Frankfurt (Reuters) - Die Inflation in der Euro-Zone legt wieder zu.

Obwohl der Anstieg einen Tick stärker ausfiel als erwartet worden war, gilt eine Zinswende der Europäischen Zentralbank (EZB) kommende Woche dennoch weiter als wahrscheinlich. Die Verbraucherpreise stiegen im Mai in der 20-Länder-Gemeinschaft um 2,6 Prozent binnen Jahresfrist, wie das EU-Statistikamt Eurostat am Freitag mitteilte. Volkswirte hatten mit 2,5 Prozent gerechnet. Noch im April hatte die Rate bei 2,4 Prozent gelegen. Die Kerninflation, in der die schwankungsanfälligen Preise für Energie- und Lebensmittel sowie für Alkohol und Tabak ausgeklammert werden, erhöhte sich im Mai auf 2,9 Prozent nach 2,7 Prozent im April.

Währungshütern zufolge gilt eine erste Zinssenkung auf der geldpolitischen Sitzung der EZB am Donnerstag nächste Woche als ausgemacht, sollte es bis dahin nicht noch zu ganz großen Überraschungen kommen. EZB-Chefvolkswirt Philip Lane hatte erst vor wenigen Tagen gesagt, die EZB könne auf dem Treffen voraussichtlich das oberste Niveau der Restriktion wegnehmen. Unter einem restriktiven Zins verstehen Währungshüter eine Zinshöhe, bei der eine Volkswirtschaft gebremst wird. Die EZB strebt 2,0 Prozent Teuerung für den Euroraum an. Der Zinspfad nach dem Juni gilt allerdings als offen. Zuletzt waren für mögliche Schritte nach unten vor allem die Sitzungen im September und Dezember in den Blick gerückt, wenn den Währungshütern zu ihren Beratungen jeweils neue Konjunktur- und Inflationsprognosen der Notenbank-Volkswirte vorliegen.

Die Energiepreise nahmen im Mai in der Euro-Zone binnen Jahresfrist um 0,3 Prozent zu. Noch im April waren sie um 0,6 Prozent zurückgegangen. Die Preise für Lebensmittel, Alkohol und Tabak zogen um 2,6 Prozent an nach plus 2,8 Prozent im April. Die Preise für Industriegüter außerhalb des Energiesektors stiegen um 0,8 Prozent nach 0,9 Prozent im Vormonat. Dienstleistungen, die die EZB momentan besonders im Auge hat, verteuerten sich um 4,1 Prozent nach plus 3,7 Prozent im April.

(Bericht von Frank Siebelt, redigiert von Ralf Banser; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)