Berlin (Reuters) - Die deutschen Erzeugerpreise sind im März so langsam gestiegen wie seit fast zwei Jahren nicht mehr.

Die Hersteller gewerblicher Produkte verlangten 7,5 Prozent mehr für ihre Produkte als ein Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Das ist die niedrigste Teuerungsrate seit Mai 2021. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit einem Rückgang auf 9,8 Prozent gerechnet, nachdem die Erzeugerpreise im Februar noch um 15,8 Prozent angezogen hatten. Damit sank die Teuerungsrate seit ihrem Höhepunkt im August und September 2022 mit jeweils 45,8 Prozent bereits das sechste Mal in Folge. Von Februar auf März gaben die Erzeugerpreise mit 2,6 Prozent ebenfalls unerwartet stark nach. Hier war nur ein Rückgang von 0,5 Prozent erwartet worden.

Die Entwicklung sei ein Indiz dafür, "dass der Inflationsdruck deutlich und zügig abnimmt", sagte der wissenschaftliche Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Sebastian Dullien. Denn die Erzeugerpreise gelten als Vorläufer für die Entwicklung der Lebenshaltungskosten der Verbraucher. Erhöhen oder senken die Hersteller ihre Preise, kommt das in der Regel verzögert auch bei den privaten Haushalten an - zumindest teilweise. In der Statistik werden die Preise geführt noch bevor die Produkte weiterverarbeitet werden oder in den Handel kommen.

Besonders ermutigend sei, dass sich Vorleistungsgüter wie Glas, Keramik, Holz oder Metalle unterdurchschnittlich verteuert hätten, sagte Dullien. "Die Preise von Vorleistungen liegen am Beginn der Wertschöpfungsketten und Veränderungen dieser Preise arbeiten sich üblicherweise später zu den Endprodukten durch", sagte der IMK-Direktor. Er geht davon aus, dass die Verbraucherpreise in diesem Jahr um durchschnittlich 5,4 Prozent steigen werden, 2024 dann um 2,4 Prozent. Die Europäische Zentralbank (EZB) strebt eine Inflationsrate von zwei Prozent an. Im März hatte sich der Anstieg der Verbraucherpreise auf 7,4 Prozent abgeschwächt, nachdem die Inflationsrate im Januar und Februar noch jeweils 8,7 Prozent betragen hatte.

Energie verteuerte sich im März auf Erzeugerebene nur noch um 6,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wobei ein Basiseffekt eine Rolle spielte. "Da die Energiepreise bereits kurz nach Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine im März 2022 stark gestiegen waren, führte dies nun gemeinsam mit den Preisrückgängen der vergangenen Monate zu einem nur noch vergleichsweise moderaten Anstieg im Vorjahresvergleich", erklärten die Statistiker. Leichtes Heizöl war sogar ein Drittel billiger als im März 2022, Kraftstoffe waren um 19,4 Prozent günstiger zu haben.

Dagegen verteuerten sich Nahrungsmittel um 19,2 Prozent. Besonders stark stiegen hier die Preise für Zucker mit 89,2 Prozent. "Das deutet auf einen zunächst noch anhaltenden Druck bei Lebensmittelpreisen auch im Einzelhandel hin", sagte IMK-Experte Dullien.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Kerstin Dörr - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)