Kommentare, Einschätzungen und Entwicklungen zu Energiethemen, -versorgung und -sicherheit in Deutschland:


Wohnungswirtschaft: Bei Klimazielen für Wohnen Anspruch und Realität beachten 

Der Spitzenverband der Wohnungswirtschaft (GdW) hat gelobt, dass der Expertenrat bei der Erreichung der Klimaziele erstmals die Schere zwischen Anspruch und Realität anerkennt. Gleichzeitig mahnte er zu einer verlässlichen finanziellen Unterstützung für die Wärmewende bei Bestandswohnungen. "Gerade beim Wohnen muss bei der Umsetzung der ambitionierten Klimaziele der Grundsatz gelten: Bezahlbarkeit first!", sagte GdW-Präsident Axel Gedaschko. Zwischen den hochgesteckten Zielen und den vorhandenen Möglichkeiten der bezahlbaren Umsetzung bestehe eine deutliche Lücke. Werde diese Schere nicht geschlossen, drohe infolge von Kostensteigerungen für die sozial orientierten Wohnungsunternehmen und ihre Mieter erheblicher sozialer Sprengstoff. Gedaschko forderte, dass man weg müsse von zusätzlichen Vorgaben für Energieeffizienz bei Gebäuden, die im Verhältnis zu den enormen Kosten nicht den notwendigen Einspareffekt bringen würden. Er plädierte stattdessen für erneuerbare quartiersübergreifende Lösungen, bei denen der beste Mix aus CO2-freier Energieversorgung und rationeller Energieverwendung "mit Augenmaß" umsetzbar werden sollte. Er plädierte zudem für einen Speed-Bonus und Sozial-Bonus beim Heizungstausch, der auch für Vermieter und Mieter gelten sollte.


Agora Energiewende: Brauchen für Klimaziele weitere Maßnahmen 

Die Denkfabrik Agora Energiewende teilt die Ansicht des Expertenrats für Klimafragen, dass die Projektionen der Bundesregierung zur Emissionsentwicklung äußerst optimistisch und weitere Klimamaßnahmen notwendig sind. "Das Erreichen der 2030-Klimaziele bleibt auf Basis bisher beschlossener Maßnahmen unsicher. Mit Blick auf die anstehenden Haushaltsverhandlungen bedeutet dies, dass die Ampel-Koalition Zukunftsinvestitionen im Klimabereich dringend absichern muss", forderte Simon Müller, Direktor von Agora Energiewende Deutschland. Die verheerenden Überschwemmungen in Süddeutschland zeigten eindrücklich, wie die Folgen der Klimakrise in Deutschland schon heute Wohlstandsverluste verursachten. "Gerade im Verkehrs- und Gebäudebereich besteht dringender Handlungsbedarf. Die Konzepte für sozial gerechte und praktikable Maßnahmen liegen auf dem Tisch und jetzt ist es an der Bundesregierung zu handeln", forderte er.


DNR: Regierung darf beim Klimaschutz jetzt nicht die Hände in den Schoß legen 

Der Deutsche Naturschutzring (DNR) hat die Regierung nach den Warnungen des Expertenrats für Klimafragen dazu aufgefordert, beim Klimaschutz nicht die Hände in den Schoß zu legen. "Was bereits für 2040 klar war, bestätigt der Expertenrat nun auch für 2030: Mit den aktuellen Maßnahmen wird Deutschland seine Klimaziele klar verfehlen. Doch statt zu handeln, legt die Bundesregierung mit dem neuen Klimaschutzgesetz die Hände in den Schoß", kritisierte DNR-Geschäftsführer Florian Schöne. "Gerade jetzt braucht es aber Maßnahmen auch in den Sektoren Verkehr, Gebäude und Landwirtschaft." Lösungen wie die Abschaffung des Dienstwagenprivilegs lägen auf dem Tisch, müssten aber endlich angegangen werden. Die aktuellen Extremwetterlagen mit ihren verheerenden Hochwasserfluten machten deutlich, dass Klimaschutz auch volkswirtschaftlich immer unverzichtbarer werde.


Wunsch nach mehr europäischer Zusammenarbeit in der Energie- und Klimapolitik 

Die Deutschen wünschen sich mehr europäische Zusammenarbeit in der Klimapolitik und sehen in der Energiewende eine Stärkung der europäischen Wirtschaft. Das geht aus einer Umfrage des Marktforschungsinstitut Prolytics im Auftrag des Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) zur Europawahl hervor. Demnach sprachen sich 74 Prozent für eine stärkere Zusammenarbeit aus. Nur 22 Prozent würden es befürworten, wenn dies jedes Land für sich allein vorantriebe. Insbesondere beim Ausbau von Windenergieanlagen auf See und der Vernetzung der Stromleitungen in Europa wünschen sich die Deutschen mehr Kooperation. Gut die Hälfte der Befragten geht zudem davon aus, dass die Energiewende Europas Wirtschaft stärkt. Lediglich 30 Prozent glauben, dass die Energiewende Europas Wettbewerbssituation eher verschlechtern wird. Bei den Auswirkungen der europäischen Zusammenarbeit auf die Energiekosten sind die Befragten hingegen geteilter Meinung. Zwei Drittel der Befragten gaben außerdem an, Europa sollte eher gemeinsam für Energie-Versorgungssicherheit sorgen. "Die Energiewende schaffen wir nur gemeinsam in einer starken Europäischen Union", sagte Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung.


Deutsche Umwelthilfe: Regierung betreibt "Klimaschummelei statt Klimaschutz" 

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat der Bundesregierung vorgeworfen, "Klimaschummelei statt Klimaschutz" zu betreiben. Zuvor hatte der Expertenrat für Klimafragen erklärt, dass die Regierung ihre Klimaziele nicht einhalten werde. "Mit dem Sondergutachten haben wir Schwarz auf Weiß: Die Emissionsminderung im Gebäudesektor wird deutlich geringer ausfallen als die Bundesregierung behauptet. Die Zahlen zeigen eindringlich, dass sofort umgelenkt werden muss und vor allem die bereits gebauten Gebäude in den Fokus rücken müssen", sagte Barbara Metz, Bundesgeschäftsführerin der Umwelthilfe. Ganz aktuell investiere die Bundesregierung wieder 1 Milliarde Euro in den Neubau. Saniert werde dagegen wegen der unzureichenden finanziellen Unterstützung fast gar nicht mehr. Stattdessen würden wieder vermehrt Öl- und Gasheizungen eingebaut. "Das sind fatale Fehlentwicklungen, die diese Regierung zu verantworten hat", so Metz. "Wir brauchen sofort konkrete Maßnahmen wie eine Sanierungsoffensive für marode Gebäude, um das Ruder noch herumzureißen."


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June 03, 2024 10:02 ET (14:02 GMT)