• Die deut­schen Ban­ken ver­schärf­ten ihre Kre­dit­ver­ga­be­richt­li­ni­en im Fir­men­kun­den­ge­schäft zum drit­ten Mal in Folge. Die Richt­li­ni­en für pri­va­te Woh­nungs­bau­kre­di­te blie­ben un­ver­än­dert.
  • Die Ban­ken än­der­ten die Kre­dit­be­din­gun­gen in der Ge­samt­be­trach­tung im Fir­men­kun­den­ge­schäft unter dem Strich nicht, wäh­rend sie diese im Be­reich der pri­va­ten Bau­fi­nan­zie­rung stren­ger an­pass­ten.
  • Die pri­va­ten Haus­hal­te frag­ten deut­lich mehr Woh­nungs­bau­kre­di­te nach als von den Ban­ken er­war­tet. Auch die Nach­fra­ge nach Un­ter­neh­mens­kre­di­ten mit län­ge­ren Zins­bin­dungs­fris­ten nahm er­neut zu.
  • Das er­wei­ter­te Pro­gramm zum An­kauf von Ver­mö­gens­wer­ten (APP) des Eu­ro­sys­tems be­las­te­te die Er­trags­la­ge der Ban­ken wei­ter­hin. Für die kom­men­den sechs Mo­na­te be­fürch­ten die Kre­dit­in­sti­tu­te, dass in­fol­ge der Wie­der­auf­nah­me der Net­to­käu­fe das Pro­gramm ihre Er­trags­la­ge stär­ker be­las­ten wird.
  • Der ne­ga­ti­ve Zins­satz der Ein­la­ge­fa­zi­li­tät wirk­te sich laut An­ga­ben der Kre­dit­in­sti­tu­te ne­ga­tiv auf ihre Nett-Zins­er­trä­ge aus. Gleich­zei­tig er­höh­te der ne­ga­ti­ve Ein­la­ge­satz für sich ge­nom­men das Kre­dit­vo­lu­men. Für die kom­men­den sechs Mo­na­te er­war­ten die Ban­ken, dass sich diese Aus­wir­kun­gen ab­schwä­chen wer­den.

Die Um­fra­ge zum Kre­dit­ge­schäft (Bank Len­ding Sur­vey) in Deutsch­land er­fasst die drei Kre­dit­seg­men­te Un­ter­neh­mens­kre­di­te, Woh­nungs­bau­kre­di­te an pri­va­te Haus­hal­te sowie Kon­su­men­ten­kre­di­te und sons­ti­ge Kre­di­te an pri­va­te Haus­hal­te. Die be­frag­ten Ban­ken ver­schärf­ten die Kre­dit­richt­li­ni­en (d. h. die in­ter­nen Richt­li­ni­en oder Kri­te­ri­en einer Bank für die Ge­wäh­rung von Kre­di­ten) im Un­ter­neh­mens­ge­schäft im drit­ten Quar­tal zum drit­ten Mal in Folge (Net­to­an­teil +3 %, wie in den bei­den vor­an­ge­gan­ge­nen Um­fra­ge­run­den). Die An­pas­sung war ihren An­ga­ben zu­fol­ge im We­sent­li­chen dar­auf zu­rück­zu­füh­ren, dass sich nach ihrer Ein­schät­zung die bran­chen- oder fir­men­spe­zi­fi­sche Lage und die Kre­dit­wür­dig­keit der Dar­le­hens­neh­mer ver­schlech­ter­ten. Dies zeig­te sich auch in einem ge­stie­ge­nen An­teil an ab­ge­lehn­ten Kre­dit­an­trä­gen. Die Richt­li­ni­en für die Ver­ga­be von pri­va­ten Woh­nungs­bau­kre­di­ten wie auch für Kon­su­men­ten­kre­di­te und sons­ti­ge Kre­di­te blie­ben un­ver­än­dert.

Die be­frag­ten Ban­ken än­der­ten die Kre­dit­be­din­gun­gen ins­ge­samt (d. h. die in den Kre­dit­ver­trä­gen ver­ein­bar­ten tat­säch­li­chen Be­din­gun­gen für die Ge­wäh­rung von Kre­di­ten) im Fir­men­kun­den­ge­schäft unter dem Strich nicht. Die Mar­gen im Fir­men­kun­den­ge­schäft er­höh­ten sich, wäh­rend die Ban­ken die wei­te­ren er­frag­ten Be­din­gun­gen ins­ge­samt lo­cker­ten. Im pri­va­ten Woh­nungs­bau­kre­dit­ge­schäft ver­schärf­ten die Ban­ken die Kre­dit­be­din­gun­gen in der Ge­samt­be­trach­tung für die Dar­le­hens­neh­mer, vor allem auf­grund einer Aus­wei­tung der Mar­gen. Für Kon­su­men­ten­kre­di­te und sons­ti­ge Kre­di­te blie­ben die Be­din­gun­gen mit Aus­nah­me von ver­eng­ten Mar­gen un­ver­än­dert.

Die Kre­dit­nach­fra­ge legte laut An­ga­ben der Ban­ken in allen er­frag­ten Ge­schäfts­fel­dern er­neut zu. Die Er­war­tun­gen der Ban­ken aus dem Vor­quar­tal wur­den dabei im Be­reich der Im­mo­bi­li­en­fi­nan­zie­rung er­neut weit über­trof­fen. Haupt­trei­ber für diese Ent­wick­lung war laut An­ga­ben der be­frag­ten Ban­ken aber­mals das nied­ri­ge all­ge­mei­ne Zins­ni­veau.

Die Ok­to­ber­um­fra­ge ent­hielt zu­sätz­li­che Fra­gen zu den Re­fi­nan­zie­rungs­be­din­gun­gen der Ban­ken und zu den Aus­wir­kun­gen auf das Kre­dit­ge­schäft, die das er­wei­ter­te Pro­gramm zum An­kauf von Ver­mö­gens­wer­ten des Eu­ro­sys­tems sowie der ne­ga­ti­ve Zins­satz der Ein­la­ge­fa­zi­li­tät des Eu­ro­sys­tems haben.

Die deut­schen Ban­ken be­rich­te­ten vor dem Hin­ter­grund der Lage an den Fi­nanz­märk­ten von einer im Ver­gleich zum Vor­quar­tal kaum ver­än­der­ten Re­fi­nan­zie­rungs­si­tua­ti­on.

Das er­wei­ter­te An­kauf­pro­gramm des Eu­ro­sys­tems ver­bes­ser­te laut An­ga­ben der Ban­ken in der iso­lier­ten Be­trach­tung ihre Li­qui­di­täts­po­si­ti­on in den ver­gan­ge­nen sechs Mo­na­ten leicht. Ihre Fi­nan­zie­rungs­be­din­gun­gen am Markt ver­bes­ser­te das Pro­gramm in die­sem Zeit­raum aber nicht. Zudem be­las­te­te es die Er­trags­la­ge der Ban­ken stär­ker als in der vor­he­ri­gen Be­fra­gung, ob­wohl die Net­to­käu­fe zu Jah­res­be­ginn ein­ge­stellt wor­den waren. Nen­nens­wer­te Ein­flüs­se des Pro­gramms auf die Kre­dit­an­ge­bots­po­li­tik und das Kre­dit­vo­lu­men in den vor­an­ge­gan­ge­nen bei­den Quar­ta­len gab es wie schon bei der letz­ten Be­fra­gung nicht. Vor dem Hin­ter­grund der im Sep­tem­ber vom EZB-Rat be­schlos­se­nen Wie­der­auf­nah­me der Net­to­käu­fe ab No­vem­ber 2019 be­fürch­ten die Kre­dit­in­sti­tu­te für die kom­men­den sechs Mo­na­te eine stär­ke­re Be­las­tung ihrer Er­trags­la­ge. Gleich­zei­tig dürf­te das Pro­gramm laut ihren An­ga­ben zu einem An­stieg des Kre­dit­vo­lu­mens im Ge­schäft mit den pri­va­ten Haus­hal­ten bei­tra­gen. Nen­nens­wer­te Ef­fek­te auf ihre Kre­dit­an­ge­bots­po­li­tik er­war­ten sie da­ge­gen nicht.

Der ne­ga­ti­ve Zins­satz der Ein­la­ge­fa­zi­li­tät trug in den ver­gan­ge­nen sechs Mo­na­ten wie­der er­kenn­bar zu einem Rück­gang der Netto-Zins­er­trä­ge der Ban­ken bei, auch durch sei­nen dämp­fen­den Ein­fluss auf die Kre­dit­zin­sen. Gleich­zei­tig er­höh­te der ne­ga­ti­ve Ein­la­ge­satz nach Ein­schät­zung der Ban­ken für sich ge­nom­men in die­sem Zeit­raum das Vo­lu­men der Un­ter­neh­mens­kre­di­te wie auch der an pri­va­te Haus­hal­te ver­ge­be­nen Kre­di­te. Für die kom­men­den sechs Mo­na­te er­war­ten die Ban­ken ins­ge­samt, dass sich der ne­ga­ti­ve Ef­fekt des Ein­la­ge­sat­zes auf die Netto-Zins­er­trä­ge ver­rin­gert. Als Grund hier­für nen­nen ei­ni­ge Ban­ken er­war­te­te Ent­las­tun­gen durch das ge­staf­fel­te Ver­zin­sungs­sys­tem der Über­schuss­li­qui­di­tät ('Tie­ring'). Nen­nens­wer­te po­si­ti­ve Aus­wir­kun­gen auf das Kre­dit­vo­lu­men er­war­ten die Ban­ken nur noch im Un­ter­neh­mens­ge­schäft.

Die vier­mal im Jahr durch­ge­führ­te Be­fra­gung zum Kre­dit­ge­schäft fand in der Zeit vom 13. bis zum 30. Sep­tem­ber 2019 statt. An der Um­fra­ge nah­men in Deutsch­land 34 Ban­ken teil. Die Rück­lauf­quo­te lag bei 100 %.

Deutsche Bundesbank veröffentlichte diesen Inhalt am 22 Oktober 2019 und ist allein verantwortlich für die darin enthaltenen Informationen.
Unverändert und nicht überarbeitet weiter verbreitet am 22 Oktober 2019 08:43:03 UTC.

Originaldokumenthttps://www.bundesbank.de/de/presse/pressenotizen/oktober-ergebnisse-der-umfrage-zum-kreditgeschaeft-bank-lending-survey-in-deutschland-812030

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