NEW YORK/LONDON (awp international) - Die Ölpreise sind am Freitag gesunken, haben aber ihre starken Preiszuwächse der vergangenen Tage überwiegend halten können. Am Nachmittag kostete ein Barrel (je 159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im März 67,39 US-Dollar. Das waren 68 Cent weniger als am Vortag. Der Preis für ein Fass der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur Lieferung im Februar fiel um 85 Cent auf 61,16 Dollar.

Händler sprachen von einer Gegenbewegung nach kräftigen Kurszuwächsen an den Vortagen. Zuletzt hatten zahlreiche Gründe, darunter die Protestwelle im ölreichen Opec-Staat Iran, für Preisauftrieb am Erdölmarkt gesorgt. Die Preise für US-Rohöl und Brent-Öl waren am Vortag jeweils auf den höchsten Stand seit 2015 gestiegen. Am Donnerstag kamen neue Lagerdaten aus den USA hinzu. Erneut meldete die US-Regierung einen überraschend kräftigen Rückgang der Rohölbestände in der vergangenen Woche von mehr als 7 Millionen Barrel.

Im gesamten vierten Quartal 2017 wurde mit 40 Millionen Fässern so viel Rohöl in den Lagern abgebaut, wie seit 15 Jahren nicht mehr. Allerdings seien es zum Jahresende vor allem steuerliche Anreize, die die US-Raffinerien dazu bewögen, mehr Rohöl zu verarbeiten, schrieben Rohstoffexperten der Commerzbank in einem Marktkommentar. Dementsprechend kam es bei Ölprodukten wie Benzin und Destillaten (wie Heizöl oder Diesel) zuletzt auch zu Vorratssteigerungen.

Fallende Lagerbestände sind ein Hauptziel des Ölkartells Opec, das mit anderen grossen Produzenten mit einer Fördergrenze die Weltmarktpreise anheben will. Als grösster Konkurrent gilt die aufstrebende amerikanische Rohölindustrie, die ihre Produktion mithilfe des Fracking-Verfahrens Zug um Zug ausweitet. Die Förderung nähert sich schon der Marke von 10 Millionen Barrel je Tag. Damit zählen die USA mit Saudi-Arabien und Russland zu den grössten Förderländern./tos/jsl/he