICEF-Mit­ar­bei­tern: "Wir ha­ben den Ter­ror über­lebt, aber wir wis­sen nicht, ob wir den Win­ter über­ste­hen."

In Ber­lin be­ra­ten heu­te und mor­gen auf Ein­la­dung der Bun­des­re­gie­rung zahl­rei­che Mi­nis­ter, Re­prä­sen­tan­ten der Ver­ein­ten Na­tio­nen und Ver­tre­ter von Fach­or­ga­ni­sa­tio­nen über die Flücht­lings­si­tua­ti­on in der Re­gi­on. Da­bei geht es ne­ben der So­fort­hil­fe um den Auf­bau von Bil­dungs- und Le­bens­per­spek­ti­ven, um ei­ne ver­lo­re­ne Ge­ne­ra­ti­on von Kin­dern zu ver­hin­dern.

"Die Mäd­chen und Jun­gen ha­ben Ge­walt, Ver­lust und Ver­trei­bung er­lit­ten und müs­sen häu­fig un­ter schlimms­ten Be­din­gun­gen in Not­un­ter­künf­ten aus­har­ren", sag­te Bun­des­ent­wick­lungs­mi­nis­ter Mül­ler. "Sie brau­chen drin­gend Schutz und spe­zi­el­le An­ge­bo­te. Auf mei­nen Rei­sen nach Jor­da­ni­en und Nord­irak ha­be ich ge­se­hen, dass Bil­dung und psy­cho­so­zia­le Hil­fe für die Mäd­chen und Jun­gen zu­neh­mend an Be­deu­tung ge­winnt, zu­sätz­lich zu si­che­ren Un­ter­künf­ten, Was­ser und Nah­rung. Nur so kön­nen wir ih­nen wie­der Per­spek­ti­ven für die Zu­kunft ge­ben und ver­hin­dern, dass ei­ne ver­lo­re­ne Ge­ne­ra­ti­on her­an­wächst."

"Was vor drei­ein­halb Jah­ren in Sy­ri­en be­gann, prägt heu­te das Auf­wach­sen ei­ner gan­zen Ge­ne­ra­ti­on von Kin­dern in meh­re­ren Län­dern", sag­te Chris­ti­an Schnei­der, Ge­schäfts­füh­rer von UNICEF Deutsch­land. "Un­se­re Haupt­an­stren­gung muss es sein, al­len Her­an­wach­sen­den Schutz, Ver­sor­gung und ei­ne Per­spek­ti­ve zu ge­ben. Je­des ein­zel­ne Kind, das wir in Sy­ri­en, in Nord­irak und in den an­de­ren Län­dern mit Schul­bil­dung er­rei­chen, ist ein Hoff­nungs­trä­ger für die Re­gi­on."

Von der Win­ter­hil­fe bis zu Schu­len

In Nord­irak ar­bei­tet UNICEF im Wett­lauf ge­gen die Zeit dar­an, die Kin­der auf den Win­ter vor­zu­be­rei­ten. In der ver­gan­ge­nen Wo­che star­te­te UNICEF die Ver­tei­lung von 185.000 Win­ter­pa­ke­ten für Flücht­lings­kin­der.

Je­des Pa­ket ent­hält un­ter an­de­rem ei­ne war­me Ja­cke, ei­ne Trai­nings­ho­se, ei­ne Re­gen­ja­cke, Hand­schu­he, Schal und Müt­ze so­wie ein Paar Schu­he. Die Pa­ke­te wer­den für ver­schie­de­ne Al­ters­grup­pen zu­sam­men­ge­stellt. Es wer­den auch Ba­by­pake­te für Neu­ge­bo­re­ne be­reit­ge­stellt. UNICEF be­schafft auch win­ter­fes­te Zel­te für Not­schu­len so­wie Ke­ro­sin, um Zel­te und an­de­re Not­un­ter­künf­te zu be­hei­zen.

Die kur­di­sche Re­gio­nal­ver­wal­tung will, dass die Schu­len so schnell wie mög­lich wie­der ge­öff­net wer­den. Es sol­len neue La­ger ein­ge­rich­tet wer­den, doch die Ar­beit geht zu lang­sam vor­an. Bis­lang sind vier neue La­ger fer­tig; wei­te­re zwölf sind in Bau. UNICEF will dort 18 Schu­len mit je­weils 12 Klas­sen­zim­mern ein­rich­ten - hier­für wer­den drin­gend Spen­den be­nö­tigt. Schu­len, die die Flücht­lin­ge ver­las­sen ha­ben, wer­den wie­der her­ge­rich­tet. UNICEF hat Schul­ruck­sä­cke und Lern­ma­te­ri­al für 164.000 Kin­der in den Nord­irak ge­bracht. In meh­re­ren La­gern be­treibt UNICEF mit sei­nen Part­nern kin­der­freund­li­che Zen­tren, in de­nen die Kin­der spie­len und Stress ab­bau­en kön­nen.

In Sy­ri­en stellt UNICEF Chlor zur Was­ser­rei­ni­gung be­reit und ver­sorgt da­durch 16,5 Mil­lio­nen Men­schen mit sau­be­rem Trink­was­ser. In 400 Schul­clubs er­hal­ten 330.000 Mäd­chen und Jun­gen Not­un­ter­richt und psy­cho­so­zia­le Hil­fe. In Jor­da­ni­en konn­ten im Schul­jahr 2013/2014 120.000 sy­ri­sche Kin­der mit Un­ter­stüt­zung von UNICEF zur Schu­le ge­hen. In 130 Kin­der- und Ju­gend­zen­tren in Camps und Gast­ge­mein­den neh­men 115.000 Mäd­chen und Jun­gen Spiel­an­ge­bo­te wahr und wer­den psy­cho­so­zi­al be­treut. In Li­ba­non hat UNICEF un­ter an­de­rem Ruck­sä­cke und Schul­ma­te­ri­al an 70.000 Kin­der ver­teilt.


In­for­ma­tio­nen für die Pres­se

Bild­ma­te­ri­al kön­nen Re­dak­tio­nen un­ter
http://weshare.unicef.org/mediaresources kos­ten­frei her­un­ter­la­den oder bei der UNICEF-Pres­se­stel­le an­fra­gen.

UNICEF-Spre­che­rin Nin­ja Char­bon­neau ist der­zeit in Jor­da­ni­en, wo sie Flücht­lings­camps be­sucht. UNICEF-Spre­cher Ru­di Tar­neden kommt so­eben aus Nord­irak zu­rück. Bei­de ste­hen ger­ne für In­ter­views zur Ver­fü­gung.

Kon­takt UNICEF-Pres­se­stel­le:
Ru­di Tar­neden oder Kris­ti­na Mül­ler,
Te­le­fon: 0221 / 93 650-315,
E-Mail: presse@unicef.de

Kon­takt BMZ-Pres­se­stel­le:
Pe­tra Di­roll,
Te­le­fon: 030 / 18 535 2450,
E-Mail: presse@bmz.bund.de


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