--Inflation geht auf 2,9 Prozent zurück

--EZB senkt Zinsen spätestens im Juni

--Total Return europäischer Aktien bei rund 10 Prozent

(NEU: Aussagen von Analyst Frederik Ducrozet)

Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--Das Wirtschaftswachstum im Euroraum wird sich nach Einschätzung von Pictet im nächsten Jahr verstärken. Wie die Privatbank im Rahmen ihres Jahresausblicks mitteilte, rechnet das Asset Management für 2024 mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,7 Prozent, nach prognostizierten 0,5 Prozent 2023. Für die Inflation werden 2,9 (5,3) Prozent erwartet.

Die Europäische Zentralbank (EZB) wird ihre Zinsen demnach im Juni zu senken beginnen, wobei sich die Risiken in Richtung einer früheren Lockerung neigen. "Wir denken aber, dass die Investoren viel zu optimistisch sind mit ihrer Prognosen von 150 Prozentpunkten Zinssenkung", sagte Chefstratege Luca Paolini in Frankfurt.


   EZB könnte Zinsen schon im April senken 

Frederik Ducrozet, Head of Macroeconomic Research, hält nach eigenen Worten "noch" an dem Szenario einer ersten Zinssenkung im Juni fest, will aber eine früheren Schritt nicht ganz ausschließen. "Es ist möglich, dass die EZB im März deutlich niedrigere Inflationsprognosen veröffentlicht und die Zinsen schon im April senkt", sagte er.

Ducrozet hält es zudem für möglich, das der EZB-Rat im Dezember die "zuständigen Gremien" damit beauftragen wird, Vorschläge für einen Abbau der PEPP-Anleihebestände zu machen und im Januar ein Ende der Reinvestitionen beschließen wird. Allerdings sieht er ein gewisses Problem darin, dass die EZB dann das Instrument der Reinvestition von Tilgungsbeträgen fällig gewordener Anleihen zur Spread-Kontrolle verlieren würde und der Einsatz direkter Anleihekaufe via Transmission Protection Instrument (TPI) zu Gunsten Italiens unmöglich ist, wenn es ein Verfahren wegen eines exzessiven Defizits gibt.


   Politik könnte Beschluss über neue Haushaltsregeln verschieben 

Ducrozet tippt aber darauf, dass sich die europäische Politik darauf einigen wird, die europäischen Haushaltsregeln weiterhin auszusetzen, was nicht nur Italien, sondern auch Frankreich, Deutschland und den Niederlanden helfen würde.

Für die USA prognostiziert Pictet Wachstumsraten von 0,9 (2,4) Prozent und Inflationsraten von 3,1 (4,2) Prozent. "Wir rechnen mit einem guten Jahr für die Investoren, nachdem schon dieses Jahr gut gewesen ist", sagte Chefstratege Paolini. Pictet rechnet damit, dass Anleihen 2024 gemessen am MSCI World 5 Prozent abwerfen werden, ebenso wie Aktien. Nach seiner Aussage ist der Ausblick für die Renten in den USA etwas besser, der für Aktien aber in Europa. Die Prognose für Europa lautet auf 10 Prozent Total Return, die für die USA unter 5 Prozent.

"Bei den Aktien wird aus Europa eine positive Überraschung kommen, auch wenn jetzt gerade alle begeistert von den Magnificent Seven sind", sagte Paolini. Das sei nicht nur eine Frage der Bewertung, sondern es sei auch mit einer besseren Konjunkturentwicklung zu rechnen. "Ich denke, dass die geopolitische Lage besser sein wird im nächsten Jahr. Ein Risiko sind natürlich die Wahlen in den USA."

Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

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December 06, 2023 05:55 ET (10:55 GMT)