Berlin (Reuters) - Die Lokführergewerkschaft GDL will nach der gescheiterten Tarif-Schlichtung nun die Bahn-Hauptgewerkschaft werden und schließt einen Streik im Frühjahr nicht aus.

Die GDL werde der Deutschen Bahn Forderungen auch für die Mitarbeiter anderer Sparten des Konzerns vorlegen, kündigte GDL-Chef Claus Weselsky am Donnerstag in Dresden an. Beharre die Bahn auf ihren Positionen, dann werde man auch streiken. Die Friedenspflicht endet am 28. Februar. Die Bahn hatte mit der größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) in der Corona-Krise einen Sanierungstarifvertrag vereinbart und wollte diesen im Kern auch auf die GDL übertragen, die Lokführer und Fahrpersonal vertritt. Die GDL lehnte auch einen Schlichterspruch dazu ab und sprach von einem Angriff auf die Tarifautonomie.

Die EVG erklärte, die GDL sei offenkundig in Panik. Mit weniger als 15.000 aktiven Mitgliedern sei sie nicht durchsetzungsfähig. Man biete der GDL aber eine Zusammenarbeit an, sagte eine EVG-Sprecherin. Die EVG habe trotz der Corona-Krise Einkommen und Arbeitsplätze bei der Bahn gesichert. Eine Sprecherin des Staatskonzerns sagte, nun werde deutlich, dass es um Organisationsmacht und den Kampf zweier Gewerkschaften gehe.

Die GDL kündigte Mitglieder-Werbung auch in anderen Sparten wie der Instandhaltung mit den Werkstatt-Beschäftigen oder beim Schienen-Netz mit ihrem Stellwerkspersonal an. "Lasst uns die Kräfte vereinen, in einer Gewerkschaft, die den Namen verdient", sagte Weselsky und ergänzte mit Blick auf die Konkurrenz-Gewerkschaft EVG: "Sie simulieren eine Interessenvertretung, sie sind aber keine."

Die GDL sieht sich auch durch das Tarifeinheitsgesetz unter Druck, das 2015 beschlossen wurde und den Einfluss von Spartengewerkschaften beschneidet.