Berlin (Reuters) - Das Ifo-Institut rechnet mit einer sinkenden Inflation in Deutschland, obwohl aktuell wieder etwas mehr Unternehmen ihre Preise anheben wollen.

Das Barometer für deren Preiserwartungen stieg im Mai auf 16,2 Punkte, nach 15,2 Zählern im April, wie die Münchner Forscher am Freitag zu ihrer Umfrage mitteilten. Demnach wollen vor allem in der Industrie und im Großhandel etwas mehr Firmen als im Vormonat mehr Geld von ihren Kunden verlangen. In den konsumnahen Branchen sind die Preiserwartungen dagegen gesunken.

"Daher dürfte die Inflationsrate in den kommenden Monaten wieder zurückgehen und im August erstmals seit März 2021 unter die Zwei-Prozent-Marke sinken", sagte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. Die Europäische Zentralbank (EZB) strebt in der Währungsunion eine Teuerungsrate von zwei Prozent an. Im Mai ist die deutsche Inflationsrate erstmals in diesem Jahr gestiegen, und zwar von 2,2 auf 2,4 Prozent. Ein Grund dafür ist ein Sondereffekt durch die Einführung des Deutschlandtickets ein Jahr zuvor.

Bei den konsumnahen Dienstleistern und im Einzelhandel sind die Preiserwartungen im Mai jeweils gefallen. Vor allem in der Gastronomie, im Hotelgewerbe, in Drogerien und beim Handel mit elektronischen Haushaltsgeräten sowie mit Computern und Software ist seltener mit Preisanstiegen zu rechnen. "In der Unterhaltungselektronik sowie bei Fahrradhändlern stehen sogar Preissenkungen an", hieß es. Gestiegen sind dagegen die Preiserwartungen im Einzelhandel mit Nahrungsmitteln und Getränken und mit Bekleidung.

"In der Industrie und im Großhandel wollen mehr Unternehmen per saldo ihre Preise anheben", betonte das Ifo-Institut. Dort sind die Preiserwartungen gestiegen auf 7,6 beziehungsweise 11,2 Punkte, nach 6,0 beziehungsweise 7,8 Zählern im April. "Im Bauhauptgewerbe ist weiterhin mit sinkenden Preisen zu rechnen", hieß es. Allerdings habe hier der Anteil der Unternehmen, die ihre Preise senken wollen, etwas abgenommen.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Ralf Banser - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)