FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Kurse deutscher Staatsanleihen haben am Dienstag etwas nachgegeben. Der richtungweisende Terminkontrakt Euro-Bund-Future fiel bis zum frühen Abend um 0,11 Prozent auf 169,74 Punkte zu. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen stieg auf minus 0,03 Prozent und bewegte sich damit weiter auf dem Niveau von Mai 2019.

Thema am Markt bleibt der jüngste Anstieg der Renditen am US-Anleihemarkt, der bereits seit Jahresbeginn auf die Kurse der festverzinslichen Wertpapiere dies- und jenseits des Atlantiks drückt. Analysten rechnen damit, dass die US-Notenbank in diesem Jahr viermal statt dreimal die Zinsen anheben könnte, um die hohe Inflation zu bekämpfen.

US-Notenbankchef Jerome Powell hat angesichts der guten Wirtschaftsentwicklung und der hohen Inflationsrate für die Zeit nach März eine Erhöhung des Leitzinses signalisiert. Die Federal Reserve (Fed) werde ihre milliardenschweren Anleihekäufe im März abschließen und danach "den Leitzins im Lauf des Jahres erhöhen", sagte Powell am Dienstag bei einer Anhörung im US-Senat. Später im Jahr solle dann auch rasch die Bilanz der Fed abgebaut werden

Ein weiteres Mitglied der US-Notenbank, Loretta Mester, signalisierte die erste Zinserhöhung bereits für März. "Ich denke, es spricht viel dafür, die Lockerungsmaßnahmen zurückzufahren", sagte die Präsidentin der regionalen Notenbank von Cleveland dem Fernsehender Bloomberg Television. Falls die wirtschaftliche Entwicklung im März so aussehe wie jetzt, würde sie eine Leitzinsanhebung befürworten. Es wäre die erste Zinserhöhung seit Beginn der Pandemie.

In der Eurozone wird hingegen noch keine Zinserhöhung erwartet. Der neue Bundesbank-Präsident Joachim Nagel sieht die aktuell hohen Teuerungsraten unterdessen mit Sorge und verspricht einen entschiedenen Einsatz für eine stabile Währung. Er sehe "derzeit eher die Gefahr, dass die Inflationsrate länger erhöht bleiben könnte als gegenwärtig erwartet", sagte Nagel am Dienstag bei einer im Internet übertragenen Feier anlässlich der Amtsübernahme von Vorgänger Jens Weidmann. Der mittelfristige Preisausblick sei "außergewöhnlich unsicher". Nagel betonte an die Adresse der Europäischen Zentralbank (EZB): "Bei aller Unsicherheit ist eines ganz klar: Wenn es die Preisstabilität erfordert, muss der EZB-Rat handeln und seinen geldpolitischen Kurs anpassen."/jsl/he