TOKIO (awp international) - Die Teuerung in Japan zieht weiter an und setzt die nationale Zentralbank zunehmend unter Druck. Im Dezember stiegen sowohl die gesamten Verbraucherpreise als auch die Preise ohne frische Nahrungsmittel um jeweils 4,0 Prozent, wie aus Regierungszahlen vom Freitag hervorgeht. In der letztgenannten Abgrenzung - die für die Geldpolitik der Notenbank ausschlaggebende Kernrate - ist es der stärkste Anstieg seit 1981. Die Gesamtinflation ist ebenfalls seit langem nicht mehr so hoch gewesen.

Ausschlaggebend für die anziehende Teuerung sind vor allem steigende Energie- und Nahrungsmittelpreise. Im internationalen Vergleich ist die Inflation zwar niedrig, für japanische Verhältnisse ist sie aber aussergewöhnlich hoch. In Japan waren viele Jahre stagnierende oder leichte sinkende Verbraucherpreise üblich. Dies war im Wesentlichen eine Folge der schweren Immobilienkrise Anfang der 1990er Jahre.

Die Notenbank sticht im internationalen Vergleich ebenfalls heraus, da sie den Preisanstieg nicht als dauerhaft erachtet. An den Finanzmärkten steht sie aber unter hohem Druck, da die Kapitalmarktzinsen aufgrund der globalen Zinswende vieler Notenbanken stark gestiegen sind. Zwar hat die Bank of Japan ihre scharfe Kontrolle der heimischen Kapitalmarktzinsen etwas gelockert. Ihre extrem grosszügige Geldpolitik hat sie bisher aber nicht gestrafft. Vielmehr investiert sie hohe Summen in den Kauf heimischer Wertpapiere, um deren Rendite niedrig zu halten. Das soll die heimische Wirtschaft stützen./bgf/jsl/jha