FRANKFURT/BERLIN/BONN (dpa-AFX) - Pharmaverbände warnen im Falle eines ungeordneten Brexits vor Engpässen bei Arzneien. Ohne Übergangsphase oder Regelungen für die komplexen Lieferketten für Medikamente könne die Arzneimittelversorgung in Großbritannien und der übrigen EU "empfindlich" gestört werden, warnte der Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller (BAH) am Mittwoch in Berlin. Großbritannien und die EU müssten für einen Brexit ohne Deal mit Brüssel dringend Maßnahmen ergreifen, damit Patienten weiter ihre Medikamente bekämen.

Über Großbritannien kämen viele Roh- und Wirkstoffe auf den europäischen Markt, so der BAH. Fast jedes vierte Arzneimittel für die EU werde dort freigegeben und in den Verkehr gebracht. Entsprechend groß sind die Sorgen vor einem ungeordneten Brexit Ende März: "Medikamente, die für ganz Europa in Großbritannien zugelassen wurden, dürfen von jetzt auf gleich nicht mehr in Europa vertrieben werden", warnte der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI). Im Falle eines Brexits ohne Abkommen werde Großbritannien im Handel zum Drittstaat, inklusive damit verbundener Zölle und anderer Restriktionen, sagte Vorstandschef Martin Zentgraf. "Wir können nur hoffen, dass es nicht auf beiden Seiten zu Lieferengpässen kommt."

Jährlich werden nach Angaben des Verbands Forschender Arzneimittelhersteller (vfa) eine Milliarde Arzneimittelpackungen zwischen Großbritannien und den übrigen EU-Staaten gehandelt. Von möglichen Engpässen bei Medikamenten sind aus vfa-Sicht aber in erster Linie Patienten in Großbritannien betroffen. Das Land könne den drohenden "Stresstest für das Gesundheitssystem" wesentlich schwerer wegstecken als die EU, sagte Hauptgeschäftsführerin Birgit Fischer. Pharma-Firmen hätten zwar ihre Arzneivorräte auf der Insel erhöht. Ob das aber für einen Brexit ohne Deal genüge, sei ungewiss./als/DP/jha