Das Minus des Gesamtstaates aus Bund, Ländern, Kommunen und Sozialversicherung summierte sich 2022 auf 101,6 Milliarden Euro, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt sind das 2,6 Prozent. 2021 lag des Defizit bei 3,7 Prozent, 2020 sogar bei 4,3 Prozent - jeweils vor allem belastet durch Folgen der Coronavirus-Pandemie.

In der EU gilt eigentlich eine Obergrenze von drei Prozent für das Defizit. Seit Ausbruch der Pandemie sind die Vorgaben jedoch ausgesetzt, um den EU-Staaten mehr Freiräume zu geben.

Für den deutschen Staathaushalt ist es das dritte Jahr in Folge mit roten Zahlen. Das Defizit fiel aber knapp 33 Milliarden Euro geringer aus als 2021. "Die Entlastungen des Staatshaushalts durch die auslaufenden Corona-Maßnahmen wurden von neuen Belastungen durch die Energiekrise infolge des russischen Angriffskriegs in der Ukraine überlagert", begründeten die Statistiker das Minus. So brachte die Bundesregierung unter anderem drei Entlastungspakete auf den Weg, um deutlich gestiegenen Energiekosten entgegenzuwirken sowie Verbraucher und Wirtschaft zu unterstützen.

Im Umfeld des FDP-geführten Bundesfinanzministeriums hieß es, es könne am Ende noch andere Zahlen geben. Die endgültigen Kassenergebnisse stünden noch nicht fest. Der Bund sei zuletzt bei der Bekämpfung von Krisen mit Abstand am stärksten belastet worden.

Für dieses Jahr rechnen die meisten Experten mit einer steigenden Neuverschuldung, auch wegen der erwarteten schwachen Konjunkturentwicklung sowie der milliardenschweren staatlichen Subventionen für Gas- und Stromkunden. Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) etwa sagt ein Finanzierungsdefizit von 4,0 Prozent voraus, das 2024 auf 2,2 Prozent fallen soll.

(Bericht von Rene Wagner und Christian Krämer, redigiert von Christian Rüttger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)