Der Markt für Kryptowährungen beginnt sich ein Jahr nach dem Zusammenbruch der Börse FTX und anderer großer Akteure im Jahr 2022 wieder zu erholen, nachdem die Preise eingebrochen waren, die Branche in Verruf geraten war und die Regulierungsbehörden hart durchgegriffen hatten.

Enria nannte eine Reihe von Herausforderungen für die europäischen Finanzaufsichtsbehörden, die sich darauf vorbereiten, den Kryptomarkt mit Hilfe der neu verabschiedeten EU- und globalen Regulierung des Basler Ausschusses für Bankenaufsicht (BCBS) anzugehen.

Er warnte davor, dass das EU-Regelwerk die Tätigkeit von Banken als "Krypto-Asset-Dienstleister" - wie z.B. die Verwahrung von Kunden-Wallets, den Austausch von Token oder die Verwaltung von Krypto-Portfolios - außerhalb des Zuständigkeitsbereichs der EZB als Bankenaufsichtsbehörde stellt.

Dies hindert die EZB daran, sich einen vollständigen Überblick über das Engagement einer Bank in Kryptowährungen zu verschaffen und wirksame Sicherheitsvorkehrungen zu treffen, wie z.B. eine Begrenzung des Engagements eines Kreditgebers gegenüber einem einzelnen Kunden, so Enria.

"Ein Aspekt, der uns im Moment Sorgen bereitet, ist die Möglichkeit, den bald geltenden aufsichtsrechtlichen Rahmen zu umgehen", sagte er in einer Rede auf einer Konferenz in Venedig.

"Wenn die von den Banken kontrollierten Krypto-Asset-Dienstleister nicht in den Bereich ihrer aufsichtsrechtlichen Konsolidierung fallen, könnten der BCBS-Standard und insbesondere die Risikogrenze unwirksam werden."

Er fügte hinzu, dass Krypto-Asset-Dienstleister "dringend" in die Liste der Finanzinstitute aufgenommen werden sollten, die die EZB gemäß den EU-Vorschriften beaufsichtigt.

In einer weiteren Warnung sagte er, dass die Bestimmung der EU-Verordnung über Märkte für Krypto-Assets (MiCAR), wonach Emittenten von Stablecoins 60 % der Reserven in Bankeinlagen halten müssen, "unbeabsichtigte Folgen" für die Finanzstabilität haben könnte, wenn dieses Geld abgezogen wird.

Er sagte, die Banken sollten sich nicht "auf volatile Einlagen verlassen, insbesondere nicht auf die von Krypto-Asset-Akteuren", aber letztere sollten auch gezwungen sein, mit verschiedenen Banken zusammenzuarbeiten, wenn MiCAR vollständig eingeführt wird.

MiCAR ist Ende Juni in Kraft getreten und wird bis Ende nächsten Jahres vollständig in Kraft treten. Die globalen Standards des Basler Ausschusses für Engagements in Kryptoanlagen sollen bis zum 1. Januar 2025 in EU-Recht umgesetzt werden.

Enrias Amtszeit als Vorsitzender des einheitlichen Aufsichtsgremiums der EZB läuft Ende dieses Jahres aus. Dann wird er von Claudia Buch, der derzeitigen Vizepräsidentin der Bundesbank, abgelöst.