- von Holger Hansen und Christian Krämer

Berlin (Reuters) - Die sogenannten Wirtschaftsweisen korrigieren ihre Konjunkturprognose für Deutschland in diesem Jahr deutlich nach unten.

Im Entwurf des Frühjahresgutachtens gehe der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung für 2024 von einem Wachstum von 0,2 Prozent aus, erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters am Dienstag von zwei Insidern. Für 2025 erwarte das Beratergremium der Bundesregierung ein Plus beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 0,9 Prozent.

Der Sachverständigenrat stellt sein Gutachten am Mittwochnachmittag in Berlin vor. In der jüngsten Herbstprognose war das Gremium für 2024 noch von einem Wachstum um 0,7 Prozent ausgegangen. Die Wissenschaftler sind somit für 2024 jetzt etwas pessimistischer als die Bundesregierung. Diese geht von einen Zuwachs 2024 von 0,3 Prozent aus, 2025 dann von 1,0 Prozent.

Deutschland wächst derzeit so langsam wie kein anderes großes Industrieland. Die wirtschaftlichen Folgen des russischen Angriffs auf die Ukraine sind hierzulande deutlich zu spüren. 2023 schrumpfte die deutsche Wirtschaft sogar um 0,2 Prozent.

INFLATION GEHT RUNTER - ZINSSENKUNGEN ERWARTET

Die Top-Ökonomen gehen in ihrem Gutachten davon aus, dass sich die derzeit noch schwierige Lage im Jahresverlauf verbessert. Steigende Löhne bei gleichzeitig fallenden Inflationsraten sollten den privaten Konsum anschieben. Die Teuerungsrate dürfte bei 2,4 und dann bei 2,1 Prozent im Jahr 2025 liegen. 2023 waren es noch 5,9 Prozent. Daher sei davon auszugehen, dass es im Jahresverlauf zu ersten Zinssenkungen kommen werde, was die Finanzierungsbedingungen etwa am Bau verbessern würde. 2025 dürften auch die Investitionen wieder leicht an Fahrt gewinnen.

Die EZB peilt für den Euro-Raum als optimalen Wert für die Wirtschaft eine Inflation von zwei Prozent an. Auch hier sagen die Wirtschaftsweisen eine Inflation von 2,4 Prozent und dann 2,1 Prozent im Jahr 2025 voraus - also nahe am Ziel der EZB. Die Wirtschaft im Euro-Raum dürfte 2024 um 0,8 Prozent und 2025 dann um 1,5 Prozent wachsen. Auch die EU-Kommission will am Mittwoch neue Prognosen dazu vorlegen.

Die schwierigen Haushaltsverhandlungen der Ampel-Regierung für das Jahr 2025 wertet das Beratergremium den Insidern zufolge als Risiko. Zur Einhaltung der Schuldenbremse könnten zusätzliche Sparanstrengungen erforderlich sein. Unklar sei auch, in welchen konkreten Bereichen konsolidiert werden müsse.

(Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)