Bern (awp/sda) - Zürcher Gesundheitsdirektorin will Krankenkassen-Obligatorium abschaffen, Ermittlungen gegen Ex-Ruag-Manager und der wohl höchste Kellnerlohn der Welt: Das und mehr findet sich in den Sonntagszeitungen. Die Schlagzeilen in nicht verifizierten Meldungen:

"SonntagsZeitung":

Natalie Rickli (SVP), Gesundheitsdirektorin im bevölkerungsreichsten Schweizer Kanton, forderte in der "SonntagsZeitung" ein radikales Umdenken, um die Kostenspirale bei den Krankenkassenprämien zu brechen. "Heute gehe ich so weit, zu sagen: Dieses System mit der obligatorischen Grundversicherung, der jährlich sich anpassenden Kostendeckung durch angepasste Prämien und der mit Steuergeldern finanzierten individuellen Prämienverbilligung ist aus finanzieller Sicht gescheitert." Statt mit lauter kleinen Reformen am bestehenden System weiter herumzuflicken, brauche es einen Marschhalt und eine Grundsatzdiskussion. Dabei dürfe es keine Tabus geben. "Meiner Meinung nach sollte sogar eine Abschaffung der obligatorischen Krankenversicherung in Betracht gezogen werden", sagte die SVP-Politikerin.

"SonntagsBlick":

Wegen Vorfällen bei der Ruag ermitteln Korruptionsstaatsanwälte aus Deutschland gegen fünf Menschen, darunter ein Walliser Ehepaar. Recherchen von "SonntagsBlick" zeigen: Unter den Beschuldigten ist ein ehemalige Ruag-Manager. Ein verdächtiger Ruag-Deal soll über eine Firma gelaufen sein, an der dessen Ehefrau mit 50 Prozent beteiligt war. Die Ruag-Panzer in Norditalien waren zudem teurer als bislang bekannt: Laut einem Bericht der Wirtschaftsprüfer von Ernst&Young kosteten sie insgesamt 7,3 Millionen Franken, wie "SonntagsBlick" schreibt. Bislang war von 4,5 Millionen Euro die Rede gewesen. Die Ruag war vor allem an Ersatzteilen interessiert. Alle anderen Artikel seien mit Null bewertet worden, stehe in einem EY-Prüfberichtet, der "SonntagsBlick" vorliegt. Das Lager machte jährliche Umsätze von einer bis 1,5 Millionen Franken. Die Ruag gab keine Zahlen bekannt.

"NZZ am Sonntag":

Der Kanton Thurgau darf Eltern nicht zur Kasse bitten, wenn er Dreijährige zur frühen Sprachförderung einteilt. Dieser Entscheid des Bundesgerichts hat noch weitere Konsequenzen. Gespräche der "NZZ am Sonntag" mit Juristen und Bildungsfachleuten zeigen, wie weitreichend der Entscheid ist. Er dürfte verschiedene Auswirkungen haben, die Eltern und Kinder in der ganzen Schweiz betreffen: So müssen Eltern für obligatorische Frühförderung nichts bezahlen. Dazu dürfte es für Eltern leichter werden, von der Gemeinde Transportkosten für den Schulweg einzufordern. Weiter gilt das Schulferien-Regime unter Umständen bereits für Dreijährige. Und Gymnasiasten und Lehrlinge in gewissen Kantonen könnten Staatsgelder für Unterrichtsmaterialien und Ähnliches einfordern.

"SonntagsZeitung":

Das vom Bund mit 100'000 Franken subventioniert Konsumentenforum soll Gesetz, Statuten und Entscheide der Mitglieder missachten. Das zeigen Recherchen der "SonntagsZeitung". Jetzt gibt es einen Aufstandsversuch. Einzelmitglied Patrick Price hat die Aktion "Rettet das Schweizerische Konsumentenforum" gestartet. Der rechtlich gesehen schwerwiegendste Missstand ist, dass der Vorstand einen von der Mitgliederversammlung vom 28. Juni 2018 getroffenen Beschluss missachtet. Das ist ein Verstoss gegen das Zivilgesetzbuch und gegen die Statuten des Konsumentenforums. Dazu ist der Vorstand nicht ordnungsgemäss besetzt. Vom ganzen sechsköpfigen Vorstand ist nur ein einziges Mitglied, das an der Mitgliederversammlung 2021 neu gewählt worden war, statutengemäss im Amt. Der Vorstand weist die Vorwürfen zurück.

"NZZ am Sonntag":

Der Leiter der Abteilung Entwicklungspädiatrie am Kinderspital Zürich, Oskar Jenni, empfiehlt, Kinder unter zwei Jahren so wenig wie möglich extern betreuen zu lassen. "Die ersten Lebensjahre sind für die Entwicklung des Kindes entscheidend", sagte er zur "NZZ am Sonntag". Wenn in diesem Alter etwas falsch laufe, könne das für das Kind schwerwiegende Folgen haben, und damit für die Gesellschaft: "In der frühen Kindheit brauchen Kinder verlässliche, vertraute, verfügbare, liebevolle Bezugspersonen", sagt Jenni. "Fehlen diese, kann das die Entwicklung der Kinder gefährden und zu Verhaltensstörungen führen." Zwar könnten durchaus auch Kita-Betreuerinnen solche stabilen Beziehungen aufbauen, doch sei dies mancherorts aufgrund vieler Personalwechsel und grosser Gruppen schwierig.

"SonntagsZeitung":

Kinder von psychisch erkrankten Eltern haben ein erhöhtes Risiko, selbst einmal eine psychische Erkrankung zu entwickeln. "Oft gehen die Bedürfnisse der Kinder vergessen, wenn ein Elternteil psychisch krank ist", wird Alessandra Weber, Geschäftsführerin des Instituts Kinderseele Schweiz, von der "SonntagsZeitung" zitiert. Das Institut Kinderseele hat deshalb zusammen mit der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) dieses Jahr 59 Psychiatrien für Erwachsene befragt, ob und wie nach Kindern von erkrankten Eltern gefragt wird. Erste Resultate liegen der Zeitung vor. Sie zeigen: 60 Prozent der Fachpersonen in psychiatrischen Kliniken fragen ihre Patientinnen und Patienten nicht standardmässig danach, wie es den Kindern geht.

"SonntagsZeitung":

Die Skepsis gegenüber E-Autos in der Schweiz ist vergleichsweise gross. Das zeigt eine repräsentative Umfrage des Zürcher Forschungsinstituts Sotomo um Politologe Michael Hermann im Auftrag des Winterthurer Versicherungskonzerns Axa. Durchgeführt wurde die Umfrage im April. Die zentrale Erkenntnis der Umfrage lautet: "Insgesamt sieht eine Mehrheit der Bevölkerung heute tendenziell noch immer mehr Nach- als Vorteile in der Elektromobilität." Und es seien "vor allem die Batterien, die als problematisch angesehen werden". In der öffentlichen Wahrnehmung mache die Batteriethematik offenbar die Vorteile der geringeren Emissionen "zu einem guten Teil zunichte", sagte Hermann gegenüber der "SonntagsZeitung".

"SonntagsBlick":

Die Post erhöht per 1. Januar 2024 die Preise für Pakete sowie A- und B-Post-Briefe. Die Post schrieb anfangs Juli in einer Mitteilung, dass die Preiserhöhungen "im Einvernehmen mit dem Preisüberwacher" zustande gekommen seien. Das stimmt jedoch nur bedingt, wie der "SonntagsBlick" schreibt. So dokumentieren interne Notizen, E-Mails und Briefe, die die Zeitung gestützt auf das Öffentlichkeitsgesetz erhalten hat, dass sich das Büro des Preisüberwachers und die Verantwortlichen bei der Post im Vorfeld dieser Ankündigung einen heftigen Schlagabtausch geliefert hatten. Mitte Februar übermittelte die Post die geplanten Preismassnahmen an den Preisüberwacher. Der schickte am 8. März einen Brief an die Post, in dem er sich "irritiert" zeigte über die gemachten Eingaben - die Vorschläge hätten seine "rote Linie" deutlich überschritten.

"SonntagsZeitung":

Bei den Schweizer Inlandbanken brummt das Geschäft. Seit dem Ende der Negativzinsen können sie wieder mehr für Hypotheken und Kredite verlangen. Insgesamt haben die Kantonal- und Genossenschaftsbanken in diesem Jahr mit 4,3 Milliarden Franken ihre Einnahmen im Zinsengeschäft um fast ein Viertel gesteigert, wie die "SonntagsZeitung" schreibt. Trotz der deutlichen Gewinnsteigerung der Banken sehen Sparerinnen und Sparer bislang nicht viel davon. Das Wachstum bei den Sparzinsen ist deutlich hinter dem Leitzins der Nationalbank zurückgeblieben. Dabei haben die Banken den Rückgang bei den Erträgen längst mehr als nur kompensiert. Während der Negativzinsen haben sie kräftig Kommissionen und Gebühren erhöht und diese aber nicht wieder gesenkt.

"Le Matin Dimanche":

Der Bund will bei der Bewältigung der Asylsituation im Herbst die Kantone miteinbeziehen. Entscheidungen könnten nicht zentralisiert werden, während die Kosten vergemeinschaftet würden, sagte Justizministerin Elisabeth Baume-Schneider. Sie sei für die Realität der Kantone sensibilisiert, sagte Baume-Schneider in einem Interview mit "Le Matin Dimanche". In schwierigen Zeiten könnten "kreative politische Instrumente" in Betracht gezogen werden. "Die Covid-Krise, die Energiekrise, die Klimakrise stellen das System in Frage."

"NZZ am Sonntag":

Alle Restaurants am Zürichsee der Szenegastronomen Michel Péclard und Florian Weber haben auf diese Sommersaison hin fürs Servierpersonal Umsatzlöhne eingeführt. Die Angestellten verdienen sieben oder acht Prozent des Gesamtbetrags (abzüglich Mehrwertsteuer), den sie eintippen. "Im Schnitt verdienen unsere Umsatzlöhner jetzt 8000 bis 12'000 Franken pro Monat", sagte Péclard zur "NZZ am Sonntag". Der höchste Lohn, der bisher ausbezahlt wurde, beläuft sich auf 16'500 Franken im Juni - plus Trinkgeld. Es könnte der höchste Kellnerlohn der Welt sein. Péclard ruft die Gastronomen auf, sein Lohnmodell zu kopieren. So würde die Gastrobranche wieder attraktiv. Die Gewerkschaften winken jedoch ab. "Es ist sicher kein Modell, dass ausgeweitet werden sollte. Dafür gibt es zu viele Vorbehalte", sagte Philipp Zimmermann von der Unia.