--Fed lässt ihren Leitzins bei 5,25 bis 5,50 Prozent

--Notenbanker erwarten dieses Jahr nur eine Zinssenkung

--Powell: "Inflation ist immer noch zu hoch"

--Inflationsprognosen nach oben revidiert

(NEU: Pressekonferenz von Powell)

Von Nick Timiraos und Andreas Plecko

WASHINGTON (Dow Jones)--Die US-Währungshüter stellen für dieses Jahr nur eine Zinssenkung in Aussicht, was darauf hindeutet, dass die meisten von ihnen es nicht eilig haben, die Zinsen zu senken. Im März hatten sie noch drei Senkungen avisiert. Die Zentralbank hielt ihren Leitzins in einer Spanne zwischen 5,25 und 5,50 Prozent und damit auf einem 23-Jahreshoch. Ökonomen und Börsianer hatten mit dieser Entscheidung gerechnet. Der Beschluss fiel einstimmig.

Die Notenbanker bezeichneten die jüngsten Fortschritte in Richtung auf das Inflationsziel als "bescheiden", was eine leicht bessere Bewertung gegenüber der vorherigen Sitzung darstellt. Die neuen Projektionen zeigten, dass elf von 19 Entscheidungsträgern in diesem Jahr nicht mehr als eine Zinssenkung erwarten, darunter vier Ratsmitglieder, die keine Senkungen vorhersagten. Acht andere Notenbanker rechneten mit zwei Zinssenkungen in diesem Jahr.

"Die Inflation ist immer noch zu hoch", sagte Fed-Chef Jerome Powell bei seiner Pressekonferenz. Die Notenbank bleibe sehr wachsam gegenüber Inflationsrisiken. "Die Geldpolitik ist restriktiv, aber die Fed muss weitere gute Daten zur Inflation sehen", um die Zinsen zu senken, sagte Powell. Die Fed treffe Entscheidungen von Sitzung zu Sitzung, das Timing von Zinsänderungen sei "sehr datenabhängig."


   Anleger hoffen auf Zinssenkung 

Die Geldpolitiker der Fed treffen sich in diesem Jahr noch viermal - im Juli, September, November und Dezember. Und die Zinsprognosen könnten die Erwartungen einer Zinssenkung im September dämpfen, mit der die Anleger nach dem aktuellen Inflationsbericht gerechnet hatten. Bis zu ihrer nächsten Sitzung im Juli werden die Währungshüter nur noch einen weiteren Inflationswert ablesen können, doch bis zur Sitzung Mitte September werden ihnen drei weitere Monatsberichte vorliegen.

Die Anleger hatten sich im Vorfeld stark darauf konzentriert, ob die Mehrheit der 19 Notenbanker, die vierteljährliche Zins- und Wirtschaftsprognosen vorlegen, zwei Zinssenkungen oder nur eine vorsehen würden. Im März hatte eine knappe Mehrheit von ihnen drei Zinssenkungen ins Auge gefasst, aber das war, bevor hartnäckige Inflationswerte diese Erwartungen über den Haufen warfen.

Die jüngste Entscheidung der Fed kam nur wenige Stunden, nachdem das Arbeitsministerium mitgeteilt hatte, dass die Verbraucherpreise im Mai gegenüber dem Vormonat unverändert geblieben und gegenüber dem Vorjahr um 3,3 Prozent gestiegen sind. Im April hatte die jährliche Inflationsrate 3,4 Prozent betragen. Die Kerninflation, die die volatilen Lebensmittel- und Energiepreise ausklammert, betrug 3,4 Prozent im Mai nach 3,5 Prozent im April.

Powell und seine Kollegen wollen die Zinssätze nicht senken, ohne überzeugende Beweise dafür zu haben, dass ihre Geldpolitik so restriktiv ist, wie sie glauben - aber sie sind besorgt, dass es zu dem Zeitpunkt, an dem sie diese Beweise sehen, zu spät sein wird, um einen starken Anstieg der Arbeitslosigkeit zu vermeiden.


   Geldpolitiker sehen zwei Risiken 

Die Notenbanker sehen sich zwei Risiken gegenüber. Das eine Risiko ist, dass es noch mehr ökonomische Schmerzen geben könnte, da Banken und Unternehmen, die am anfälligsten für hohe Zinsen sind, mit ernsthaften Problemen konfrontiert werden, wenn die Zinsen in den kommenden Monaten nicht sinken. Zum anderen könnten Zinssenkungen eine Marktrallye und erhöhte Konsumausgaben auslösen, die die Inflation über dem Ziel von 2 Prozent der Fed halten.

"Angebot und Nachfrage am Arbeitsmarkt sind in besserer Balance", sagte Powell. "Der Arbeitsmarkt ist ziemlich angespannt, aber nicht überhitzt." Insgesamt sei der Arbeitsmarkt stark und kühle sich langsam ab.

Die aktuellen Projektionen zeigten, dass mehr Notenbanker nun mit vier Zinssenkungen im nächsten Jahr rechnen, was die Zinssätze auf knapp über 4,00 Prozent bringen würde, etwas mehr als sie im März erwartet hatten.

Die Währungshüter haben zudem ihre Inflationsprognosen nach oben korrigiert und gehen nun davon aus, dass die Kerninflation im vierten Quartal 2,8 Prozent betragen wird, nach 2,6 Prozent in den Projektionen vom März. Die Kerninflation soll sich im nächsten Jahr auf 2,3 Prozent und 2026 auf 2,0 Prozent abschwächen.

Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com

DJG/DJN/apo/flf

(END) Dow Jones Newswires

June 12, 2024 15:33 ET (19:33 GMT)