Von Andreas Kißler

BERLIN (Dow Jones)--Im Kampf gegen Steuerflucht sind der Austausch von Steuerdaten zwischen den Finanzbehörden (Country-by-Country Reporting) und die internationale Koordinierung der Verrechnungspreise laut einer Studie die wichtigsten Instrumente. Wie aus der am Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung erstellten Erhebung der Stiftung Familienunternehmen hervorgehe, zeige das vertrauliche Country-by-Country Reporting (CbCR) "Wirkung", erklärte die Stiftung. Vor öffentlichen Länderberichten, wie sie die EU-Kommission vorschlägt, werde gewarnt.

Der vertrauliche Austausch von Steuerinformationen unter den Finanzbehörden führe dazu, dass die Effektivsteuersätze um 1 bis 2 Prozentpunkte gestiegen seien. Dies zeige, dass die geltenden Regeln wirkten. Eine Veröffentlichung sensibler Unternehmensdaten im Internet hingegen leiste keinen eindeutig nachweisbaren Beitrag im Kampf gegen Steuerflucht, Geldwäsche und Terrorfinanzierung, könne aber Wettbewerbsnachteile für Unternehmen mit sich bringen. "Unternehmen reagieren auf die Einführung von CbCR-Regelungen, indem sie ihr Steuerplanungsverhalten anpassen", so die Studie.

Der Schaden durch eine Veröffentlichungspflicht vertraulicher Geschäftsdaten könne gerade für Industriefirmen enorm sein. Wettbewerber, Kunden und Zulieferer könnten die Daten nutzen, ohne selber zur Offenlegung verpflichtet zu sein. "Seit drei Jahren tauschen Finanzbehörden weltweit Steuer- und Geschäftsdaten aus, die Unternehmen Land für Land aufschlüsseln", so Stiftungsvorstand Rainer Kirchdörfer. "Wir sollten zunächst sorgfältig analysieren, welche Wirkung diese bereits praktizierte Offenlegung hat, statt über weitere Verschärfungen nachzudenken."

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January 25, 2021 04:48 ET (09:48 GMT)